Es ist doch immer wieder spannend, auf Nostalgie-Trip zu gehen. Vor langer, langer Zeit habe ich meine Mutter jahrelang zu Kuren nach Bad Gögging begleitet. Damals war es ein Kaff mit zwei Kurhotels, in denen es penetrant nach Schwefel roch.
Es war das Schwefelwasser, das meine Mutter, die an schwerer Polyarthritis litt, in dieses „Bad“ im niederbayerischen Nirgendwo gelockt hatte. Jahr für Jahr fuhren wir dorthin. Meine Erinnerungen an diese Zeit sind zwiespältig. Für ein junges Mädchen war die Umgebung nicht gerade inspirierend. Aber ich machte auch einige Erfahrungen, die ich nicht missen möchte.
Ausflüge und kleine Vergnügungen
Wenn mein Vater zu Besuch kam, fuhren wir in die nähere Umgebung, nach Kelheim, zum Donaudurchbruch, nach Abensberg, auch mal zu den römischen Ausgrabungen im nur wenige Kilometer entfernten Eining. Und natürlich freute ich mich über den Besuch von Freunden. Dann gingen wir zu Fuß nach Neustadt zum Eisessen, zum Baden an einen der nahe gelegenen Seen oder auch mal ins Café Eisvogel zum Minigolf.
Jetzt bin ich also wieder da. Und habe Bad Gögging fast nicht mehr erkannt. Der Ort ist nach der Entdeckung der Thermalquelle buchstäblich über sich hinausgewachsen, von gesichtslosen Neubaugebieten umwuchert. Hotelkästen mit römischen Namen sind rund um die Limestherme aus dem Boden geschossen. Und das Café Eisvogel hat sich zu einem luxuriösen Hotel gemausert. Was der Masseur Hans Zettl 1949 begonnen hatte, setzen seine Nachkommen mit viel Engagement fort.
1960 gab‘s die ersten „Fremdenzimmer“, die schon bald mit Dusche und WC ausgestattet wurden. An die alten Zeiten erinnern heute die gemütlichen Stuben, teilweise mit Holzvertäfelung und Kachelofen. Und natürlich der Weiher. Denn der hatte einst den Eisvogel angelockt, der wiederum dafür sorgte, dass die Kurgäste ins Café kamen, um den schönen Vogel zu bewundern.
Die Farben des Eisvogels
Seine schillernden Farben inspirierten jetzt auch Margit und Martin Zettl-Feldmann und Tochter Theresa bei der Neugestaltung von 25 ganz besonderen Zimmern im Haupthaus. In den meisten anderen Zimmern dominieren helle Farben und Landhausmöbel, während die Ausstattung in den beiden Suiten fast opulent wirkt. Das ganze „Wellness- und Genusshotel“ strahlt Großzügigkeit aus, angefangen von der Lobby, wo eine Isetta die Blicke auf sich zieht über den schönen Indoor-Pool samt Sauna-Welt bis zum weitläufigen Spa-Bereich.
Und während ich mich mit einer Hopfenöl-Massage verwöhnen lasse, denke ich zurück ans Römerbad, wo ich hin und wieder ein Moorbad machen durfte. Was für ein Unterschied! Hell und luftig sind die Spa-Räume, ganz anders als die Zellen früherer Zeiten. Ein kurzer Fußweg führt zur Familienkapelle, die Karl Zettl 2009 erbauen ließ – aus Dankbarkeit für die Enkel.
Wie in einer Zeitkapsel
Der alte Römerbad-Park ist noch teilweise erhalten. Auch da erinnert mich noch so manches an die alte Zeit. Das Römerbad selbst und die Terrasse davor wirken wie aus der Zeit gefallen. Beim Anblick des unscheinbaren Gebäudes komme ich mir vor wie in einer Zeitkapsel. Gerade so, als könnte meine Mutter jede Minute aus dem Haus kommen…
Heute gehört auch das Römerbad ebenso wie das nahe gelegene Trajansbad, die beide am Anfang der Entwicklung von Gögging als Heilbad standen, ins Reich der Familie Zettl. Die Villa Aurelia, die Premium Reha verspricht, macht sich schräg gegenüber im Park breit, und auch das ehemalige Trajansbad auf der anderen Straßenseite präsentiert sich als Kurhotel Kaiser Trajan mit einem Säulenbogen geradezu hochherrschaftlich.
Auch die Römer waren schon da
Dass auch die anderen Hotels in Bad Gögging mit ihren Namen auf die Römer verweisen, kommt nicht von ungefähr, wie man im kleinen Römermuseum bei der Kirche erfahren kann. Die ersten Badeanlagen soll Kaiser Trajan 80 nach Christus erbaut haben. Zu sehen sind vier Einzelwannen und die römische Unterbodenheizung – allerdings nur, wenn das Museum geöffnet hat.
Immer zugänglich dagegen ist das Kastell Abusina im nahen Eining, ein gepflegter Landschaftspark mit vielen interessant gestalteten Informationen zur Römer-Geschichte am Unesco-Welterbe Limes. Auch da hat sich viel getan. Tore aus Corten-Stahl öffnen sich in die Landschaft und informieren über die Geschichte des römischen Militärlagers ebenso wie das Eingangsgebäude. Von der Aussichtsplattform hat man den besten Überblick über den schön gestalteten Römerpark.
Hinweis Die Recherche wurde unterstützt vom Wellness- und Genusshotel Eisvogel
August 2, 2022
Teile einiges deiner Erinnerungen ebenfalls, scheint sich vieles doch immens weiterentwickelt zu haben, war zuletzt 1995 dort….bfr
August 5, 2022
Ja, kaum wieder zu erkennen! Nur im Zentrum und im Römerbad selbst hat sich wenig verändert.
September 14, 2022
Hallo liebe Frau Solcher,
das ist ja eine Überraschung für mich gewesen. Ich habe gerade über Argus Ihren Bericht Zu Besuch beim grünen Herkules gesehen. Als Sie im Eisvogel waren, sind wir uns beide fast über den Weg gelaufen. Seit Mai bin ich in Bad Gögging als Tourismus-Direktor tätig, nachdem ich einige Zeit im Schwarzwald tätig war.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen und auf ein nächstes gemeinsames Projekt, wenn es Ihnen möglich und erwünscht ist. Wir haben immer sehr viele Kunden und Gäste aus dem Raum Augsburg. Insofern können wir sehr gut zusammen arbeiten. Haben Sie noch Kontakt zu Stefan Stremel? Oder sind Sie für eine andere Agentur tätig geworden? Nichts ist so sicher, wie der ständige Wechsel…..
Viele liebe Grüße
Ihr Bernhard Meyer
September 15, 2022
Schade, dass wir uns da nicht gesprochen haben, Herr Meyer. Bad Gögging war für mich tatsächlich über Jahre so etwas wie Ferienheimat. Deshalb war der Aufenthalt im Eisvogel auch eine Reise in die eigene Vergangenheit. Was nicht heißen soll, dass ich nicht an dem einen oder anderen Thema interessiert sein könnte. Zu Stefan habe ich guten Kontakt.