Einen Daniel Düsentrieb der Steinzeit nannte ein Kritiker begeistert Edward, den Affenmenschen, der mit seiner Sippe zum Vorläufer des Menschengeschlechts wurde. Und Edward ist in der Tat ein genialer Erfinder, er stiehlt den Vulkanen das Feuer, erfindet Pfeil und Bogen und macht seine Sippe sesshaft. Ganz ohne Feinde können sie sich anderen Dingen zuwenden wie der Liebe, der Malerei, ja sogar der Kochkunst. Edward ist unser aller Adam, der Urvater. Sein Schöpfer Roy Lewis, der 1996 im Alter von 83 Jahren starb, hat ihn uns hinterlassen, um uns den Spiegel vorzuhalten. Einen Spiegel aus dem Pleistozän.
Jetzt ist das Buch, das im englischen Sprachraum ein Riesenerfolg war, auch auf Deutsch erschienen – und es hat nichts von seinem Biss verloren. In diesem Edward erkennen wir uns wieder, unsere Hoffnungen, unsere Sehnsüchte auf Steinzeitmaß. Wie alle Eltern will Edward, dass es seine Nachkommen einmal besser haben sollen. Deshalb arbeitet er unermüdlich daran, die Lebensverhältnisse zu optimieren. Und das Ende vom Lied? Der alte Patriarch, der nicht rechtzeitig abtreten will, wird abgesägt – von den Söhnen, die nach vorne drängen. So ist das Gesetz der Wildnis bis heute. Und das der Menschen? Wie weit haben wir uns wirklich entwickelt seit unseren Anfängen?
Aber keine Angst, Roy Lewis hat kein moralinsaures Buch geschrieben, sondern einen Roman der manchmal zum Brüllen komisch ist, was vor allem an den Passagen mit hohem Wiedererkennungswert liegt. Allzu weit, das lehrt uns diese kluge Satire, haben wir uns von unseren tierischen Vorfahren nicht entfernt.
Info: Roy Lewis, Edward – Wie ich zum Menschen wurde, Unionsverlag, 216 S., 14,95 Euro