Ein kleines Buch mit großer Wirkung: Change the world for a fiver heißt das Original. Unter dem Titel "Einfach die Welt verändern, 50 kleine Ideen mit großer Wirkung" ist es jetzt auch in Deutschland auf dem Markt. Über 300 000 Mal hat es sich schon verkauft – und die Nachfrage ist ungebrochen. Bei Schülern ebenso wie bei Unternehmern, bei Hausfrauen ebenso wie bei Bankern, bei Engländern, Deutschen und Menschen auf aller Welt.
David Robinson ist 50 und ein Gutmensch. Der Londoner mit dem akkurat gestutzten grauen Bart, den blauen Augen hinter der Intellektuellenbrille und den Stirnfalten unter dem graumelierten Haarschopf hat schon als Schüler Spaß daran gehabt, Gutes zu tun. Damals hat er einfach einen alten Doppeldeckerbus ausgeschlachtet und als Spielmobil in Londons ärmste Vororte gefahren. Später hat er dann das soziale Netzwerk „Community Links” gegründet, das mittlerweile 53\x0e000 Menschen im sozialen Brennpunkt Canning Town betreut, dort wo 120 Sprachen gesprochen werden und Englisch in der Minderheit ist. Davids bestechende Idee ist, große Firmen in soziale Aufgaben einzubinden nicht als Almosengeber, sondern als Partner. David will das Soziale zur Marke machen und dabei ist er schon weit gekommen. „We are what we do” (Wir sind was wir tun) ist ein Tochterunternehmen von „Community links” und dieses Tochterunternehmen scheint am Anfang einer weltweiten Bewegung zu stehen.
Aktion 18: Sag etwas Nettes in einer anderen Sprache.
Eugenie Harvey ist 37 und Typ erfolgreiche Geschäftsfrau. Als sie David traf, arbeitete sie bei einer der größten Finanz-PR-Firmen. Davids Engagement und sein Enthusiasmus steckten sie an. Denn Eugenie fand schon länger keinen Sinn mehr darin, was sie tat. Die blonde Australierin mit den klaren Gesichtszügen und dem dezenten Make-Up kündigte ihren gut dotierten Job und brachte zusammen mit David die Initiative „We are what we do” auf den Weg. Gemeinsam überredeten sie Werbetexter, Designer und Marketing-Leute dazu, kostenlos an einem Buch mitzuarbeiten, das dabei helfen sollte, mit einfachen Aktionen die Welt besser zu machen. Heraus kam „Change the world for a fiver” (Für fünf (Pfund) die Welt verändern”) und der Erfolg dieses Buches hat die Macher geradezu überrollt.
Aktion 05: Verschenk ein Lächeln
Christian Strasser ist 60 und Unternehmer aus Leidenschaft. Er war ein erfolgreicher Verleger und will jetzt vor allem Dinge machen, die Sinn haben. Der Mann mit der grauen Haartolle, den tiefen Falten und dem freundlichen Lächeln war fasziniert von dem englischen Buch und den beiden Initiatoren. Ohne lange zu fragen stellte er seine Energie und seine Erfahrung in den Dienst der Sache. Im Februar kam das deutsche Pendant auf den Markt: Einfach die Welt verändern 50 Ideen mit großer Wirkung.
Aktion 14: Verbringe Zeit mit einer anderen Generation
Patricia Taterra ist 32 und gerade dabei, ihr Leben in neue Bahnen zu lenken. Die junge Deutsche hat schon viel von der Welt gesehen und ziemlich viel Ahnung von Marketing. Mit Jeans und Pullover und den schulterlangen braunen Haaren wirkt „Patty” eher wie eine Studentin denn eine knallharte Marketing-Frau. Aber das täuscht. Patricia weiß, was sie will. Sie will, dass das Buch in Deutschland ähnlich Furore macht wie in England und sie will Davids Idee der Partnerschaft mit großen Firmen auch in Deutschland populär machen.
Aktion 50: Was geben und nichts dafür nehmen
Fiona Wollensack ist 22, ein nettes, dünnes Mädchen mit rotblondem Pferdeschwanz, Typ Lehramtsstudentin. Eines Tages spazierte sie einfach ins Londoner Büro und fragte ganz unschuldig, ob sie irgendwie behilflich sein könnte. Als Kind deutscher Eltern in Großbritannien geboren, ist Fiona die ideale Übersetzerin. Kennt sie doch die Schwächen beider Länder und ihre Stärken. Es war nicht immer leicht, den englischen Humor ins Deutsche zu übertragen, aber wichtig war ihr vor allem „die Vision der Bewegung möglichst unverfälscht rüberzubringen”.
Aktion 20: Finde heraus, wie dein Geld investiert wird.
Die Offensive der Gutmenschen zeigt Wirkung, das kleine Buch hat einen Riesenerfolg. Auf der englischen Bestsellerliste überrundete es sogar das Buch von David Beckham. Und die erste Auflage der deutschen Ausgabe ist auch schon vergriffen. Alles, was an Geld reinkommt, soll auch gleich wieder investiert werden in die gute Sache, natürlich. Dass die kleinen Aktionen so großes Aufsehen erregen, hat wohl mehrere Ursachen. Vielleicht liegt es daran, dass Davids Idee den Zeitgeist getroffen hat. „Oberflächlichkeit ist die neue Tiefe,” hat er erfahren. „ Nur so können wir die Menschen erreichen.”
Aktion 47: Verschenke dieses Buch
Vielleicht liegt es auch daran, dass das Buch so fröhlich daherkommt. Die Welt verbessern ohne Stress, aber mit viel Spaß das scheint anzukommen. Dass natürlich auch hier „alter Wein in neuen Schläuchen” verkauft wird, interessiert dabei nicht. Es geht ja nicht um einen Wettbewerb, „wer die Welt am besten verändert” (David), sondern darum, überhaupt etwas zu tun und seien es noch so kleine Schritte. Natürlich wird die Welt nicht gleich besser, indem man den Kaugummi in die Tonne entsorgt oder Wasser spart, indem man zu zweit in die Badewanne steigt. Aber der Anstoß zum Umdenken ist da. Gute Ideen werden aus der Müsli-Ecke herausgeholt und kommen mit Fun-Faktor daher. Und plötzlich fühlen sich Hunderttausende angesprochen.
Aktion 36: Nimm dir Zeit fürs Zuhören.
Politiker sind darunter wie Stephen Timms, der Labour-Abgeordnete („Wir brauchen eine Bewegung, die an den Graswurzeln anfängt”), Banker wie Steve Wish, der sein Engagement als Bereicherung empfindet, Buchhändler, Lehrer, Bäcker und Unternehmen. Auch das Luxus-Design-Hotel One Aldwych gehört zu den Unterstützern. Besitzer Gordon Campbell Gray ist so fasziniert, dass er für alle Gäste zwei Exemplare in die Zimmer legen lässt, eines zum durchblättern und eines zum Kaufen. Kurz: Alles ist so, wie David es sich vorgestellt hat: „Wir bringen Leute mit einem ganz unterschiedlichen Hintergrund zusammen, die alle dasselbe Ziel haben.”
Aktion 43: Lass etwas wachsen
Es ist eine andere Art, Gutes zu tun. Eine, die nichts mit fundamentalistischem Eifer zu tun hat. Eine, die mit einem Lächeln daherkommt, die sich auf leisen Sohlen in unseren Alltag einschleicht. „Was würden Sie sagen, was eine Million Menschen tun sollten, um die Welt zu verändern?” hatte Eugenie am Anfang des Buchprojekts gefragt. 1500 Vorschläge kamen zurück, 200 kamen in die nähere Auswahl und 50 blieben schließlich übrig. Doch bei diesen 50 soll es nicht bleiben. Schon steht ein neues Projekt ins Haus „Change the world from 9 to five” (Die Welt während der Arbeit verändern). Auch an ein Kinderbuch ist gedacht. Schon jetzt arbeiten Schulklassen mit den Vorschlägen und haben eigene Aktionen gegründet.
Aktion 48: Schick uns eine Aktion
Die Lokomotive der ganzen Bewegung ist das Internet. Ohne das world wide web hätte sich die Idee nicht so schnell verbreiten können. In drei Monaten hatten sich Menschen aus 97 Ländern auf der Seite eingeclickt. Die Initiative aus London wurde zur globalen Bewegung. „Wir haben nicht geahnt, in welchem Ausmaß die Menschen mit uns kommunizieren wollen,” sagt David und ist ein kleines bisschen stolz auf sich. Und noch immer arbeitet die kleine, engagierte Mannschaft in der Ecke eines Souterrain-Büros, die ihnen die Brunswick-Gruppe kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Den Kellerkindern gehen die Ideen nicht aus und ihre Begeisterung ist ansteckend.
Aktion 12: Schalte Elektrogeräte ganz aus
350 000 Mal hat sich das Buch mittlerweile verkauft (die Initiatoren hatten in aller Bescheidenheit mit 10 000 Exemplaren gerechnet). In Deutschland ist die zweite Auflage im Druck. In Australien verkauft es sich wie warme Semmeln. Und nach dem Grand Prix d’Eurovision werden womöglich Millionen Zuschauer ihren Fernseher ganz ausschalten, um mit dieser kleinen Aktion die Welt zu verändern. Denn für die Schweiz wird die Gruppe „six for one” mit dem Beitrag „If we all gave a little” (wenn wir alle nur ein bisschen geben würden) in den Wettbewerb gehen und vielleicht die Ideen von „We are what we do” bei Schlagerfreunden europaweit populär machen.
Aktion 28: Nutze den Tag
„Nicht Regierungen verändern die Welt, sondern das tun die Menschen selbst, indem sie ein Klima für Veränderungen schaffen,” ist David überzeugt. Schon jetzt hat die von ihm und Eugenie initiierte Bewegung alle Grenzen überwunden. David mag zwar ein Träumer sein, aber er weiß, wie mächtig Träume sein können. Schon Martin Luther King hat mit seinem Traum die Welt verändert.