Hyderabad will Bangalore als Hauptstadt der IT-Branche überholen. Die Weichen hat der vorige Minister Chandra Babu Naidu gestellt, der bei Malaysias Dr. M. abgeschaut hat. Expremier Mahathir Mohamad machte sein Land zum Tigerstaat.
Bangalore, ja doch. Als Hightech-City hat die Stadt seit zehn Jahren einen Namen. Da ist sie Hyderabad voraus. Aber die Hauptstadt des indischen Bundesstaates Andhra Pradesh holt auf. Schnell. Die Weichen hat der vorige Minister Chandra Babu Naidu gestellt, der bei Malaysias Dr. M. abgeschaut hat. Expremier Mahathir Mohamad machte sein Land zum Tigerstaat.
Jetzt also will auch Hyderabad einen Teil vom IT-Boom abbekommen. Für investionsfreudige Firmen gibt es Steuervorteile, günstigen Strom und billige Arbeitskräfte. 30 bis 40\x0e000 Menschen arbeiten schon jetzt in den modernistischen Gebäuden der Cybercity. Viel Stahl und Glas, futuristische Fassaden im Grüngürtel der Millionenstadt, Restaurants und schlossähnliche Anwesen. Auf der glatt gebügelten Straße wirken die sonst allgegenwärtigen Tuk Tuks wie Fremdkörper. Doch auch hier ist Indien mit Bretterverschlägen für die Wanderarbeiter, Garküchen und Bettlern, die ans Busfenster klopfen.
Dennoch: Cyberabad ist eine Welt für sich: Es gibt ein eigenes Erholungszentrum für die Internet-Experten, einen eigenen Zoo, einen Golfplatz und einen Helikopterlandeplatz. Die meisten Firmen, die hier ihre neuzeitlichen Paläste hinstellen, wollen weltweit expandieren wie Satyam.
Vizepräsident Hari T., zuständig für „human resources”, also die Mitarbeiter, spricht davon, dass man „global player” sein will mit Entwicklungszentren auch in Europa und Afrika. „Der IT-Boom ist schon 25 Jahre alt,” sagt Hari. „Wir haben erst vor 17 Jahren angefangen.” In Hyderabad ist Satyam 1991 gestartet mit großem Erfolg, wie Haris Kollege Indraneel Ganguli betont. 98 Prozent der Kunden kommen von außerhalb Indiens, aber 97 Prozent der Mitarbeiter sind Inder. Das soll sich ändern durch kulturellen Austausch.
Dafür arbeitet Satyam auch mit dem deutschen Akademischen Austauschdienst zusammen. Die Idee ist einfach: Deutsche IT-Absolventen kommen zwölf bis 18 Monate nach Indien, um dort in die indische Mentalität und in die Firma eingeführt zu werden. Dann kehren sie zurück in ihre Heimat, um eine Niederlassung von Satyam zu führen. Aber zuerst müssen sie lernen, dass „das indische Ja eigentlich ein Nein ist” (Hari). „Unsere jungen Leute leben lange zu Hause und sind es nicht gewohnt, ihren Eltern zu widersprechen.” Und weil der Boss in der Firma eine Art Vaterfigur sei, falle es ihnen schwer, anderer Meinung zu sein und die auch nochdurchzusetzen. Doch auch das wird sich ändern, ist Hari überzeugt. Schließlich habe sich schon jetzt das Leben in Indien „total gewandelt”.
„Business hat keine Grenzen” ist der Leitsatz von Satyam. Die Gesellschaft arbeitet auch von China aus oder von Afrika. 7500 Angestellte beschäftigt Satyam in Hyderabad, 20\x0e000 sind es weltweit. Immerhin 20 Prozent Frauen sind darunter. Zu wenig, meint Hari, der den Frauenanteil auf 25 Prozent steigern will. Einfach ist das nicht, „weil die meisten Frauen nach fünf bis sechs Jahren wieder ausscheiden, um eine Familie zu gründen”.
Da ist die neue Technologie hilfreich. Indraneel Gangulli zeigt auf sein Handy: „Das ist mein Büro.” Ja, alles ist im Fluss. Arbeit und Freizeit lassen sich nicht mehr trennen wie zur Zeit der Industrialisierung. Der moderne Manager ist selbst am Swimmingpool noch über Handy oder Laptop erreichbar und in den neuen Business-Hotels wird das Hotelzimmer ohnehin zum Büro. L. Solcher
15Jun. 2005