Der Allgäu Airport Memmingerberg: Von Österreich lernen

Die Januar – Runde beschäftigte sich mit einem höchst aktuellen Thema: “Wieviel Flughafen braucht eine Region?“ Anlass war die Tatsache, dass der Allgäu Airport Memmingerberg in diesem Jahr durchstarten will. Dass der ehemalige Militärflughafen gute Chancen hat, ein echter Regionalflughafen und damit eine Startrampe für das Allgäu zu werden, machten die drei Referenten aus dem Allgäu deutlich. Ralf Schmid, Geschäftsführer air + park allgäu, Bernhard Joachim, Allgäu Marketing GmbH und Augustin Kröll von den Bergbahnen Oberstdorf.



Schmid hob vor allem die Tatsache hervor, dass exportorientierte Industrie und Tourismuswirtschaft beim Flughafenprojekt an einem Strang ziehen. Schon jetzt hätten sich sechs neue Gewerbebetriebe mit 30 Arbeitsplätzen am Flughafen angesiedelt, lobte er die Privatinitiativen. Angestrebt sei eine „klassisch gesunde Mischung aus incoming, outgoing und Gewerbe. In fünf Jahren will der Geschäftsführer mit diesem Konzept „eine schwarze Null“ schreiben, in acht bis neun Jahren rechnet er mit einem positiven Ergebnis. Ganz im Sinn seiner Auftraggeber, 26 Allgäuer Unternehmen, die den Flughafen zu 75 Prozent finanzieren und „auch mal Profit sehen wollen“. Schmid ist überzeugt, dass Memmingerberg großes Potenzial hat: „Wenn dieser Regionalflughafen nicht klappt, dann hat keiner eine Chance.“
Auch Tourismusexperte Bernhard Joachim setzt auf den Mini Airport als Startrampe für den Allgäu-Tourismus. Mit 17 Millionen Gästeübernachtungen im Jahr sei das Allgäu eine der wichtigsten alpinen Destinationen, betonte Joachim und der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Noch kämen 90 Prozent der Gäste aus Deutschland, angesichts der demographischen Entwicklung strebe man jedoch eine Internationalisierung der Gäste und damit neue Quellmärkte an. „Das Allgäu als Reiseziel ist für Europa interessant,“ glaubt Joachim und sieht in dieser Tatsache „ein großes Potenzial für einen allgäu airport“. Man brauche nur ins Nachbarland Österreich schauen, wo „nahezu jeder Flughafen ein Regionalflughafen ist“. Das Allgäu müsse einfach dazu lernen, wenn es im Spiel um die Destinationen dabei sein will. Joachim rechnet mit 100 bis 200 000 Gästen, die jährlich über den Flughafen Memmingerberg ins Allgäu einreisen könnten.
Auch Augustin Kröll setzt auf den Regionalflughafen, der „rein vom Autobahnnetz genial angeschlossen“ sei. Bei einem Umfeld von 40 000 Mittelständlern, die 65 Prozent ihrer Produkte exportieren, habe dieser echte „Schwaben-Airport“ eminente Bedeutung. Und im Tourismus gelte es, den Anschluss nicht zu verlieren. „Die Märkte wachsen uns nicht automatisch zu,“ mahnte Kröll. Man müsse sich schon engagiert darum bemühen.
Ein Flughafen Hahn (der Deutschland-Standort des Billigfliegers Ryan Air) des Allgäus werde Memmingerberg nicht werden, stellte Schmid klar: „Es nützt ja nichts, wenn der allgäu airport zum Sprungbrett für eine ausländische Gesellschaft wird, der Flughafenbetrieb subventioniert werden muss und darüber zugrunde geht.“ Da passe Hapag Lloyd Express schon besser ins Konzept, „ein Premium- Lowcost-Carrier, der mit ein bisschen Fantasie auch den Zugang zur Touristikmutter TUI“ ermögliche. Gespräche mit HLX liefen jedenfalls. Langfristig kann sich der Manager vorstellen, dass bis zu 500 000 Passagiere in Memmingerberg abgefertigt werden können, doch vorerst will er „mit kleinen Schritten“ vorankommen und möglichst auf allen Standbeinen wachsen. Warum, so fragte er provokativ in die Münchner Runde, sollte in ein paar Jahren nicht auch ein Münchner statt nach Erding nach Memmingerberg fahren, um von dort in den Urlaub zu fliegen, wenn er im Allgäu kostenlos parken und günstig abgefertigt werden kann.

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