Am Abgrund: Thomas Thiemeyers „Das verbotene Eden“

Als der Strom ausfiel, „brach die Welt zusammen. Sie hörte einfach auf zu leben, genau wie ein Körper, den man ausbluten ließ“. Irgendwie können sich die Nachkommen zusammenreimen, was in der Vergangenheit passiert sein muss, um die Welt aus den Angeln zu heben.
 Und vielleicht war es ja auch wirklich ein Virus, das dazu geführt hat, dass Männer und Frauen einander hassten und nicht mehr zusammenleben konnten. Im zweiten Teil der Trilogie „Das verbotene Eden“ deutet sich die Auflösung der bisher fest gefügten Frauen- und Männerwelt an. Ist es Zufall, dass nach der Kriegerin Juna auch ihre Freundin Gwen mit einem Mann in Berührung kommt und etwas für ihn verspürt, was wohl Liebe ist? Der Sohn des Schmieds und frisch gebackene Champion Logan rettet das Mädchen, das mit einem Spähtrupp den Sitz des Inquisitors auskundschaften wollte und im Untergrund in Lebensgefahr gerät. Auch Logan fühlt sich von Gwen seltsam berührt. Entgegen seinem ursprünglichen Plan, sie als Sklavin verkaufen zu lassen, rettet er sie ein zweites Mal und bringt damit eine Lawine ins Rollen, die nicht nur ihn zu überrollen droht.
Auch in diesem zweiten Teil spart Autor Thomas Thiemeyer nicht mit Kritik an unserer Gesellschaft, die seiner Meinung nach den eigenen Untergang riskiert: Als Gwen mit dem Spähtrupp an einen Trichter gelangen, in dem eine ganze Stadt versunken war, ist sie fassungslos. „Was für eien Wut, was für ein kranker Geist brachte solche Waffen herovr? Was war das nur für eine Gesellschaft gewesen, die solche Vernichtungsmaschinen benötigte. Für einen kurzen Moment schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass das Virus der Welt einen Gefallen getan hatte, als es die Menschen dezimierte. Vielleicht waren sie einfach nicht dazu bestimmt, dauerhaft auf diesem Planeten zu leben.“
Info: Thomas Thiemeyer, Das verbotene Eden Logan und Gwen, Knaur, 464 S., 16,99 Euro

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