Wechselspiele: Michael Frayns „Willkommen auf Skios“

Bei der Ankunft am Flughafen der fiktiven griechischen Insel Skios wird ein Koffer verwechselt. Was immer wieder vorkommt, nimmt der britische Autor Michael Frayn als Steilvorlage zu einem Roman, der scheinbar aus einer schier unendlichen Reihe von Verwechslungen besteht – und das über 280 Seiten! Das hält nur ein Vollblut-Satiriker wie Michael Frayn („Der nackte Wahnsinn“) durch, ohne die Leser zu ermüden. Zugegeben, so ganz plausibel sind die vielen Verwechslungen nicht immer. Aber über solche Petitessen sieht man bei dieser höchst vergnüglichen Sommerlektüre gerne hinweg. 

Michael Frayn zieht in seiner furiosen Verwechslungskomödie den globalen Referentenzirkus ebenso gnadenlos durch den Kakao wie den tumben Geldadel, die gefakte Geschichte und die Stiftungsschmarotzer. Da kommt also dieser blonde, immer etwas abwesend aber deshalb umso charmanter wirkende Oliver Fox auf die Insel und wird – dank der Kofferverwechslung für den Wissenschaftler Dr. Norman Wilfred gehalten, der mit dem Thema „Szientometrie“ weltweit Aufsehen erregt hat. Während Fox sich allmählich mit dem neuen Namen anfreundet und die Stiftungsgäste mit Lust an der Nase herumführt, erlebt der echte Dr. Wilfred ein Wechselbad der Gefühle, das ihn am Ende an der eigenen Identität zweifeln lässt. Dafür sorgt die lebenslustige Georgie, die eigentlich auf der Suche nach dem Lebenskünstler Fox ist und dem alternden Wissenschaftler freizügig zeigt, was das Leben jenseits seines papierlastigen Daseins für Überraschungen bereit hält. Und dafür sorgen auch die beiden griechischen Taxifahrer, die sich zum Verwechseln ähnlich sind und mit dem Schlachtruf „Phoxoliva“ das Verwechslungskarussel am Laufen halten. 
Das Ganze ist umwerfend komisch, eine wunderbare Vorlage für eine Filmkomödie bis hin zum Showdown, den Michael Frayn mit einer großzügigen Portion Selbstironie inszeniert. Beste Unterhaltung! 
Info: Michael Frayn, Willkommen auf Skios, Hanser, 285 S., 17,90 Euro 


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