Willkommen in der Pauschal-Hölle: Heinz Strunks „In Afrika“

Man muss wohl ein hartgesottener Strunk-Fan sein, um dieses Buch toll zu finden. „In Afrika“ heißt es und eigentlich denkt der unbedarfte Zeitgenosse auch angesichts des Titelbildes, das eher einem Comic entspricht, dass er es mit einer selbstironischen, witzigen Urlaubsgeschichte zu tun bekommt. Was dann folgt, ist erst mal Touri-Bashing der übelsten Sorte, vor allem die allgegenwärtigen Senioren bekommen ihr Fett weg.

Und das ist alles andere als witzig: „Totes, von Totem umgeben. Das
ganze verdammt Nyali Beach ist ein geriatrisches Hotel.“ Auch die
Nicht-Senioren taugen nichts: Die Frau – eine glanzlose, plumpe
Erscheinung. Der Mann – ein Albino, „sein Bauch wirkt als wäre direkt im
Nabel eine Handgranate explodiert“. Was das mit Afrika zu tun hat? So
sind sie halt, die Touristen in Kenia. Und die Engländer sind auch nicht
besser als die Deutschen. Ein Trost, dass die Kenianer den Touristen
Heinz und seinen Freund C, der ihn gern „Bursche“ nennt, auch in eine
Klischeeschublade schieben: „Alles klar. Schweinehunde. Deckung“, grüßt
das Wachpersonal. Na dann kann ja nichts mehr schief gehen.
Geht es doch: Der Freund, ein pedantischer Hypochonder fängt sich
allerlei Wehwehchen ein, in den Casinos rinnt den beiden das Geld durch
die Finger und in der Disco wollen die Mädels auch nur gegen Devisen der
Aufforderung des Songs „Let’s go physical“ folgen. Auch sonst sind die
Urlaubserlebnisse so dürftig wie das Drehbuch, das die beiden
übellaunigen Komödianten auskungeln.
Dass sie am Ende noch in ein
politisches Scharmützel geraten, passt so gar nicht zum Tenor des Buches
und zur Vorliebe des Autors für Reisen, in denen nichts passiert. Und
dass der Misanthrop Strunk die bürgerkriegsähnlichen Szenen zum Anlass
für ein paar tiefsinnige Bemerkungen über die afrikanische Tragödie
nimmt, noch weniger. Kurz vor Schluss dann noch ein Schuss Romantik, der
angesichts der vorhergehenden Beschreibungen des Urlaubslandes als
Dreckloch so falsch wirkt wie das Lächeln des Rezeptionisten. Da tröstet dann nur noch der Kommentar des fiktiven Lektors: "Herr Strunk, das war sehr, sehr schlecht. Sie sind nichts weiter als ein elender Hobbyautor aus Ersatzteilen in den Werkstätten von Kleinmeistern gefertigt." Ach was, so viel Selbstironie nötigt einem dann doch ein Quäntchen Respekt ab.

Info: Heinz Strunk, In Afrika, Rowohlt, 272 S., 13,95 Euro

Ein Kommentare
  • Schlafmütze
    Februar 21, 2011

    „So sind sie halt, die Touristen in Kenia“… Muhahaha! 😉 Und das „geriatrische Hotel“ (ggf. mit Heizdecken am Strand) ist auch eine schöne Formulierung. 😉

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