Er ist so etwas wie eine Reporter-Legende: Karl Stankiewitz, mittlerweile 85 Jahre alt, und immer noch aktiv. Er war Stadt- und Gerichtsreporter, Landtagskorrespondent, Auslandsberichterstatter und – ja auch das – Reisejournalist. Nun hat Stankiewitz 60 seiner Reportagen aus einem halben Jahrhundert in dem Band „Rebellen – Reformer – Regenten“ zusammengefasst und auf die Höhe der Zeit gebracht. Und darunter sind auch einige Stücke, die zeigen, dass man von Pressereisen auch zeitkritische Reportagen mit nach Hause bringen kann, wenn man die Augen offen hält. Mit Vergnügen liest man über die Fallstricke bei einer Neckermann-Reise mit dem Gründer 1969 in Thailand oder über die wagemutige Reise mit Studiosus-Gründer Werner Kubsch 1973 nach Bagdad. Mit Wehmut liest man von der Erprobung eines naturnahen Tourismus 1993 in Venezuela und mit Verwunderung über das unruhige Syrien von 1974. Stankiewitz hat sich immer eine kritische Distanz bewahrt, hat sich nie vereinnahmen lassen, ist stets seine eigenen Wege gegangen – nicht immer zur Freude der Einladenden. So hat er auch immer hinter die Kulissen geschaut, hat den Finger in so manche Wunden gelegt. Das macht seine Reportagen bis heute so lebendig und lesenswert. Und dass so manches, was uns heute umtreibt, vor 50 Jahren seinen Ursprung nahm, macht sie auch interessant. Hinzu kommt: Karl Stankiewitz ist Reporter genug, um nachzuschauen, wie sich die Dinge entwickelt haben. Jede Reportage hat deshalb auch einen Anhang, in dem er aufzeigt, „was weiter geschah“.
Info: Karl Stankiewitz: Rebellen, Reformer, Regenten, Gerhard-Hess-Verlag, 303 S., 19,90 Euro, ISBN 978-3-87336-460-8