Bauchlandung: Hubertus Meyer-Burckhardts „Die Kündigung“

So etwas kann jedem passieren, vor allem, wenn man erfolgreicher Manager ist: Die Kündigung wirft einen aus dem Leben. Hubertus Meyer-Burckhardt beschäftigt sich in seinem ambitionierten Roman mit den Folgen einer solchen Kündigung.

Simon Kannstatt hat sich mit seiner Investmentfirma identifiziert, seine
Identität erschöpfte sich darin, Manager zu sein. Nach der Kündigung
zerbricht für ihn buchstäblich die Welt. Zuerst versucht er, wenigstens
den Schein aufrecht zu halten. Wie kleinere Lichter weiterhin so tun als
eilten sie ins Büro, fliegt Kannstatt weiterhin Business Class. Doch
die Wirklichkeit lässt sich nicht draußen halten: Der geschasste Manager
schickt seinem Chef eine Morddrohung, er trinkt und redet zu viel und
fliegt aus der Business Class. Da hilft dann nur mehr die Flucht in die
Fantasie, wo sich Kannstatt eine Fantasie-Existenz aufbaut. Traum und
Realität verschmelzen immer mehr, so dass weder der Leser noch der
Ex-Manager so recht unterscheiden können, wo sie sich befinden.
Meyer-Burckhardt hat ein spannendes Thema gewählt und einen starken
Anfang gefunden. Doch er kann den ehrgeizigen Höhenflug nicht halten und
legt zu Ende fast eine Bruchlandung hin. Zu viel wollte er wohl in
dieses schmale Büchlein reinpacken, zu viele Erinnerungen an
literarische oder filmische Vorbilder werden geweckt. Zu gewollt ist die
Sprache. Schade, die Frage „Was bleibt von der Person ohne die
Funktion?“ hätte eine überlegtere Antwort verdient.
Hubertus Meyer-Burckhardt, Die Kündigung, Ullstein, 155 S., 18 Euro 

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