Autor: Joey Goebel, Hans M. Herzog, Matthias Jendis
Verlag: Diogenes Erschienen: September 2005 |
Mit „Vincent” hat Joey Goebel, Leadsänger der Punkrockband „The Mullets” die Literaturkritik in Aufregung versetzt. Jetzt hat er mit „Freaks” sein zweites Buch herausgebracht und nach Lektüre der deutschen Ausgabe steht eines fest: politisch korrekt ist dieser abgedrehte Roman auf keinen Fall.
Im Gegenteil, er ist geschriebene Pulp Fiction, Fingerübung eines begabten Jungautors (Jahrgang 1980) und man merkt ihm an, dass er eigentlich als Drehbuch konzipiert war. Dennoch hat „Freaks” das Zeug, die Leser zu faszinieren. Vielleicht gerade deshalb, weil das Plot so schrill ist und die Klischees so zahlreich sind. Vor allem aber deshalb, weil Goebel seine fünf Außenseiter mit einem gnadenlosen Individualismus ausgestattet hat, neben dem die Altrocker unserer Tage wirklich alt aussehen.
Die Freaks, das sind: Eine lebensgierige 80-Jährige mit Sex-Pistols T-Shirt. Ein bildschönes Mädchen, das im Rollstuhl rebelliert. Eine süße Achtjährige, die alles hasst, was normal ist. Ein vom Krieg traumatisierter Iraker und ein philosophierender Afro-Amerikaner. Gemeinsam sind sie stark, und als Band wollen sie’s allen zeigen. Ein schöner Traum.
Rasante Perspektivenwechsel und innere Monologe im Staccato-Stil halten die Leser auf Trab. Goebels Buch ist ein Lob der Extreme, er serviert Zeitgeist in schwer verdaulichen Dosen und verlangt seinen Lesern ein gehöriges Quantum Toleranz ab. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass seine fünf Freaks vor Leben nur so strotzen.
Joey Goebel, Freaks, Diogenes Paperback, 192 S., 15 €