Alpenwelten: Berge im Licht

„Wasser, Fels und die Unendlichkeit“ am Matterhorn, eine mauergraue Traumlandschaft in den Karnischen Alpen, Urwelt in der Bergkulisse des Lac des Béraudes: Schon die Eingangsbilder zu dem schwergewichtigen Bildband Alpenwelten zeigen, dass die Gebirge weit mehr sind eine spektakuläre Felslandschaft. Stefan Hefele setzt auch in den großformatigen und großartigen Folgebildern die Alpen gekonnt in Szene, während Autor Eugen E. Hüseler dazu einlädt, über die Entwicklung des Tourismus in den Alpen nachzudenken, über den Mythos Berg und seine Wandlung vom sagenumwobenen Wohnsitz der Götter zum „Playground of Europe“ und über die Eigenheiten der einzelnen Alpenwelten.

Himmlisch: Der Lago del Sorapis in den Dolomiten. Im Hintergrund der Finger Gottes.                                  Foto: Stefan Hefele/Bruckmann

Zitate von Petrarca über Lord Byron, Rousseau, Cezanne und Rilke bis zu Hubert von Goisern und – natürlich – Reinhold Messner lassen ahnen, was die Berge für den Menschen bedeuten. „Am Berg bin ich gern allein,“ schreibt Hüseler. „Die Natur und ich, wir sind da einer Meinung: Weniger sind mehr, und die Massen gehören woanders hin.“ Doch längst schon haben auch die Outdoor-Industrie und die Liftbetreiber die Berge in ihre Dienste gestellt und sorgen gemeinsam mit der Tourismusindustrie dafür, dass die Alpen zum Spiel- und Sportplatz verweltlichen. Mit seinen fantastischen Aufnahmen gibt Fotograf Stefan Hefele den Bergen einen Teil ihres Geheimnisses zurück. Er zeigt die Gipfel im gleißenden Sonnenlicht und von dunklen Wolkenmassen bedroht, im grünen Mantel von Wäldern und Wiesen und als graue Felsmauern, schneebedeckt und als Spiegelbild in Seen, im Eis erstarrt und farbenfroh überm Blütenmeer.  Aber (fast) immer menschenleer.

Dämmerung über dem Falschkogel in den Lechtaler Alpen.                         Foto: Stefan Hefele/Bruckmann

Und während der Betrachter sind in Träumen von einer unberührten Natur zu verlieren droht, holt ihn Hüseler zurück auf den Boden der Tatsachen: Die Alpen, schreibt er, „sind zur Projektionsfläche für die unerfüllten Wünsche eines fremdbestimmten Lebens geworden.“ Wie die Welt, das zeigt dieses grandiose Buch, wandeln sich auch die Berge. „Wie immer schon, seit es die Erde gibt.“ Und manches wandelt sich sogar zum Besseren wie im Parco Nazionale de Val Grande, wo seit der Ernennung zum Schutzgebiet die Natur in einer ausgelaugten Landschaft wieder zu ihrem Recht kommt.
Info: Eugen E. Hüsler/Stefan Hefele. Alpenwelten, Bruckmann, 320 S., 98 Euro

 

 

 

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