Sie begleiten Reporter bei der Suche nach der Herkunft des Menschen nach
Äthiopien, erfahren in Südafrika, wie schwierig der Prozess der
Aussöhnung ist und werden Zeuge des Niedergangs der Maya-Kultur. Sie
erleben Moskau bei Nacht und die Gegensätze zwischen den neuen
Millionären und den „in Wodka marinierten“ Gestrandeten. „Am Tag sieht
man nur die Architektur“, schreibt Autor Martin Cruz Smith, „Nachts
sieht man Moskaus brennenden Ehrgeiz.“ Auch in China brennt der Ehrgeiz,
wie die Reportage über das „Treibhausklima der chinesischen Wirtschaft“
zeigt. Was Korruption anrichtet, führt die Reportage über die Ermordung
der Virunga-Gorillas vor Augen. Wie gefährlich die Allianz von
Fortschritt und Tourismus für ein sensibles Ökosystem sein kann,
veranschaulicht Peter Benchley anhand eigener Erfahrungen auf den
Galapagos-Inseln, dem einzigartigen „Labor der Evolution“, für das der
Tourismus „ein versteckter Fluch“ ist, wie ein Wissenschaftler urteilt.
Die Reportage über die Hazda im Rift Valley gibt Einblick in die
Lebensumstände der Menschen vor dem Aufkommen der Landwirtschaft, das
Porträt des Menschenrechtlers und Waldläufers Sydney Possuelo führt die
Gefährdung der letzten Indianer im Amazonas-Urwald vor Augen. Der
Bericht von Paul Salopek über seine Geiselnahme in Darfur kommt direkt
aus der Hölle einer aus den Fugen geratenen Welt und der
Archäologen-Krimi um den Ötzi zeigt, wie mörderisch auch
Steinzeitmenschen sein konnten. Dagegen sind die Geschichten über die
Liebe und ihr Vergehen und die sexuellen Tricks der Orchideen eher
entspannende Lektüre und der Ausflug zu den Hutterern fast schon
herzerwärmend. Und anders als ganz normale Urlaubsreisen öffnet diese
Lesereise die Augen für Dinge, die dem oberflächlichen Betrachter
verborgen bleiben. Lesen lohnt!
Info: Erwin Brunner (Hrsg), Das Fenster zur Welt, Malik National Geographic, 400 S., 14,95 Euro, ISBN 978-3-492-40400-6
05Jan. 2012
Die Welt und alles, was in ihr ist: Die besten National-Geographic-Reportagen
National-Geographic-Reportagen sind eine Klasse für sich. Das Buch „Das Fenster zur Welt“ versammelt 15 der besten, die genau das tun, was Alexander Graham Bell, der Gründer der National Geographic Society sich wünschte: Sie berichten aus eigener Anschauung „über die Welt und alles, was in ihr ist“. Dank ihrer Arbeit können die Leser im Lehnstuhl zu Reisen aufbrechen, die ihren Horizont erweitern.