Am Himmel baut sich gerade eine schwarze Wolkenwand auf, als ich mich auf den Weg zum Hotel Vier Jahreszeiten in Starnberg mache.
Aber Gastgeber Tobias Baumann, Verkaufsleiter des Hotels, und Sternekoch Maximilian Moser wollen so schnell nicht klein beigeben. Gedeckt ist drinnen, gegrillt wird draußen. Schließlich sollen wir erfahren, wie sich ein Vier-Gänge-Menü ohne allzu großen Zeitaufwand und relativ stressfrei am Grill verwirklichen lässt. Mal was anderes als Würstchen oder Schweinenackensteak!
Der junge Küchenchef hat mit der blonden Carina Linnemann, die soeben als beste Nachwuchsköchin in Bayern reüssierte, eine ebenso charmante wie tatkräftige Unterstützerin nicht nur am Grill. Und im Lauf des Abends trauen sich auch die Gäste Hand anzulegen.
Die Zutaten für das Menü liegen schon bereit. Und das soll es geben:
* Rindfleischsalat mit Flanksteak Tex Mex
* Ganzer Wolfsbarsch im Bananenblatt gegart mit gegrilltem grünen Spargel, Coucous und Caipirinha-Vinaigrette
* Kalbsroulade mit Parmaschinken und Taleggio an gegrillter Polenta, Zucchini und Zwiebel.
*Gegrillter Pfirsich mit Buttermilchespuma.
Das Flanksteak, ein Teilstück des Bauchlappens, hat Maximilian Moser schon bei Niedrigtemperatur vorgegart. Jetzt würzt er es und legt es auf den Grill. Den aufgefangenen Fleischsaft nutzt er für die Vinaigrette, die er mit Tomatenessig, Rapsöl, Salz und Pfeffer anrührt. Der Salat besteht aus Mais, grünen Saubohnen und Kidney-Beans, garniert wird mit Blättern aus Salatköpfen. Dazu kommen Scheiben des gegrillten Flanksteaks.
Schmeckt nach mehr.
Aber auf uns warten ja noch drei weitere Gänge vom Grill: Der Sternekoch würzt den entschuppten Wolfsbarsch (natürlich Wildfang!) mit Salz und Pfeffer, legt ein Thymianbüschel in den Bauch, dazu Butterstückchen und packt den Fisch in Bananenblätter, die er geschickt mit Garn zusammenbindet. „Wie Häkeln“ befindet eine Kollegin. Rund 30 Minuten ruht das Ganze dann auf dem Grill. Der vorgegarte Spargel braucht nur kurze Zeit, das Couscous mit einem Kräuter-Curry-Sud aufgegossen, steht schon bereit. Für die Caipirinha-Vinaigrette hat Maximilian Moser halbierte Limetten in karamellisiertem Zucker aufgekocht. Den Sud mixt er mit Olivenöl, Salz und Pfeffer. Die säuerlich-süße Note passt wunderbar zum Wolfsbarsch, der in seinem Bananenblatt-Bett keine Gelegenheit hatte, auf dem Grill zu trocken zu werden.
Fürs Hauptgericht werden die dünnen Kalbfleischscheiben nur leicht gesalzen, der Parmaschinken und der Taleggio bringen ihre eigene Würze mit. Die Röllchen werden wieder mit Garn umwickelt und dürfen dann auf dem Grill, wo ihnen später die vorbereitete Polenta (in Rechtecken) und die längs in Scheiben geschnittenen und gesalzenen Zucchini Gesellschaft leisten. Eine echte Sommer-Aromen-Harmonie.
Zum Abschluss noch was Süßes – natürlich auch vom Grill. Die Pfirsiche mit der Marzipan-Nussfüllung sind schon vorbereitet. Sie wurden kurz blanchiert, halbiert und geschält. Auf dem Grill verbindet sich die Marzipan-Süße mit dem fruchtigen Pfirsich-Aroma.
Nach dem üppigen Menü geht‘s noch zum Rum-Tasting in die einladende Hemingway Bar. Barmann Kilian Zeilr hat einen Probier-Flight mit vier Spezialitäten vorbereitet. Die Meinungen gehen ziemlich auseinander. Mir mundet der 15 Jahre alte Navy Rum am besten – samtig auf der Zunge, weich im Abgang. Aber auch mit dem sieben Jahre alten Rum aus den Philippinen, der auf meiner Zunge wie eine Zartbitter-Praline schmeckt, kann ich mich anfreunden. Aber danach ist‘s wirklich genug mit der Schlemmerei.
Ich schlafe gut in meinem freundlichen Hotelzimmer, das im roten Stockwerk liegt und deshalb auch die Farbe Rot thematisiert.
Ich entscheide mich für die Mitfahrt im hybriden Porsche Panamera, und Christian Riemer erzählt, dass die junge Firma dank networking auf 140 000 Fahrzeuge zurückgreifen kann. „Wir lassen keine Wünsche unerfüllt“, sagt der „Entrepreneur“, der neben seinem Studium auch als Autoverkäufer Erfahrungen gesammelt hat. Vor allem Russen und Araber hätten ganz besondere Wünsche, aber auch Hochzeitspaare oder Hotelgäste würden sich gerne einen Tag lang in ein außergewöhnliches Gefährt setzen. Am beliebtesten, so Christian, seien die Porsche-Modelle.
Ein kleiner Fußweg führt uns vom Parkplatz zur Anlegestelle der Roseninsel-Fähre. Hier kann man den Fährmann mit einer Glocke rufen, wenn er nicht ohnehin zwischen Insel und Festland hin und her fährt.
Fährmann Hermann, mit Hut und Lederhose ein Bayer wie aus dem Bilderbuch, hat derzeit Hochkonjunktur – vor allem wegen der vielen Hochzeiten. Auf der Roseninsel mit ihren 600 Rosenstöcken, dem alten Baumbestand und dem königlichen Casino kann man sich auch trauen. Drei bis vier Mal in der Stunde fährt Hermann mit der Fähre Besucher auf die Insel und wieder zurück.
Uns erwartet kein Standesbeamter, sondern Führerin Lydia Schwarz samt einem Ordner mit Fakten und Fotos. Sie erzählt, dass die Insel ein Ergebnis der Würm-Eiszeit und seit 6000 Jahren nachweislich bevölkert ist. Wegen der prähistorischen Pfahlbauten, die auf der Insel gefunden wurden, ist die Roseninsel Unesco-Weltkulturerbe. 1850 hat König Max II. Für 3000 Gulden die Insel gekauft, das königliche Gartenhaus, Casino (Kleines Haus) genannt, gebaut und den Rosengarten angelegt. Auch der legendäre Ludwig II. und seine Cousine Sisi liebten das Inselidyll. Doch spätere Wittelsbacher-Generationen interessierten sich weniger für die Roseninsel. Vor 20 Jahren kaufte dann der Freistaat das brach liegende Areal und weckte Casino und Rosenrondell aus dem Dornröschenschlaf.
Lydia Schwarz lässt uns teilhaben an ihrem Wissensschatz über Rosen. Wir erfahren, dass die Rose „eine der ältesten Kulturpflanzen“ der Welt ist, dass die Wildrose aus Zentralasien kommt und die Römer die ersten Rosen züchteten – auch für Rosen-Orgien. Weswegen für die frühen Christen die Rose ein Symbol der Lasterhaftigkeit war. Das änderte sich im frühen Mittelalter, als die Rose Klostergärten und Schlossparks eroberte und in den Kirchen zum Symbol der Reinheit wurde. Wir tauchen ein in die Rosen-Geschichte, bewundern im Rosenrondell die älteste Rosenzüchtung, die Rosa Gallica und die bisher „blaueste Rose“, Veilchenblau.
Interessant ist auch der Besuch im Casino mit seinem Mix aus pompejanischen Malereien und bayerischem Landhausstil, auch wenn außer einem Schreibtischstuhl keine Original-Möbel zu sehen sind. Im „Ruheraum“ im ersten Obergeschoss etwa, wo Ludwig II. gelegentlich übernachtete, ersetzen Repliken die Originale. Aber die „mechanische, geruchlose Retirade“ im Erdgeschoss – das damals höchstmoderne Plumpsklo – ist noch im Original zu sehen. Im Festsaal harmoniert die Kassettendecke mit den von Pompeji inspirierten Malereien und der Aussicht auf den See, im Gartensaal mit dem Eichenparkett-Boden finden die Trauungen statt.
800 000 D-Mark hat der Freistaat für die Roseninsel bezahlt, die dann erst aufwändig renoviert und restauriert werden musste. 2003 waren die Arbeiten beendet. In diesem Jahr kann die Insel also ein kleines Jubiläum feiern. Wir stoßen mit Tobias Baumann schon mal auf diesen Geburtstag an.Info:
Hotel Vier Jahreszeiten, Münchner Str. 17, 82319 Starnberg, Tel. 08151/4470-0. DZ ab 218 Euro mit Frühstücksbüfett: www.vier-jahreszeiten-starnberg.de
Roseninsel Fährüberfahrt 4 Euro hin und zurück. http://www.starnbergersee-info.de/roseninsel/
Casino Das königliche Gartenhaus ist von Mai bis zum 15. Oktober von 12.15 bis 17.30 Uhr geöffnet, vom 16. Oktober bis April geschlossen. Eintrittspreis: 3,50 Euro: http://www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/feldafin.htm