Hotel Schloss Velden: Auferstanden aus der Bedeutungslosigkeit

Angesichts der schönbrunngelben Fassade, der verspielten Türmchen und des verschnörkelten Tors mögen viele gerührt an die RTL-Serie „Das Schloss am Wörthersee“ zurückdenken, an einen charmanten Roy Black und eine noch jugendlich wirkende Uschi Glas. Doch der erste Eindruck täuscht. Dies ist nicht mehr das Serienhotel der 90er Jahre, dies ist etwas ganz Neues, eine Kombination aus Schlossromantik und modernem High-Tech-Luxus.

Ein Riegel aus weißen Beton und Glas ergänzt das romantische Schlösschen und schottet es gleichzeitig nach außen hin ab. Und wer nicht ordentlich Geld auf dem Konto hat, sollte besser draußen bleiben. Ab 550 Euro kostet eines der weitläufigen Zimmer, acht Mal so viel müssen Gäste für die noble Kaisersuite hinblättern. Dafür will man in diesem Refugium der Reichen tunlichst unter sich sein, ungestört von Busladungen voller Roy-Black-Fans oder den neugierigen Blicken ganz gewöhnlicher Wörthersee-Touristen.
„Die Legende lebt“ versprach Hotelierlegende Horst Schulze bei der Eröffnung vor einem Jahr vollmundig. Der ehemalige Ritz-Carlton-CEO kündigte an,  mit seiner Capella Hotels&Resorts Gruppe das Grand-Hotel-Feeling im Schloss zu neuem Leben zu erwecken. Keine leichte Aufgabe. Schließlich stand das traditionsreiche Anwesen 17 Jahre leer, bis es die Hypo Alpe-Adria Bank International AG für schlappe 22 Millionen Euro von Gunther Sachs erwarb. Der in die Jahre gekommene Playboy und Fotograf hat sich in dem alten Trakt noch eine Suite gesichert. Nicht nur er ist überzeugt davon, dass das sich im Schlosshotel bald wieder die Schönen und die Reichen treffen werden wie in der guten alten Zeit, als man in der Lobby schon mal der Queen über den Weg laufen konnte oder Peter Alexander. Auch der Hoteldirektor hofft auf große Namen.
Derzeit trifft man höchstens den schwergewichtigen EM-Botschafter Klagenfurts, Reiner Calmund oder Siemens-Mann Peter Löscher, der vier der exklusiven Residenzen im Schlosspark sein eigen nennt. 
Noch hat Verkaufsdirektor Mario Sonnleitner zu tun, die 104 mit viel Pomp und teurem Schnickschnack eingerichteten  Zimmer zu füllen. Gerade mal 30 Prozent Auslastung konnte er im ersten Winter verbuchen. In der kalten Jahreszeit hielt Velden bisher Winterschlaf. Das werde sich ändern, ist Sonnleitner überzeugt. Vom „Leuchtturmprojekt“ Schloss Velden profitiere schließlich der ganze Ort.   Auch von Chefkoch Silvio Nickol, einem Schüler des deutschen Superstars Harald Wohlfahrt, der gleich zum Einstand drei Hauben und einen Stern erkocht hat, erhofft sich Sonnleitner Renommee fürs Haus – und neue Gäste. „Es liegt halt viel Geld rund um den See“, sagt der Manager. Die Flicks haben hier ein zur Festung ausgebautes Anwesen, der österreichische Waffenfabrikant Glock residiert am See, die Horten-Witwe Heidi und der über 80-jährige Peter Alexander. Von all dem Glanz könnten schon ein paar Strahlen auch das Schloss Velden erreichen. Jedenfalls soll der prunkvolle  Ballsaal ein „Hotspot für die High Society“ (Sonnleitner) werden.
Die setzt sich im Hotel derzeit eher aus arabischen Scheichs, reichen Russen und deutschen Unternehmern zusammen und um die zufrieden zu stellen, hat man bei der Einrichtung keine Kosten gescheut. 38 000 Swarovski-Kristalle funkeln in den Lüstern, vergoldetes Schnitzwerk ziert die Zimmer, der (nicht benutzbare) offene Kamin ist aus Marmor, die Vorhänge an den großen Fenstern lassen sich elektronisch vom Bett aus steuern ebenso wie der Flatscreen und die Beleuchtung. An den Wänden der langen Gänge hängt großflächige moderne Kunst und im schwarzen Marmor der eher abweisenden Eingangshalle spiegeln sich die wertvollen  Blumengestecke und die wenigen Gäste. Im lichten Hotelspa mit dem großen Pool und dem großartigen Blick in die Kärntner Landschaft kuschelt ein  Pärchen im Whirlpool. 
130 Millionen Euro wurden investiert, um das Schloss wieder zu einem diskreten Nobel-Treff zu machen. Die Privatsphäre der teuren Gäste wird auch im Strandbad gewahrt. Eine 70 Meter lange mannshohe Bretterwand schützt die Promis im hoteleigenen Beach Club vor neugierigen Blicken. Auch die Veldener selbst müssen draußen bleiben, wenn sich die schicken Gäste so richtig amüsieren.
 
Info: Schloss Velden, A Capella Hotel, Schlosspark 1, 9220 Velden/Österreich, Tel. 0043/4274/520 000, www.schlossveldencapella.com
 
         

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