Frauen-Power in Zell am See

Oben auf der Schmittenhöhe, wo ein die Elisabeth-Kapelle an den Besuch der Kaiserin Sisi erinnert, heizt der Schnaps-Hans die Stimmung an. Unten in Zell am See, wo Wolfgang Porsche, Chef des Porsche-Aufsichtsrats und Enkel von Käfer-Erfinder Ferdinand Porsche, ein Gut mit 140 Rindern betreibt, und wo das Ferry-Porsche-Congress-Center moderne Akzente setzt, flanieren  Touristen zwischen Rathaus, See und Stadtpfarrkirche. Das Städtchen ist eine der ältesten bajuwarischen Siedlungen des Pinzgaus, aber heute ist es vor allem Hotelstadt. 10 000 Einwohner leben hier, die meisten von den 12 000 Gästebetten. Und es lebt sich gut in Zell am See, dank der Touristen, die mit der Bahn direkt ins Herz des Örtchens fahren können.

Schon früh hatte man hier auf den Tourismus gesetzt: Das schneeweiße Grandhotel am See entstand um die Jahrhundertwende des letzten Jahrtausends, die erste Luftseilbahn führte 1927 auf die Schmittenhöhe. Nach dem Zweiten Weltkrieg besann sich das Örtchen auf seine Vorzüge und begann mit dem Aufbau eines modernen Tourismus. Eine der Pionierinnen war Gisela Holleis, die zuerst für das örtliche Fremdenverkehrsamt arbeitete, dann ein Reisebüro aufmachte und sich schließlich  –  vor 40 Jahren – zusammen mit ihrem Mann ihr eigenes Hotel zulegte, den Salzburger Hof, heute eine Fünf-Sterne-Luxusoase mit „Wellness-Schlössl“ und Haubenküche.
Sie ist – längst im Pensionsalter –  immer noch die perfekte Gastgeberin, ein liebenswürdiges Lächeln auf den Lippen, die blonden Haare perfekt gestylt wie einst Maggy Thatcher, kaum Falten im Gesicht, wache Augen, die alles zu sehen scheinen. Gelernt ist gelernt. „Wir waren das erste Haus in Zell am See, in dem sämtliche Zimmer mit Dusche oder Bad und WC ausgestattet waren“, erinnert sich Gisela Holleis an die Anfänge ihrer Hotel-Karriere. Damals kamen vor allem die Deutschen nach Zell am See zur Sommerfrische. Und Wellness war noch ein Fremdwort. Doch die umtriebige Hoteliere konnte schon damals mit einem Wort wie Stillstand nichts anfangen. Zehn Jahre nach der Eröffnung bekam der Salzburger Hof Hallenbad und Sauna und Ende des letzten Jahrhunderts nach dem Erwerb des städtischen Bauhofs dann das Wellness-Schlössl samt einer romantischen Gartenanlage, Herzenswunsch der Bauherrin. Was sie macht, muss perfekt sein, auch wenn die Baukosten nie ganz „reinkommen“. Längst gilt der Salzburger Hof mit den drei Verwöhnetagen als eines der besten Wellness-Hotels Österreichs. Doch Gisela Holleis hat schon wieder neue Pläne: Ein „Private Spa“ soll beim alten Hallenbad entstehen, Luxus pur für verwöhnte Gäste.
Die kommen inzwischen aus aller Welt. Im Winter vor allem aus England und Russland, im Sommer auch aus den arabischen Ländern. Dafür, dass „der Gästemix“ immer stimmt, sorgt die Chefin höchstpersönlich. Nur zum russischen Weihnachtsfest macht sie eine Ausnahme. „Da sind wir sehr russisch.“ Das wissen auch die anderen Gäste und richten sich danach. Minister sind darunter, Unternehmer und manchmal auch bekannte Promis. Sie alle wissen sich gut aufgehoben im Reich der Gisela Holleis. Immerhin 70 Prozent aller Gäste kommen immer     wieder.  „Weibliches Fingerspitzengefühl mit maskuliner Durchsetzungskraft“ attestierte ein Journalist der alten Dame. Wohl wahr. Gisela Holleis strahlt sanfte Autorität aus, der sich höchstens die kleine Enkelin entziehen     kann.
Von Autorität redet Martina Eitzinger nicht, wenn die Rede auf Gisela Holleis kommt, sondern von einem „sehr offenen Verhältnis.“ Eitzinger ist 36, wirkt aber wie ein junges Mädchen mit den halblangen blonden Schnittlauchhaaren, den blauen Augen und der kleinen Nase über dem freundlichen Mund. Kaum zu glauben, dass dieses zarte Wesen eine Brigade von 14 Männern befehligt. Martina Eitzinger schwingt nicht das Szepter, sondern den Kochlöffel – und das auf Haubenniveau. Wenn man sich den rosigen Spanferkelrücken auf der Zunge zergehen lässt, wenn das gegrillte Wolfsbarschfilet mit Rieslingbutter seine ganze Geschmacksfülle im Mund entfaltet und die Mousse vom Kaffee einfach nach mehr schmeckt, dann mag man gar nicht daran denken, dass diese wunderbare Köchin einmal Schneiderin werden wollte und nur deshalb die Kochlaufbahn eingeschlagen hat, weil die Lehrstelle im Heimatort Kirchdorf so nahe war. Ein Glück für alle Feinschmecker unter den Hotelgästen, denn  Eitzingers unaufgeregt feine Küche ist anders als in vielen anderen Hotels auch die Küche der Halbpension. „Für Frau Holleis ist der Hotelgast der wichtigste Gast“, begründet die Küchenchefin ihr Engagement. Ganz einfach ist es nicht, 365 Tage im Jahr Abwechslung zu bieten. Aber Martina Eitzinger, die in Österreich auch als TV-Köchin bekannt ist, hat den Ehrgeiz – und das Können-, auch das zu schaffen.
Um ihre Kochkunst will sie kein Geheimnis machen. „Der Geschmack muss überzeugen“,  sagt sie und „Man muss nicht jede Mode mitmachen.“ Von Rezepten hält sie nicht viel, am liebsten kocht sie „nach Gefühl“. Ohne viel Schnickschnack entstehen so Gerichte, die in ihrer Geschmacksintensität purer Genuss sind. Dass Martina Eitzinger kochen kann wie es ihr gefällt, hat sie auch Gisela Holleis zu verdanken, die ihr in allem, was die Küche betrifft, freie Hand lässt. „Wir sind ein tolles Team“, sagt die Köchin – und die Chefin lächelt dazu.  Das „allabendliche Feuerwerk der Genüsse“ gehört schließlich zum Salzburger Hof wie das Stamperl Schnaps zum Schnapshans.

Info: Genießer- und Wellnesshotel Salzburger Hof, A-5700 Zell am See, Auerspergstr. 11, TEl. 0043/6542-765, E-Mail: 5sterne@salzburgerhof.at, www.salzburgerhof.at
Übernachtung im DZ mit Frühstück ab 130 Euro, Genießer-HP ab 120 Euro

 

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