Das Plot ist ganz schön verrückt – u.a. geht um einem Maibaum als „Tatwaffe“ -, aber das ist bei Andreas Föhr ja nichts Ungewöhnliches. Schließlich schafft es der im bayerischen Wasserburg lebende gelernte Jurist, in seinen Krimis spielend, die zwei scheinbaren Gegenpole Spannung und Witz unter einen Hut zu bringen. Für sein Romandebüt „Der Prinzessinnenmörder“ wurde der erfolgreiche Drehbuchautor Föhr, Jahrgang 1958, mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet. Es folgten „Schafkopf“, „Karwoche“, „Schwarze Piste“ und „Totensonntag“. Jetzt also „Wolfsschlucht“. Auch in Föhrs sechstem Krimi darf der „Anarcho-Bayer“ Leonhardt Keuthner wieder seine Lust am „Zündeln“ ausleben und der Kommissar Clemens Wallner seine Liebe zur Pedanterie.
Der Autor, selbst in der Gegend rund um den Tegernsee groß geworden, will sich „den inneren Blick“ auf seine Landsleute bewahren, um Klischees zu vermeiden, sagte er in einem Interview. Lokalkolorit ja, Klamauk nein. Das gilt auch für den oberbayerischen Dialekt, den Föhr eher sparsam einsetzt. Der neue Fall der Kripo Miesbach führt Föhrs Vorliebe für schrägen Witz und leise Zwischentöne aufs Beste vor: Eine Frau wird vor einem Friedhof entführt, ein Bestattungsunternehmer versinkt samt seinem Leichenwagen in der Mangfall. Und dann wird der Wagen der Entführten in der abgelegenen Wolfsschlucht gefunden – aufgespießt von einem Maibaum. Klar, dass der Kreuthner auch da seine Finger im Spiel hat. Die Handlung klingt fast schon hirnrissig, und trotzdem funktioniert der Krimi so gut, dass man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen will. Ein Trost für alle Leser, die viel zu schnell am Ende der fast 400 Seiten angekommen sind: Der nächste Föhr-Krimi kommt bestimmt.
Info: Andreas Föhr, Wolfsschlucht, Knaur, 394 S., 14,99 Euro