Zum 40. Mal hat die Vereinigung der deutschen Reisejournalisten einen Ehrenpreisträger gekürt. Diesmal wurde Harald Zeiss, der als Professor an der Hochschule Harz lehrende Leiter des TUI Umweltschutz- und Nachhaltigkeits-Managements, „für herausragende Verdienste um den Tourismus“ ausgezeichnet.Die Laudation auf den „grünen Professor hielt Peter Zimmer, selbst Ehrenpreisträger des Jahres 1997. Für den promovierten Betriebswirt, der im Nachhaltigkeitsmanagement viel Erfahrung gesammelt hat, ist Tourismus „eine, wenn nicht die nachhaltige Leitökonomie des 21. Jahrhunderts“. Dem neuen Ehrenvorsitzenden, der ab 20. Januar für ein halbes Jahr zu einem Forschungssemester nach Australien geht, attestierte Zimmer „Kompetenz und Glaubwürdigkeit“ an der Schnittstelle zwischen Universität und Wirtschaft. Zeiss, der einen Röntgenblick für ökologische Nachlässigkeiten habe, werde die Arbeit nicht so schnell ausgehen, ist der Laudator überzeugt.
Der so Gelobte und Ausgezeichnete revanchierte sich in seiner Dankesrede mit einem Gegenlob: Um den nachhaltigen Tourismus auszuzeichnen, brauche es von Seiten der Reisejournalisten nicht nur Weitsicht, sondern auch Mut, erklärte er. Denn einen zu 100 Prozent nachhaltigen Tourismus gebe es nicht, ja es werde ihn womöglich nie geben. Zum besseren Verständnis zitierte Zeiss eine asiatische Weisheit: „Tourismus ist wie Feuer. Man kann damit eine Suppe kochen. Man kann damit aber auch sein Haus abbrennen.“
Auf der einen Seite schaffe Tourismus Arbeitsplätze, sorge für Devisen, fördere die Wirtschaft und die Infrastruktur und trage so zur Armutsminderung teil und auch zum Erhalt der Schutzgebiete. „So viel zur Suppe.“ Auf der anderen Seite stünden die CO²-Emissionen, die Umweltverschmutzung vor Ort, der Ressourcenverbrauch, die Abnahme der Artenvielfalt und die Bedrohung der landestypischen Traditionen. Die Hütte könne also durchaus abbrennen, räumte der Preisträger ein. Aber: „Ohne Feuer auch keine Suppe.“
Das Ziel dürfe es nicht sein, den Tourismus abzuschaffen. Allerdings appellierte er an die Verantwortung der Beteiligten – Veranstalter, Hoteliers, Medien und Reisende selbst, dafür zu sorgen, dass es „mehr Suppe und weniger Hausbrände“ gebe. Dazu müsse der Tourismus Schritt für Schritt nachhaltiger werden. Schließlich müsse nicht alles, was machbar ist, auch gemacht werden. „Das ist auch eine Frage der Genügsamkeit“, sagte Zeiss und machte deutlich, dass er kein Verständnis habe für Golfplätze in der Wüste und eine Helikopter-Anreise ins leicht erreichbare Stadthotel. „Unsere Gewohnheiten werden einen großen Einfluss auf den Tourismus der Zukunft haben“, mahnte er und forderte eine neue Reisekultur. Urlaub und Erholung müssen wieder als Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung bei gleichzeitig verantwortungsbewusstem Verhalten wahrgenommen werden.
VDRJ-Vorsitzender Rüdiger Edelmann griff diese Aussage auf um darauf hinzuweisen, dass Reisen bilde und den Horizont weite, wenn man mehr darunter verstehe als Samba, Sonne und Strand.
19Jan. 2015