Fehde am Schicksalsberg: Reinhold Messners „Diamir“

Diamir - König der Berge: Schicksalsberg Nanga Parbat
(Buch)
Autor: Reinhold Messner
Verlag: Frederking & Thaler
Erschienen am: 2008-06-15
Seiten: 292
ISBN: 3894057084

Er hat es sich und den anderen Bergsteigern nicht immer leicht gemacht: Reinhold Messner ist ein Querdenker, ein Grenzgänger und ein Individualist. Und wer ihn als „Nestbeschmutzer“ verunglimpft, macht ihm ganz unfreiwillig ein Kompliment. Denn von Nestern hält Messner ebenso wenig wie von der viel beschworenen Bergkameradschaft. Und so gerät auch der opulente Bildband „Diamir – König der Berge“ zu einer Abrechnung mit ehemaligen Weggefährten und deren „verlogener Moral“ und zu einem Plädoyer für den Individualisten am Berg.

Wieder einmal widerspricht Messner schon im Vorwort vehement all jenen, die ihm vorwerfen, er hätte 1970 bei der Besteigung des Nanga Parbat seinen Bruder dem eigenen Ehrgeiz geopfert. Vor allem aber hinterfragt er das „Heldentum“ der vom Nationalsozialismus inspirierten deutschen Expedition am „Schicksalsberg“ und prangert die Selbstherrlichkeit eines Karl Maria Herrlighofer an, der auch die Expedition anführte, bei der die Messner-Brüder dabei waren. An der Ausgrenzung durch die anderen Expeditionsteilnehmer, die 2003 in Buchform zementiert wurde, leidet Messner bis heute. Noch mehr freilich leidet er unter dem Tod des Bruders, für den er sich verantwortlich fühlt.
Der Nanga Parbat, weiß der Südtiroler aus eigener bitterer Erfahrung, verzeiht keinen Fehler.
Die Chronik der Erkundungsgeschichte an diesem Berg, die 1895 mit der tödlichen Mummery-Expedition beginnt, liest sich denn auch wie eine Aneinanderreihung menschlicher Tragödien. Selbstquälerisch stürzt sich Messner in einem späteren Kapitel noch einmal in die Erinnerung an den Tod des Bruders und an die eigene Ohnmacht. Günther Messner sollte nicht das letzte Opfer dieses an Opfern reichen Berges sein.
Erst Mitte Juli war eine Südtiroler Expedition auf 7000 Metern Höhe bei schlechtem Wetter in Not geraten. Der Expeditionsleiter Karl Unterkirchner starben nach einen Sturz in eine Gletscherspalte. Warum gerade dieser Berg, der auch den Namen Diamir (König der Berge) trägt so viele Bergsteiger fasziniert wird verständlich, wenn man die fantastischen Luftbilder des pakistanischen Fotografen Pervez Khan betrachtet. Sie zeigen den Nanga Parvata, den nackten Berg, in all seiner abweisenden Pracht.    
Info: Reinhold Messner, Diamir – König der Berge, Schicksalsberg Nanga Parbat, Frederking & Thaler, 290 S., 39,90 Euro, ISBN 978-3-89405-708-4      

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