Sehnsuchtsland: Barbara Frischmuths „Vergiss Ägypten“

„Es gibt wohl nichts Schöneres als sich in einem Wiener Cafe nach Ägypten zu sehnen“. 
In ihrem Reiseroman  „Vergiss Ägypten“ erzählt die große österreichische Autorin Barbara Frischmuth, warum das so ist.  Zum fünften Mal fliegt ihr Alter Ego, die  Schriftstellerin Valerie in das Land am Nil, um ihre Freundin Lamis zu treffen – aber auch um den Spuren einer alten Liebe zu folgen.

Sie taucht tief ein in den ägyptischen Alltag, erfährt, warum so viele gebildete Ägypter im Tourismus ihre einzige Chance sehen und was den Reiz des Islam für viele Konvertiten ausmacht. Sie besucht das Ägyptische Museum in Kairo, wo sie das Staunen wieder lernt, und die Nekropolen in Saqqara. Sie ist in Suks unterwegs und im stolzen Alexandria, am Nil und in Karnak, wo die Anwesenheit der Götter greifbar wird.
Es ist ein Roman über die Selbstfindung einer Frau, den Barbara Frischmuth geschrieben hat, und doch ist es auch ein poetischer Begleiter für eine Reise nach Ägypten. Wo der Reiseführer Zeittabellen und Geschichtsabrisse braucht, genügen Frischmuth Impressionen und Reflexionen. Wo der Reiseführer heile Urlaubswelten ausmalt, skizziert die Autorin einen chaotischen Alltag mit seinen Schattenseiten, von denen auch die Touristen nicht verschont bleiben. Frischmuth schaut hinter die Fassaden, bricht Klischees auf und macht verborgene Zusammenhänge sichtbar.
Das liest sich nicht immer einfach. Aber nach der Lektüre dieses Buches versteht man das alte – und das neue – Ägypten besser, hat Lust bekommen, selbst in den Moloch Kairo einzutauchen und in der Begegnung mit den alten Göttern über das eigene Leben nachzudenken.   
 
Info: Barbara Frischmuth, Vergiss Ägypten, Aufbau, 220 S., 18,90 Euro, ISBN  13- 978-3351032272     

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