Auch der könnte durch die Demokratiebewegungen der arabischen Staaten an
Brisanz verlieren. Denn Israel, der den tyrannischen Potentaten
liebster Feind, ist für die Aufständischen derzeit unwichtig. Sie
bekämpfen den Feind im Inneren ihrer Länder. Dennoch, was der
jordanische König in seinem Buch schreibt, gilt auch weiterhin für Al
Qaida & Co: „Gewaltbereite Extremisten bekämpft man am besten, indem
man ihren Parolen die Grundlage entzieht… Ein gerechter und dauerhafter
Frieden ist eine der stärksten Waffen gegen den Extremismus.“ Warum das
im Irak nicht funktioniert und auch nicht in Afghanistan, auch dafür
hat Abdullah II. eine Erklärung – den von außen diktierten Frieden.
Doch der König referiert in seinem Buch nicht nur über die
Nahost-Politik, er erzählt auch, wie sein Vater ihn zum Kronprinzen
gemacht hat und gewährt intime Einblicke in die königliche Familie der
jordanischen Haschemiten. Auch dass es ein König, der sich einmischt,
nicht immer einfach hat, erfährt der aufmerksame Leser. Denn Abdullah
berichtet freimütig von Korruption, Misswirtschaft und Intrigen im
eigenen Land, das mit seiner Schönheit und seiner Geschichte Touristen
aus aller Welt begeistert. Wie willkommen sie in Jordanien sind, können
sie im königlichen Buch nachlesen: „Wir müssen Bomben und Kugeln durch
Touristen und Unternehmer ersetzen“, schreibt Abdullah und erklärt seine
Vision, die Volkswirtschaften Israels, Palästinas und Jordaniens nach
dem Vorbild der westeuropäischen Benelux-Länder zu einem gemeinsamen
Markt zusammenzuschließen. Ein Traum, der vielleicht gerade durch die
Demokratiebewegung in den Nachbarstaaten in greifbare Nähe gerückt ist.
Info: König Abdullah II. von Jordanien, Die letzte Chance – Mein Kampf
für Frieden im Nahen Osten, DVA, 450 S., 22,99 Euro, ISBN 978-3421044600