Aus der Giftküche: Herbert Rosendorfers „Der Hilfskoch“

Der Hilfskoch: oder wie ich beinahe Schriftsteller wurde
(Buch)
Autor: Herbert Rosendorfer
Verlag: Nymphenburger
Erschienen am: 2005-08
Seiten: 357
ISBN: 3485010642

Er ist schon ganz schön rumgekommen für sein alter, der Hilfskoch Stephan Kuggler (mit zwei g) oder war es eher der Jurastudent Leitiv Olaf oder doch jener ominöse Herr Zugger, den der Herr Konsul Hermann so sehr schätzte? Herbert Rosendorfer startet mit seinem neuen Buch „Der Hilfskoch oder wie ich beinahe Schriftsteller wurde” ein literarisches Verwirrspiel. Denn jener Hilfskoch hatte in seinem früheren Leben alle drei Identitäten. Ein Mann für alle Fälle eben.
Und um die Verwicklungen und Verwechslungen voll zu machen, hat er als Taxifahrer einen Lektor Hermann kennen gelernt, dem er ständig neue Entwürfe für einen autobiographischen Roman unterbreitet. Das gibt Herbert Rosendorfer, der mit den „Briefen in die chinesische Vergangenheit” zum Bestseller-Autor avancierte, Gelegenheit zu einer bitterbösen Abrechnung mit dem Literaturbetrieb.
Und weil’s gar so schön ist, bekommen gleich auch noch die Promis jedweder Couleur ihr Fett ab. Die Giftküche des naiven Hilfskochs ist schier unerschöpflich, die ätzende Kritik trifft den Kritikerpapst ebenso wie den Großphilosophen, den Literaturagenten wie den Fußballkaiser, die bildende Kunst, das Nobelpreis-Komittee und den Journalismus. Kurz die ganze Soßeijetie.
Das liest sich im besten Sinn dann so: „Was in der Soßeijetie eine Ikone oder eventuell bereits Legende ist, das ist im Sportbereich ein Titan, wobei solcher im späteren Gebrechlichkeitszustand und nicht mehr Sportvollbringungen und Rekorde erzielen könnend auch zu Ikonen oder Legenden gerinnen.” Oder so: „Die Vorstellung des Buches fand dann im Intercontinental statt. Alles war da, was Rang und Namen, den keiner kannte, hat. Es war also großartig.”
Doch so großartig auch der schwarze Humor und die grimmige Satire daherkommen, auf über 350 Seiten wird das Ganze einfach zu viel. Noch unverdaulicher wird die Suppe, weil der frustrierte Hilfskoch auch manchmal die Bodenhaftung verliert und über Dinge schwadroniert, die man lieber nicht auf Stammtischmanier abhandelt.
Das liest sich dann so: „Die Sabbergreise von der schwedischen Akademie hätten die Hosen gestrichen voll, wenn sie den Ruschdie wählen würden für den Nobelpreis. Würden fürchten, daß so ein Ayatollah seine Killerbande schickt und mit Maschinenpistole die Tatterakademisten niedermäht ­ obwohl es, im Vertrauen gesagt, nicht schade wäre um die.” Selten so gelacht…
Fazit ist eine Binsenweisheit: Weniger wäre mehr gewesen.
Herbert Rosendorfer, Der Hilfskoch, Nymphenburger, 358 S., 22,90 ¤

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