Weihnachten naht, Geschenke-Zeit. Hoch-Zeit für Bücher. Wer gerne reist, liest auch gerne über Reisen. Doch die Auswahl ist riesig. Bildbände, Reisebücher, Kochbücher, Belletristik, ja sogar Kalender – sie alle beschäftigen sich mit den schönen Seiten des Reisens, mal in Hochglanz, mal im Taschenbuchformat, mal kritisch, mal zum Träumen. Aber welches Buch für welchen Typ? Lassen Sie sich von unserer kleinen Auswahl inspirieren.
Für Träumer
Express und die Deutsche Alpenstraße, Budapest und Krakau, Amsterdam und
St. Petersburg, die Schlösser Schottlands und der Mont St. Michel – 52
traumhafte Wochenendtrips stellen die Italienerinnen Cinzia Rando und
Elena Luraghi im gleichnamigen Bildband vor. Kein Wunder, dass Italien
in diesem Buch der Reiseträume den größten Raum einnimmt. Aber die
Autorinnen haben sich auch anderweitig umgesehen und eine bunte Palette
zusammengestellt: Städtereisen und Badetrips, Winterzauber und
Landpartien, kurz: viele Ideen für den schnellen Tapetenwechsel. Dazu
jede Menge Tipps fürs Nachtleben und den Einkaufsbummel, für
Museumsbesuche, Radtouren und Besonderheiten vor Ort. Natürlich auch
Adressen, wo man gut isst und trinkt und wo man originell übernachten
kann. Ein bunter Bilderreigen zum Wegträumen und Wegfahren.
Info: Cinzia Rando und Elena Luraghi, 52 traumhafte Wochenendtrips,
White Star Verlag, 352 S., 24,95 Euro, ISBN 978-3-86726-182-1
Für Schneeliebhaber
Hermann Hesse schreibt über „Winterglanz“, Henry Hoek beschreibt ein
„Wintermärchen“ und Brigitte Kronauer wundert sich über „Schnee“.
Geschichten von Eis und Schnee hat Emil Zopfi unter dem Titel
„Winterwandern“ zusammen gestellt: klassische wie Erich Kästners „Drei
Männer im Schnee“, niedliche wie Johanna Spyris Beschreibung von Heidi
bei der Großmutter, traurige wie Marlen Haushofers „Das Reh“, grausame
wie Hemingways Erinnerungen an einen Lawinenwinter im Montafon,
zauberhafte wie Max Frischs „Schneefreude“. Sie alle erzählen vom
Unterwegssein im Winter und davon, wie Schnee die Welt verändert, wie er
alles zudeckt -auch die Wege und so die Wanderer manchmal irreführt.
Ein Büchlein für lange Winterabende am Kamin – am besten in den Bergen.
Info: Emil Zopfi Hrsg., Winterwandern – Geschichten von Schnee und Eis, Unionsverlag, 217 S., 12,90 Euro, ISBN 978-3293004368
Für Popart-Fans
New York Bücher gibt es wie Sand am Meer. Doch dieses dicke Buch ist
einmalig: Erstmals hat der amerikanische Pop-Artist James Rizzi ein
Kunst-Reise-Buch gestaltet, kunterbunt und wuselig. Ganz ohne die sonst
üblichen Wolkenkratzer-Fotos, dafür voller Wimmelbilder mit Spaßfaktor.
Zusammen mit Peter Bührer hat Rizzi seine Heimatstadt porträtiert. Dabei
gibt der bekennende New Yorker jede Menge Tipps für Besucher: Wo sie
bleiben und essen, wo sie Spaß haben und sich fürchten können, wo es das
beste Eis und den schönsten Weihnachtsbaum gibt. Auch wer im Big Apple
heiraten oder mit den Wall Street Analysten feiern will, findet hier die
richtigen Adressen. Dazu gibt’s die wichtigsten Do’s and Dont’s für
Leute, die sich in der coolen US-Metropole nicht blamieren wollen. Das
alles garniert mit typischen Rizzi-Bildern und versteckten kleinen
Geschenken wie einer funktionsfähigen Metro-Card im Rizzi-Look,
Pop-Art-Postkarten, Kofferanhängern oder einer CD in Form eines
New-York-Taxis „Rizzi Walks & Talks“, die Lust macht, sofort einen
Flug nach New York zu buchen. Das 2,8 Kilogramm schwere Kunstbuch
braucht man dabei nicht mitzuschleppen. Dazu gibt’s den My New York City
Guide, ebenfalls von James Rizzi, im handlichen Marco-Polo-Format.
Info: James Rizzi und Peter Bührer, My New York City – Das Buch, Marco Polo, 352 S., 99,90 Euro, ISBN 978-3-8297-0638-4
James Rizzi und Peter Bührer, My New York City – Der Guide, Marco Polo, 240 S., 19,90 Euro, ISBN 978-3-8297-0639-1
Für Feinschmecker
Alfons Schuhbeck ist Koch aus Leidenschaft und er ist ein Gewürzexperte.
Diese Kenntnis kommt nicht von ungefähr, Schuhbeck hat sie sich
er-reist. Das opulente Buch „Meine Reise in die Welt der Gewürze“ lädt
dazu ein, den Kenner auf seinen Wegen durch die Welt der Gewürze zu
begleiten, mit ihm Station zu machen in den schönsten Basaren von Beirut
bis Jerusalem, einzutauchen in die Düfte des Orients. Und dann kann man
sich auch noch in die Geschichte der Gewürze vertiefen und in die
Heilkraft der Kräuter, kann über das Viagra der Antike lesen und über
die magischen Kräfte des Kümmels. Eigens für dieses Buch hat der
Gewürzalchimist Schuhbeck neue Gewürzmischungen kreiert, die Orient und
Okzident versöhnen. Wem schon beim Anschauen der Mund wässrig wird, der
kann selbst Abhilfe schaffen und eines der würzigen Rezepte nachkochen,
die im zweiten Teil des Buches zu finden sind, allesamt mit persönlichen
Tipps des Meisters versehen. Das Mokkakonfekt mit Dattelmarzipan und
Sesam-Weichkrokant würde sich auf jedem Weihnachtsteller gut machen…
Info: Alfons Schuhbeck, Meine Reise in die Welt der Gewürze, ZabertSandmann, 394 S., 24,95 Euro, ISBN 978-3898832977
Für Leser
Auch der Titel von Doris Dörries neuem Roman „Alles inklusive“
verspricht leichte Urlaubskost. Was die Regisseurin und Autorin mit
einem Zeitabstand von 30 Jahren zusammengerührt hat, ist freilich
schwerer verdaulich als das überschaubare All-Inclusive-Frühstücksbüfett
im spanischen Torremolinos, wo Dörrie ihr Pauschalurlauber-Getto
angesiedelt hat und wo ihre Generationen-Geschichte auch spielt. „Alles
inklusive“ erzählt von der ewigen Suche nach dem Glück, das die
Protagonisten im Urlaub oder auf der Trauminsel zu finden hoffen. Dabei
stranden sie in Ferienkulissen, die nur unzureichend den Blick auf die
Realität – und das Elend der Welt – verstellen. Dörrie arbeitet mit
harten Kontrasten und schnellen Schnitten und sie hat ihren Roman mit
einem schrägen Personal bestückt als wär’s ein Stück von Pedro
Almodovar. So nah bei einander liegen Tragödie und Komödie, dass man
buchstäblich Tränen lachen kann.
Info: Doris Dörrie, Alles inklusive, Diogenes, 256 S., 21,90 Euro, ISBN 978-3257067811
Für Kinder
alte Ängste. All das zeigt dieses fantastische Bilderbuch von Nikolaus
Heidelbach mit dem rätselhaften Titel „Wenn ich groß bin werde ich
Seehund“. Eine Geschichte von Vater, Mutter, Kind, von der ewigen Angst
vor Verlusten. Vom Verwandeln und – natürlich – vom Meer, großartig in
Szene gesetzt von einem außergewöhnlichen Künstler, der auch dem Ekligen
noch Schönheit abzugewinnen weiß.
Info: Nikolaus Heidelbach, Wenn ich groß bin, werde ich Seehund, Beltz, 14,95 Euro, ISBN 978-3407794437 (ab 5)
Fürs ganze Jahr
uns Gedanken hinterlassen, die auch uns berühren können, die uns aus
der Seele sprechen. Von Enttäuschungen erzählen die einen, von Euphorie
die anderen. Der literarische Reisekalender versammelt solche
Dichter-Gedanken samt Bildern, die dazu passen und entführt so die
Betrachter von Woche zu Woche in poetisch inszenierte Welten. Mitte Juni
etwa darf Richard Dehmel reimen: „Wer niemals fühlte per Pedal,/dem ist
die Welt ein Jammertal!/Ich radle, radle, radle.“ Und Ende August
räsoniert Durs Grünbein: „Dies sind die orte, die man zielbewußt
passiert,/ Und denkt sich nichts und schwebt umher: als wär man hier/
Nicht fast schon dort. Das Tor zum Himmelreich/ War dann ein Flugsteig,
den man eben noch erreichte.“ 54 Blätter voller Überraschungen.
Info: Der literarische Reisekalender, Schöffling & Co, 22,95 Euro, ISBN 978-3895618314
