Es sind die letzten Jahre der Sklaverei auf Jamaika. Auch Julys Mutter
ist Sklavin, und die kleine July hat kaum Aussichten auf ein besseres
Leben. Zwar verliebt sich die Schwester des Plantagenbesitzers auf den
ersten Blick in die niedliche Kleine und nimmt sie in ihren Besitz. So
wird July zur Haussklavin, privilegiert, aber abhängig von den Launen
ihrer Herrin, der lange Handschuhe wichtiger sind als das (Über)Leben
ihrer Sklaven. Das ändert sich, als der junge und fromme Robert Goodwin
Aufseher auf der Farm wird. Er will nicht nur das Los der Sklaven
verbessern, er verliebt sich auch in die bildhübsche July und tut alles,
um ihr Leben angenehm zu machen.
Und doch versagt Goodwin, als die Sklaven ihre Freiheit erlangen. Mit
hilfloser Wut reagiert er auf die Emanzipations-Bestrebungen. Zu
verwurzelt ist er im Schwarz-Weiß-Denken seiner Rasse und seiner Zeit.
Am Ende entscheidet er sich für ein angenehmes Leben in England und
gegen July, die er ihrem Schicksal überlässt. Und das ist auch nach dem
Ende der Sklaverei noch hart genug. So hart, dass July sich ein Happy
End erdichtet und sich erst nach den Ermahnungen ihres Sohnes zur
tragischen Wahrheit durchringt.
Andrea Levy hat ein wunderbares Buch geschrieben über ein dunkles
Kapitel der Kolonialgeschichte. Ganz ohne Larmoyanz aber umso
eindringlicher. Dieses lange Lied eines Lebens bleibt noch lange im
Gedächtnis haften.
Andrea Levy, Das lange Lied eines Lebens, DVA, 360 S.,19,99 Euro