Corona infiziert die Reiseindustrie

Es hat gedauert, bis die weltgrößte Reisemesse sich dazu entschloss, in der ersten Märzwoche die Tore der Berliner Messe nicht zu öffnen. Erstmals in ihrer 54-jährigen Geschichte findet die ITB nicht statt.

Auch im City Cube werden keine Veranstaltungen stattfinden.

Die zögerliche Reaktion auf das grassierende Corona Virus spiegelt die Unentschlossenheit einer Branche, die auf Optimismus gepolt ist und die in den letzten Jahren von Rekord zu Rekord eilte. Noch am Donnerstag hatte der Deutsche Reiseverband (DRV) erklärt, dass er trotz Corona keine Insolvenzen in der deutschen Pauschalreisebranche erwarte. Einen Tag darauf ging China Tours in die Insolvenz.

Milliardenverluste für die Branche

Nach dem Aus für die ITB warnen Branchenvertreter schon von einem „verlorenen Jahr“ für die Tourismuswirtschaft.   Schätzungen von Boston Economics auf der Basis von Erfahrungen mit dem Sars Virus zufolge könnte das Corona Virus der Touristik weltweit 20 Milliarden Euro kosten – und das nur im besten Fall. Allerdings habe Covid-19, wie die Lungenkrankheit, die Corona auslöst, genannt wird, eine ganz andere Dimension als Sars 2003. Im schlimmsten Fall beziffern die Experten die Kosten auf mehr als die dreifache Summe.

Reiseverkehr gerät ins Stocken

In der Touristik sind fast alle Bereiche betroffen. Nicht nur in China und Korea. Die rasche Ausbreitung in Italien, die ersten Corona Fälle in Deutschland, ja in ganz Europa machen nicht gerade Lust auf Urlaub. Nach Jahren des Wachstums könnte der internationale Reiseverkehr ins Stocken geraten. Die bisherigen Prognosen, die ein Wachstum von drei bis vier Prozent voraussagten, sind jetzt schon Makulatur. Ebenso wie der Milliarden-Umsatz, den die Reisebranche alljährlich auf der ITB machte.

Neue Umbuchungs- und Rücktrittsmöglichkeiten

Inzwischen reagieren auch die Veranstalter auf die Ängste der Bevölkerung.
Sollten Urlauber ihre Reise wegen des Corona Virus nicht antreten wollen, können sie etwa bei TUI Deutschland bis zum 30. April ihre Buchung bis 14 Tage vor Abreise kostenlos umbuchen oder stornieren. Die Regelung gilt laut TUI für alle Neubuchungen vom 29. Februar bis einschließlich 18. April.
Ähnlich hält es auch DERTouristik (Dertour, ITS, Jahn Reisen, Meier‘s Weltreisen, ADAC Reisen). Kostenlos sind die Stornierungs- und Umbuchungsmöglichkeiten für alle Neubuchungen zwischen 2. März und 30. April für den Reisezeitraum 2. März bis 31. Oktober. Auch hier muss die Stornierung oder Umbuchung 14 Tage vor der Abreise erfolgen.
Bei Schauinsland-Reisen können alle Pauschalreisen aber auch Nur-Hotel-Buchungen mit Abreise bis zum 31. Oktober, die ab sofort bis 31. März gebucht werden bis zum 15 April kostenfrei storniert werden – ebenfalls spätestens bis 14 Tage vor Abreise.
Bei FTI gilt die Regelung für Neubuchungen vom 1. März bis 18. April und für den Reisezeitraum bis einschließlich 31. Oktober.
Wichtig zu wissen: Eine Reiserücktrittsversicherung übernimmt keine Stornogebühren, wenn Urlauber aus Angst vor dem Corona Virus an ihrem Zielort eine Reise absagen. Versicherte hätten in diesem Fall keinen Kostenschutz, so der Bund der Versicherten in Hamburg.

Lufthansa streicht Flüge

Die Lufthansa will Flugzeuge am Boden lassen.

Wegen des grassierenden Virus will die Lufthansa in den nächsten Wochen ihre Kurzstreckenflüge deutlich eindampfen. Das Angebot könne auf der Kurz- und Mittelstrecke um bis zu 25 Prozent sinken, heißt es aus dem Konzern. Im Langstreckenverkehr sollen zusätzlich zehn Flieger am Boden bleiben.

Berlin befürchtet Millionenschaden

Die Absage der ITB infolge des Corona Virus hat allerdings noch mehr Auswirkungen – vor allem in Berlin, wo zwar das Berlin Travel Festival noch stattfindet, aber Messegesellschaft, Hoteliers, Restaurants und Taxibetriebe mit Millionen-Verlusten rechnen. Schätzungen zufolge hätten die 160 000 erwarteten Messebesucher 80 Millionen Euro in der Stadt ausgeben. Auch viele der 10 000 avisierten Aussteller könnten auf ihren bereits geleisteten Kosten sitzen bleiben: Messestand, Messebau, Unterkunft in Berlin, Standpersonal.

Und Deutschland?

Und dann wären da auch noch die Zielgebiete in Deutschland, die um ihre Besucher aus China bangen. Schon seit Januar fehlen die chinesischen Gruppen in Schloss Neuschwanstein im Allgäu.

In Schloss Neuschwanstein bleiben die Chinesen aus.

Auch im Schwarzwald spürt man das Ausbleiben der Chinesen. Es könnte noch schlimmer kommen, wenn auch Italiener auf geplante Reisen nach Deutschland verzichten.
Mehr unter https://lilos-reisen.de/eine-messe-in-dunklen-zeiten/ und
https://lilos-reisen.de/das-corona-virus-und-asien-reisen/

 

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