„Und wer will heute etwas wissen? Wer liest denn unsere Artikel oder unsere Romane? Liest die überhaupt jemand?“ Der ehemalige Polizeireporter Jaime Brena istverbittert – nicht nur, weil er seinen Job an einen Jüngeren verloren hat, auch, weil er das Gefühl hat, dass Zeitungen mit ihren Nachrichten immer weniger Menschen erreichen.
Vielleicht hat Nurit Iscar, die erfolgreiche Krimi-Autorin, bei Aufklärungsarbeiten mehr Glück. Betibu, wie sie vom Chefredakteur, mit dem sie früher mal mehr als ein Techtelmechtel verbunden hat, genannt wird, soll dabei helfen, einen rätselhaften Kriminalfall in einer abgeschotteten Reichensiedlung in Buenos Aires aufzuklären. Unterstützt von Brena und seinem jugendlichen Nachfolger kommt sie einem Beziehungsnetz aus grauer Vorzeit auf die Spur. Während sie noch recherchiert, sterben weitere Beteiligte – und plötzlich entzieht der an den Ermittlungen beteiligte Kommissar den Journalisten seine Unterstützung. Spät erst merken sie, dass er sie wie Marionetten benutzt hat – ebenso wie der Chefredakteur. Am Ende haben sie wohl zu viel aufgedeckt.
Claudia Pineiro, die mehrfach ausgezeichnete argentinische Autorin, hat weit mehr geschrieben als einen geschickt verschlüsselten Kriminalroman: eine Liebesgeschichte (Brena und Betibu) und ein vielschichtiges Gesellschaftsporträt, bei dem die engen Verbindungen zwischen Politik und Medien ebenso eine Rolle spielen wieder argentinische Machismo.
Info: Claudia Pineiro: Betibu, Unionsverlag, 344 S., 21,95 Euro.