Familienwochenende im Allgäu

Die Ferien gehen auf ihr Ende zu. Höchste Zeit, das Versprechen einzulösen, das wir Leana gegeben hatten. Ein Wochenende mit den Großeltern. Am besten im schönen Allgäu, das ich schon als Kind geliebt habe.

Von Kinderhotels habe ich bisher nicht sehr viel gehalten. Zu laut, zu rummelig, zuviel Animation, dachte ich. Das Kinderhotel Oberjoch sollte mich jedoch eines Besseren belehren. Groß ist das Haus auch und voller Kinder – vom Baby bis zum Teenager. Schon in der Lobby geht‘s rund: Bunte Riesenwürfel, graue Styroporfelsen und zwei Pilzhäuser laden zum Toben ein. Hier bauen Schnuller- zusammen mit Schulkindern. Noch ist Leana schüchtern, doch schon bald wird sie mitmischen.
Wir sind zwei Stunden zu früh dran beim Check-in, unsere Familiensuite ist noch nicht fertig, und so erfahren wir auch, was „Familienurlaub All Inclusive der Superlative“ bedeutet. „Sie können gerne schon mal ans Lunchbüfett gehen,“ sagt die freundliche Rezeptionistin. Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen. Leana hat Lust auf Reiberdatschi, ich hole mit Salat und Claus freut sich über den Kaiserschmarrn, den er so selten bekommt.


Frisch gestärkt ist unsere Kleine gleich voller Unternehmungslust und will hinaus in den Freiluft-Spielplatz. Im Kletterwald ist sie in ihrem Element, balanciert und hüpft, turnt und klettert fast so sicher wie die Ziegen, die zu unserer Überraschung einen Turm hoch laufen. Wir schauen bei den Hasen Klopfer und Puschel vorbei und landen dann in „Murmels Wasserwelt“, wo ein paar Väter dabei sind, mit ihren Söhnen Wasser aufzustauen. Sieht fast so aus, als hätten die Väter mindestens ebenso viel Spaß dabei wie die Söhne!


Dann ist unsere Bleibe für eine Nacht fertig, und Leana kommt aus dem Staunen nicht heraus. „So groß!“ ruft sie und rennt vom Wohn- ins Schlafzimmer, vom Kinderzimmer ins Bad. Der Schildkrötenkoffer steht schon neben dem Stockbett, und als sie ihren Kuschelhasen ins Bett legen will, entdeckt sie das Pferdchen. „Oh, ein Pferd,“ haucht sie. „Ist das für mich?“ Schon wird das Plüschtier ausgepackt und in den Arm genommen. Am liebsten würde Leana es gar nicht mehr loslassen.  In der Lesehöhle bekommt das Pferdchen ein kuscheliges Plätzchen.  Denn ins Schwimmbad darf es nicht mit. Und Leana schwimmt für ihr Leben gern.


Auch im Bad geht‘s rund, überall liegen Styropor-Nudeln herum für alle, die nicht ganz so fit beim Schwimmen sind. Es gibt Schwimmflügel und Reifen für die Kleinen und Taucherbrillen für Wasserratten. Wir schwimmen ins Freie und schauen hinauf auf die Berge und hinüber zur Sommerweide, wo ich den hoteleigenen Esel erspähe. Gerne hätten wir noch die Sauna genutzt, aber es wird schon wieder Zeit fürs Abendessen, denn Leana will um 20 Uhr unbedingt zum Abendprogramm ins Theater. Also schnell abtrocknen, föhnen und anziehen.
Wir haben einen schönen Tisch, von dem aus wir direkt zum Ballon schauen können, der über der Lobby schwebt und der sich in der Decke spiegelt. Leana schwankt zwischen Kinderbüfett mit Pommes, Spaghetti und Hackfleischklößchen und dem Erwachsenenbüfett, wo die Vorspeisen mit Pata Negra locken. Als Hauptgericht gibt es Perlhuhn und wunderbar rosafarbenen Lammrücken. Alles ist frisch und einladend, alles andere als die übliche Einheitskost. Das gilt auch fürs Dessert, bei dem Leana und Claus sich frisches Eis entscheiden, während ich mir zum Espresso einige der kleinen hausgemachten Pralinen gönne.
Im „Theater“ sitzen schon ein paar aufgeregte Kinder mit mehr oder weniger interessierten Eltern, und der erste Teil des Abends klingt auch eher nach Werbespot. Aber der Animateur hat‘s drauf und kann seine kleinen Zuschauer mit ein paar Liedern richtig begeistern. Als dann auch noch Maskottchen Marvin auftaucht, sind alle happy. Der große Maulwurf lässt sich auch geduldig mit jedem einzelnen Kind fotografieren. Das gehört halt dazu im Kinderhotel! Eigentlich müsste Leana nach all den neuen Eindrücken müde sein, aber sie ist viel zu aufgeregt, um gleich einschlafen zu können. Da hilft nur Vorlesen. Bald schlummert die Kleine, im Arm den Plüschhasen und das Pferdchen. Morgen ist ein neuer Tag und dann geht‘s weiter in der Allgäuer Bilderbuchlandschaft –  in die Alpsee Bergwelt.


Der Abschied vom Kinderhotel fällt schwer. Leana schaut sehnsuchtsvoll auf die Basteleien des Abenteuerclubs. „Da will ich das nächste Mal hin,“ sagt sie. „Wir kommen doch wieder mal hierher?“ Nach dem ausgiebigen Frühstück nutzen wir noch schnell das Schwimmbad. Die Riesenrutsche muss warten. Vielleicht beim nächsten Mal… Lieber noch einmal in den Kletterwald. Wir hätten noch den ganzen Tag bleiben und auch den Mittagslunch und das Kuchenbüfett  mitnehmen können. Aber wir haben ja noch mehr vor an diesem Tag. Auf der Sommerweide steht eines der Pferde neben dem Esel und gleich nebenan das Alpaka. Leana winkt ihnen zum Abschied zu.


Der Himmel über dem Allgäu ist zwar noch grau, nur manchmal spitzelt die Sonne durch die Wolkendecke, aber es regnet nicht. Ein Glück. So ist der Abenteuerspielplatz der Alpsee Bergwelt nicht glitschig und Leana kann ausgiebig klettern, rutschen und herum springen. Ich war ja zunächst gar nicht begeistert von der Idee, hier heroben bei der Alpe Obere Kalle einen Spielplatz zu bauen. Denn hier ganz in der Nähe habe ich glückliche Kindersommer auf einer Hütte verbracht – ganz ohne Spielplatz aber mit vielen Abenteuern. Aber Leana gefällt‘s, sie läuft prustend vor Lachen im Hamsterrad, klettert behände über der Bärenhöhle, streichelt eine Ziege, balanciert über Balken und kann gar nicht genug bekommen von der langen Rutsche, zu der sich auch mich überredet.  Die Alpakas, die rund um den Spielplatz auf der Weide stehen, wundern sich schon lange nicht mehr über das Geschrei der vielen Kinder, die hier ihren Spaß haben. Sie tun das, was auch die Kinder gerne tun: Fangen spielen und sich balgen.
Wir könnten jetzt mit dem Alpin Coaster ins Tal rasen. Aber Leana zieht den Sessellift vor. Sie freut sich schon, langsam über die grünen Weiden zu Tal zu schweben und auf die Spielzeughäuser hinunter zu schauen. „Wie schön grün die Wiesen sind,“ sagt sie aus tiefstem Herzen, „das sieht aus wie ein großer grüner Teppich.“ Ich zeige ihr den Großen Alpsee, in dem ich als Kind so gerne gebadet habe. Aber heute ist es zu kalt zum Schwimmen.

Vielleicht beim nächsten Mal. Wer weiß? Leana jedenfalls habe ich mit meinem Allgäu Virus infiziert, zumindest ein bisschen…
Info: Kinderhotel Oberjoch, Am Prinzenwald 3, 87541 Bad Hindelang-Oberjoch, Tel. 08324/ 709-0, E-Mail: info@kinderhoteloberjoch.de, www.kinderhoteloberjoch.de Familiensuite für zwei Erwachsene und ein Kind mit Schlemmer All Inclusive und vielen Zusatzleistungen ab 400 Euro pro Nacht (z.B. im Oktober)
Alpsee Bergwelt, Ratholz 24, 87509 Immenstadt im Allgäu, Tel. 08325/252,   www.alpsee-bergwelt.de, Sessellift Berg- und Talfahrt: 11,50 Euro für Erwachsene, 9,50 Euro für Kinder (6-13). Abenteuer Alpe Erwachsene 5, Kinder (3-14) 7 Euro.

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