Abschied von einem alten Bekannte: Henning Mankells „Der Feind im Schatten“

Ein bisschen wehmütig ist einem als Leser schon zumute, wenn man diesen Roman von Henning Mankell zur Hand nimmt. Das liegt nicht am Titel „Der Feind im Schatten“, sondern am Abgang des Protagonisten. Es heißt, Abschied nehmen von einem guten, alten Bekannten, den man über viele, spektakuläre Mordfälle und in ebenso vielen Lebenskrisen begleitet hat. Irgendwie ist einem dabei dieser stets melancholische, manchmal auch mürrische Kommissar ans Herz gewachsen. Nun also Wallanders letzter Fall.

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Magische Orte

Kraftorte nennen die einen sie, magisch die anderen: Orte, die den Besucher verzaubern, die ihn nicht mehr loslassen. Das können Kirchen sein und Klöster, steinerne Relikte aus uralter Zeit, aber auch ein Wald, ein See, ein Weg. Sieben Orte voller Magie.

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Charmante Kleborgie: Marina Lewyckas „Das Leben kleben“

Ganz zum Schluss erliegt Marina Lewycka dann doch der Versuchung, alles mit einer Art „Heile-Welt-Paste“ zu verkleistern. Vielleicht hat die Heldin ihres neuen Romans „Das Leben kleben“ sie ja dabei angesteckt. Schließlich schreibt Georgie Sinclair in ihrer Freizeit – also immer dann, wenn sie nicht für das Klebstoff-Magazin tätig ist – eine Art Groschenroman. Vielleicht aber wollte die Autorin den Leserinnen und Lesern auch ganz einfach zeigen, dass sich selbst die aussichtslosesten Fälle des Lebens kitten lassen – wenn man nur die Hoffnung nicht aufgibt.

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Reise ins Ich: Andreas Altmanns „Triffst du Buddha, töte ihn“

„Ich bin eben ein Schlechtmensch“, stellt Andreas Altmann gegen Ende seiner zehntätigen Meditationserfahrung im Vipassana-Zentrum in Indien zufrieden fest. Zufrieden ist er, weil er sich selbst nach zehntägigem Schweigen, zehntägiger Schinderei, vielen Abstürzen in einen kleinkarierten Alltag und manchen ekstatischen Höhenflügen nicht verloren hat. Nein, er hat es nicht zum Gleichmütigen geschafft, auch nicht zur Erleuchtung. Er ist bei seiner Reise ins Innere ganz einfach bei sich selbst angekommen, einem Menschen, der nach Leben fiebert.

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Alles, nur nicht Senioren

Die Deutschen werden immer älter, das merkt man auch auf Reisen. Schon jetzt stellen die „Senioren“, die sich nur ungern als solche bezeichnen lassen, den Hauptanteil am Reisemarkt. Und sie sind eine umworbene Zielgruppe, weil sie mobil, zeitlich flexibel und nicht knauserig sind. Die Touristische Runde zum Thema „Die Alten kommen. Senioren als Rettungsanker der Tourismusbranche“ brachte ein Fazit: „Die Zielgruppe Senioren“ gibt es eigentlich nicht. „Die Menschen haben bis ins hohe Alter unterschiedliche Lebens- und damit auch Urlaubsvorstellungen“, macht Peter Zimmer von Futour klar.

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Die schamlosen Bekenntnisse des jungen Georg: Jan Faktors „Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag“

Schaden kann es nicht, wenn man sich vorher mit Charlotte Roches „Feuchtgebieten“ eine gewisse Ekelresistenz angelesen hat, ehe man Jan Faktors dicken Wälzer mit dem eigenwilligen Titel „Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbans von Prag“ zur Hand nimmt. Der Autor tritt geradezu lustvoll in jedes sprachliche Fettnäpfchen, steckt seine Nase peinlich tief in die olfaktorischen Niederungen und macht den konsternierten Leser zum Voyeur bei den sexuellen Abenteuern des „Helden“ Georg.

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Rote Rosen für die Passagiere

Die beiden Ehepaare aus München, die in Usbekistan eine individuell organisierte Wandertour machen wollen, erwarten sich viel: Der neue Direktflug von München nach Tashkent soll ihnen nicht nur Zeitersparnis bringen sondern auch deutsche Standards und mehr Komfort. Dass am Gate zwei gestandene Bayern in Lederhosen den Marsch blasen, wundert sie dann doch. Der Lufthansa-Erstflug in die Hauptstadt Usbekistans muss gefeiert werden –  mit dem traditionellen „Ribbon-Cutting“: Beim Durchschneiden des gelben Bandes ist auch der deutsche Botschafter in Tashkent, Wolfgang Neuen, mit von der Partie. Und wie die anderen VIPs dieses Fluges auch bekommt er ein Lebkuchenherz um den Hals, das ihn an diesen Erstflug erinnern soll

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Wiener Melange – Eine Kaffeehausgeschichte

Da sitzt er wie er wohl zu Lebzeiten immer gerne saß, am kleinen Kaffeetisch mit Blick auf die Tür: Für den Schriftsteller Peter Altenberg war das Cafe Central das Wohnzimmer, wo er seine Prosaskizzen schrieb. Heute erinnert ein Pappkamerad an die große Zeit, als sich die Wiener Boheme hier im Kaffeehaus traf. Wien und seine Kaffeehäuser, das ist eine Geschichte für sich. Rainer Lefevre, der staatlich geprüfte Fremdenführer mit der hohen Stirn und der kantigen Metallbrille, hat sie studiert. 800 Kaffeehäuser gibt es in Wien und dazu noch moderne Cafe-Bars und Steh-Cafes. Wir aber sind auf der Suche nach den Cafes aus der guten alten Zeit. Solchen mit plüschigen Bänken, Sesselchen und runden Tischen, mit vielen Zeitungen und Bedienungen in Schwarz-Weiß.

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Ein Dorf mit Charakter

Auf der Speisekarte steht Kaviar, das Gramm zu 18 Franken. Mindestens zehn Gramm sollten’s schon sein. Wir sind da, wo die Deutschen gern ihr Schwarzgeld bunkern, in der Schweiz. Und da, wo die Schönen und Reichen besonders gern Urlaub machen, in Pontresina bei St. Moritz. Hier ist die Welt noch nicht von Betonbunkern und Garagen verstellt wie im größeren Nobelort. Pontresina hat sich (noch) seinen dörflichen Charakter bewahrt, auch wenn Kräne von neuen Bauvorhaben künden. Das Grand Hotel Kronenhof steht seit über 100 Jahren mittendrin in dem Engadiner Örtchen und ist längst Teil der Geschichte.

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