Der Reiseveranstalter Thomas Cook gilt als Erfinder der Pauschalreise. Alles begann mit einem Reiseangebot für Abstinenzler von Leicester nach Loughborough. Mit voll durchorganisierten Ausflügen und Reisen wurde der 33-jährige Laienprediger Thomas Cook zum Wegbereiter für den Pauschaltourimus. Gut eineinhalb Jahrhunderte später sind seine Nachfolger mit dieser Reiseform in die Krise geraten. Neue Reiseformen sind gefragt. Ich habe mit der Thomas-Cook-Chefin Stefanie Berk über die Zukunft gesprochen.
Attraktives Portfolio im deutschen Markt
Thomas Cook macht gerade wieder Schlagzeilen mit einer Meldung über einen möglichen Verkauf an den chinesischen Mischkonzern Fosun. Erst kürzlich hatte der schwedische Finanzinvestor Triton Partners Interesse am Kauf des Veranstaltergeschäfts von Thomas Cook in Nordeuropa geäußert. Wie betroffen ist davon Ihr Geschäft in Deutschland?
Stefanie Berk Es ist richtig, dass wir ein vorläufiges und unaufgefordertes Angebot von Triton erhalten haben und uns im Gespräch mit Fosun befinden. Unser Board wird sich etwaige Angebote zusammen mit anderen strategischen Optionen im Hinblick darauf anschauen, das Beste für alle Interessengruppen zu erzielen. Über Auswirkungen zu spekulieren, ist nicht wirklich sinnvoll. Wir haben ein hervorragendes Team in Deutschland und werden weiterhin ein attraktives Urlaubsportfolio im deutschen Markt anbieten.
Wie sehen Sie die Zukunft von Thomas Cook Deutschland?
Stefanie Berk Deutschland war und ist ein guter Verdienstbringer für die Thomas Cook Gruppe. Der Wunsch nach individualisiertem Urlaub wächst in allen Altersgruppen und allen Bereichen – das zeigen wir auch in unserem diesjährigen Holiday Report über aktuelle Reisetrends: Authentische Küche, modernes Design mit Wiedererkennungswert oder nachhaltige Ausflüge stehen im Fokus. Dafür sind wir mit flexiblen Angeboten, innovativen Dienstleistungen und einem differenzierten Hotelportfolio für alle Ansprüche bestens aufgestellt.
Umweltschutz ist nicht erst seit Fridays for Future ein wichtiges Thema. Was tut die Touristik?
Stefanie Berk Ich bin ein großer Fan ganzheitlicher Debatten und einer ganzheitlichen Verkehrswende. Wir müssen uns der Debatte stellen – auch als Branche. Vor zehn Jahren haben wir übrigens schon in Deutschland versucht, umweltfreundliche Angebote auf den Markt zu bringen und sind damals gescheitert. Wir beobachten die Entwicklungen und schauen natürlich, was wir besser machen können. Beispielsweise ist die Reduktion von Einwegplastik konzernweit ein großes Thema, wo wir schon deutliche Verbesserungen erzielt haben.
Flugscham ist in Deutschland noch kein Thema
Wie sich die Zeiten ändern… Professor Harald Zeiss hat kürzlich in einem Diskussionsbeitrag gar von Flugscham gesprochen.
Stefanie Berk Flugscham ist in Deutschland noch kein Thema. Aber wir sind natürlich bemüht, die Emissionen der Flugflotte zu reduzieren – durch hohe Auslastung und Energieeffizienz.
Ein anderes viel diskutiertes Thema ist der Overtourism…
Stefanie Berk Was wir verhindern wollen, ist, dass der Tourismus die eigene Daseinsgrundlage zerstört. Wir müssen die Besucherströme entzerren auch durch Saisonverlängerung und durch die Förderung von zusätzlichen oder bisher weniger bekannten Destinationen. Allerdings erwarten wir auch, dass beim Wildwuchs von Anbietern wie AirBnB regulatorisch eingegriffen wird