Seit 1850 gehen die Gletscher kontinuierlich zurück. Allein in den letzten 30 Jahren gingen 15 Prozent der Gesamtgletscherfläche verloren. In Tirol sollen in Zukunft keine neuen Gletscherskigebiete erschlossen und die bisher existierenden von Ruhegebieten eingegrenzt werden. Wir sprachen mit Willi Krüger vom Pitztaler Gletscher über Ist-Zustand und Zukunft von Gletscher-Skigebieten.
Frage: Das Pitztal ist eines der fünf Tiroler Gletschergebiete, die für den Wintersport voll erschlossen sind. Was tun Sie konkret, um die Gletscher vom weiteren Abschmelzen zu bewahren?
Krüger: Im Jahrhundertsommer 2003, als die Abschmelzung besonders groß war, haben wir eine Fleece-Abdeckung erprobt. Dieses Fleece kommt eigentlich aus der Bauwirtschaft und wir haben es dazu verwendet, an den Stützen die Abschmelzung zu bremsen. Im Jahr darauf haben wir dann auch exponierte Stellen abgedeckt und mittlerweile schützen wir sechs Hektar der 85 Hektar präparierten Pisten mit Fleece.
Frage: Und was bringt das alles?
Krüger: Zwischen 80 cm und 1,40 m Substanz können unter den abgedeckten Flächen erhalten werden. Ob das natürlich dauerhaft ist, kann man noch nicht sagen.
Frage: Aber Sie können sagen, wie teuer die Abdeckung ist?
Krüger: Ein Quadratmeter Fleece kostet einen Euro in der Anschaffung, fürs Auslegen und wieder Einrollen kann man ebenfalls einen Euro veranschlagen. Mit den fünf Meter breiten und 70 Meter langen Rollen werden primär Schleppliftspuren, Zubringer-Pisten und andere exponierte Stellen ausgelegt.
Frage: Gletscher sind ja nicht ganz unproblematische Skigebiete…
Krüger: Wohl wahr. Gletscher sind hochsensibel und verlangen technisches Know-How. Die im Gletschereis verankerten Liftstützen etwa müssen regelmäßig kontrolliert und ein bis zwei Mal jährlich versetzt werden. Denn die Gletscher sind immer in Bewegung mit einer jährlichen Fließgeschwindigkeit von fünf bis zehn Metern. Wir überwachen deshalb die Stützen mit modernster Messtechnik.
Frage: Billig ist das Ganze nicht, wenn man noch die Frisch- und Abwasserversorgung bedenkt. Außerdem müssen doch Tausende von Tonnen Lebensmittel nach oben bewegt werden. Sind Gletscherskigebiete nicht eher Auslaufmodelle?
Krüger: Auf keinen Fall. Bei einer Schneelage wie wir sie in den letzten Wintern hatten, sind Gletscherskigebiete ein Zukunftsmodell.
07Okt. 2005
Oktober 9, 2005
Bitte um Korrektur:
… nicht mit einer TÄGLICHEN Fließgeschwindigkeit, sondern mit einer JÄHRLICHEN Fließgeschwindigkeit von 5 bis 10 Metern
9.10.05 23.00 W.K.