Yael Hedaya ist eine der profiliertesten israelischen Autorinnen. Mit schonungslosen Innenansichten von abgründigen Beziehungen, mit kühlen Analysen über das Elend der Liebe hat sie sich einen Namen gemacht. Nach „Liebe pur” und „Zusammenstöße” legt die 42-Jährige jetzt mit „Die Sache mit dem Glück” ihren dritten Roman vor.
Und wieder ist es eine Dreiecksgeschichte, eine Dreiecksgeschichte der anderen Art. Denn Mattis Beziehung zu der 15-jährigen Alona ist beendet, als er Mira heiratet. Und doch ist Alona stets gegenwärtig in dieser Ehe ohne große Gefühle, ohne Höhen und Tiefen. Wieder scheinen die Charaktere gefangen im Käfig ihrer eigenen Vorstellungswelt, unfähig zum Miteinander, einsam auch in der intimsten Zweisamkeit. Als Matti an einem Gehirntumor erkrankt, erkennt Mira, dass ihre ganze Ehe ein Irrtum war. Sie fühlt nichts für den Sterbenden, mit dem sie zwei Kinder hat, „nicht einmal das, was ich gefühlt habe, als ich ihn kennenlernte und er in mir das Bedürfnis weckte, mich um ihn zu kümmern”. Ihre ganze Ehe lang hat Matti ihr zugemutet, mit einem Schatten zu leben. Mit seiner Erinnerung an die 15-jährige Geliebte, die ihn vor zehn Jahren verlassen hatte.
Jetzt, im Krankenhaus, begegnet Mira der wirklichen Alona, einer jungen, selbstbewussten Frau mit einem eher verkorksten Leben. Gar nicht so anders wie ihr eigenes. Doch Mira hat zwei Kinder, die ihr Dasein ausfüllen. Sie ist es, die Matti die Windeln wechselt, die ihm die Hand hält. Und doch fühlt sie sich der anderen befremdlich nahe, als wäre Alona plötzlich ein Teil von ihr. Als würden im Angesicht von Mattis Tod seine zwei Frauen zu einer verschmelzen.
Hedaya hat ein schmerzhaft ehrliches Buch geschrieben über ein Leben im Mittelmaß, über Selbstbetrug und Lügen aus Mitleid und über die Erbärmlichkeit des Sterbens. Keine leichte Lektüre auch wegen der aprupten Perspektivenwechsel, die den Leser auf Distanz halten.
Info: Yael Hedaya, Die Sache mit dem Glück, Diogenes, 159 S., 16,90 €, erscheint im September