Grün sind die kleinen Flitzer, grün wie die Wiesen unterm Dachstein bei Sonnenschein. Die knuffigen Autos sind E-Cars, stehen also unter Strom. Und der, so versichert Melanie Schaumberger von der Tourismusmarketing GmbH Schladming-Dachstein würde zum größten Teil per Wasserkraft erzeugt. Schladming will seine Sommergäste e-mobil machen. Dafür stehen nicht nur fünf grüne E-Cars bereit, sondern auch 150 E-Bikes für alle, die sich zwar sportlich betätigen aber angesichts mancher Anstiege nicht überstrapazieren wollen. Selbst die Kart-Rennbahn im WM-Park Planai setzt auf Elektro-Antrieb.
Die SommerCard macht vieles möglich
Den Schladminger Pioniergeist macht Tourismusdirektor Mathias Schattleitner dafür verantwortlich, dass der durch die Ski-WM 2013 bekannt gewordene Wintersportort am Fuß des Unesco Weltnaturerbes Dachstein auch im Sommer punkten kann. Nicht zuletzt dank der SommerCard, die freien Zutritt zu über 100 „Top-Attraktionen“ verheißt und bis zu 50 Prozent Ermäßigung bei „über 100 Bonusleistungen“. „Das macht uns so schnell keiner nach,“ ist Schattleitner überzeugt. Selbst die Fahrt mit der Panoramagondel auf den Dachstein bekommen die Gäste mit der SommerCard umsonst – einmal pro Woche. Mit etwas Glück finden sie auch Platz auf dem „Gondelbalkon“, wo man sich den Wind um die Nase wehen lassen kann und die Felsen zum Greifen nahe sind.
Skywalk und Treppe ins Nichts auf dem Dachstein
Droben in der Gletscherwelt müssen die Bergfreunde allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen. Schließlich erwartet sie da zum grandiosen Rundum-Panorama in 3D eine eiskalte Reise durch die Steiermark im Eispalast samt dem Lindwurm vom Grimmingboden als Eisskulptur und Nervenkitzel pur auf Österreichs höchst gelegener Hängebrücke. Wer keine Höhenangst hat, kann sich noch auf die „Treppe ins Nichts“ wagen, 14 Stufen, die scheinbar in den Abgrund führen und durch das Glaspodest den Blick ins Bodenlose ermöglichen. Wem das zu gewagt ist, der begnügt sich mit den Aus- und Tiefblicken auf dem Dachstein Skywalk. Die Konstruktion aus 40 Tonnen Stahl ragt etwa vier Meter über die Felskante hinaus und macht trotzdem einen äußerst stabilen Eindruck.
Von hier aus könnte man bei klarer Sicht bis zum Triglav in Slowenien sehen, sagt Melanie. Doch an diesem Tag stapeln sich dicke Wolken am Horizont, dafür ist der Himmel über dem Dachstein-Massiv blau.
Auch Ai Wei Wei hat sich hier verewigt
Wenn man wüsste, wo man suchen muss, könnte man vielleicht sogar den Felsbrocken sehen, der auf Veranlassung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei von einem Hubschreiber auf dem 2995 Meter hohen Dachsteingipfel platziert wurde. Der vier Tonnen schwere Brocken stammt aus der chinesischen Provinz Sichuan, wo er sich während eines Erdbebens 2008 gelöst hatte. Die Aktion hatte vor sechs Jahren für heftige Reaktionen gesorgt, heute erinnern nur ein paar Fotos daran – und natürlich der Felsbrocken, der mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Das Projekt sei auch ein Impuls, über globale Mobilität nachzudenken, hatte der künstlerische Leiter der „regionale 10“, in deren Rahmen die Aktion stattfand, erklärt. Womit wir wieder bei Schladming und der E-Mobilität wären.
Mit dem E-Bike zu den wilden Wassern
Wer mit dem E-Bike die Gegend erkunden will, muss kein Rennradler sein und auch kein Mountainbiker. Der E-Antrieb sorgt dafür, dass auch steilere Anstieg fast kinderleicht zu erklimmen sind. Und „downhill“ geht’s ja e-mobil ohnehin wie von selbst. Lohnend und wenig anstrengend ist eine Rundtour zu den „Wilden Wassern“ im Untertal. Dort, wo der Talbach rauscht, klapperten früher auch die Mühlen. Eine einzige ist noch übrig, halb versteckt, neben einem von schwefelgelben Flechten überzogenem Felsen. Die Räder fahren auf einem Grasweg ebenso sicher wie auf der Teerstraße, sie nehmen Geröll nicht übel, auch nicht Regenrinnen. Einladende Wirtshäuser stehen am Wegrand, ein Brunnen mit klarem Bergwasser, Kinderspielgeräte.
Vorbei am „schönen Moor“ führt die Straße zum Almgasthof Riesachfall. Da allerdings ist Endstation für die E-Mobilität. Jetzt muss jeder selbst die Energie aufbringen, über hohe Stufen und steile Wege hinaufzulaufen zu den spektakulären Riesach-Wasserfällen. Das Wasser schäumt, die weiße Gischt sprüht ihre Tropfen bis zum Weg. Weiter oben geht’s über eine Brücke und noch weiter oben kann man auf einer schwankenden Hängebrücke Mut beweisen. Ein älteres Paar fotografiert sich gegenseitig, ein Vater versucht seinen weinenden Sprößling zu überreden, sich doch auf die Brücke zu wagen. Ein kleines Mädchen hüpft unbesorgt von einem Ende zum anderen.
Drunten im Almgasthof ist Deftiges angesagt: Kaspressknödel, Kasnocken oder Spinatknödel. Wie gut, dass es auf dem Rückweg fast nur bergab geht…
Auf der Sonnenalm wird gern gefeiert
Hinauf zur Sonnenalm auf 1350 Metern Höhe führen viele Haarnadelkurven. Natürlich könnte man sie mit dem E-Bike bewältigen, erst recht mit dem E-Car. Doch die Sonnenalm ist berüchtigt und wer kein Anti-Alkoholiker ist, kommt angesichts des Schnaps-Angebots schnell in Versuchung, über den Durst zu trinken. Also nix mit e-mobil, hier ist ein Taxi die bessere Idee. Hüttenwirt Gerhard, ein kerniges Mannsbild, empfängt schon mit einem Gläschen Zirbenschnaps. Und je weiter der Abend fortschreitet, desto großzügiger schenkt er aus. Nebenan feiert eine Gruppe junger Frauen lautstark Junggesellinnen-Abschied, am Stammtisch hocken ein paar Einheimische und politisieren. Gerhard serviert eine riesige Portion Hüttenschmaus mit viel Fleisch, Knödeln und Sauerkraut, danach noch einen fluffigen Kaiserschmarrn. Es wird ein langer feuchtfröhlicher Hüttenabend, und zwischendurch erzählt der Gerhard von Polit-Promis, die hier schon gefeiert haben und davon, dass die Küche vor allem Produkte aus dem Bauernhof der Familie verwendet. Am Ende greift er noch zur Ziehharmonika und bringt ein Ständchen dar. Kein Wunder, dass die Mädels hier feiern… Wie sie nach diesem durchzechten Abend in ihr Hotel kommen? Der Gerhard lacht. Für den Shuttle sei schon gesorgt, sagt er. Auch da kommt allerdings kein E-Car zum Einsatz. Die grünen Flitzer sind zu klein für die Mädchen-Meute.
Info: Wer umweltfreundlich nach Schladming anreisen will, tut das am besten mit der Bahn. Im günstigsten Fall zahlt man für die Anreise ab 19 Euro. Kinder unter 15 fahren kostenfrei mit: www.bahn.de (Sparpreisfinder) Mobil vor Ort sind Gäste mit der SommerCard, die die freie Nutzung der Talbusse ermöglicht. Wer’s individueller mag, kann sich ein E-Cart ausleihen. Der Renault Twizy kostet für vier Stunden 22 Euro, ein E-Smart 29 und der BMW i3 33 Euro. Für so eine kurze Ausfahrt eignet sich der Besuch am Dachsteingletscher über die Mautstraße (freie Fahrt mit der SommerCard). An der Talstation gibt es eine E-Tankstelle: www.sommercard.info, www.planai.at
E-Bikes kosten 19 Euro für einen halben und 26 Euro für den ganzen Tag. Mit der SommerCard gibt’s 15 Prozent Rabatt.
Der Eintritt in die Gletschewelt am Dachstein kostet 10 Euro für Erwachsene, acht Euro für Jugendliche und 5.50 Euro für Kinder: http://www.derdachstein.at/de/dachstein-gletscherwelt/gletscher-erlebnis
Wer mal ein E-GoKart ausprobieren möchte – sie sind ziemlich rasant, zahlt für acht Minuten auf der Rennstrecke 13 Euro: www.kartraceschladming.at
Allgemeine Auskünfte zu Schladming: Schladming-Dachstein Tourismusmarketing GmbH, Ramsauerstr. 756, 8970 Schladming/Austria, Tel. 0043/3687/23310, E-Mail: info@schladming-dachstein.at, www.schladming-dachstein.at