Lorànt Deutsch wurde in einem Dorf am Ufer der Sarthe geboren. Doch seine Liebe gehört Paris und das schon von Kindesbeinen an. Die Metrostationen, so erzählt er im Vorwort zu seinem spannenden Buch „Métronom – Die Geschichte Frankreichs im Takt der Pariser Métro“ , führten den kleinen „Provinzler“ in die Geschichte der Metropole hinein.
Wie schön, dass der Schauspieler die Leser mitnimmt in diese Geschichte, die er so lebendig erzählt, als wäre er bei all diesen blutigen, schrecklichen, geschichtsträchtigen, prunkvollen Ereignissen dabei gewesen. Von Metrostation zu Metrostation arbeitet, besser fabuliert, sich Deutsch durch die Geschichte, die mit dem kleinen Örtchen Lutetia auf einer Seine-Insel beginnt. Und er hat viel zu berichten. Wer denkt schon an der Station Champ de Mars daran, dass der Name der Station auf eine legendäre Schlacht zwischen Galliern und Römern verweist, die da stattfand, wo heute der Eiffelturm steht? Oder wer denkt bei Montmartre an den Mont-des-Martyrs, von dem der Name stammt, den Berg also, wo der heilige Dionysius hingerichtet wurde? Wer weiß schon, dass die adligen Gefangenen in der Bastille Diners gaben und wie Uli Hoeness auch Freigang hatten?
Und vieles, was der Autor ausgegraben hat, ist zwar lange her, wiederholt sich aber offensichtlich immer wieder. Die grausamen Wikinger-Raubzüge erinnern an die Überfälle von Boko Haram und den Vormarsch des IS. Erpressung, Geiselnahme, Antisemitismus – auch das gab es alles schon, unter Philipp II. im 12. Jahrhundert. Staunend liest man sich durch diese so fesselnd erzählte Geschichte, lässt die von Lorànt Deutsch entworfenen Bilder an sich vorüberziehen wie einen der historischen Filme und ist dankbar dafür, dass den Autor immer wieder die Schwäche packt, „überall herumzustöbern, wo es nach altem Stein riecht“.
Info: Lorànt Deutsch, Métronom – Die Geschichte Frankreichs im Takt der Pariser Métro“, Propyläen, 365 S., 19,99 Euro
16Jan. 2015