Die Lust am Luxus

Die USA fast vor der Pleite, Spanien und Italien zahlungsunfähig und Griechenland ein Fass ohne Boden. Auch in Deutschland wächst der Schuldenberg, Kommunen und Städte stehen vor dem Abgrund. Sparen ist das Gebot der Stunde – auch im Urlaub spielt der Preis eine entscheidende Rolle. Und doch gibt es eine Nische, in der ein kleines, tapferes Völkchen sich gegen alles wehrt, was nach Sparen aussieht. Luxus ist ihr Credo und die Idee scheint etwas Ansteckendes zu haben. Gerade in diesen Zeiten.

Wie sonst kann man sich erklären, dass Dertour sein Deluxe-Angebot mehr
als verdoppelt hat? Von bisher zwei auf jetzt fünf Kataloge. Vom Start
weg habe das Angebot die Erwartungen mehr als übertroffen, begründet
Michael Frese
, Sprecher der DER-Geschäftsführung den Ausbau der
Nobelmarke. Zeitgeistig kommen die Kataloge Asien Ozeanien Amerika,
Afrika Orient Indischer Ozean, Resorts in Europa, Europäische Metropolen
und Kreuzfahrten daher – mit großformatigen Fotos und einer Anmutung in
edlem Grau. Da hat Platzhirsch airtours mit seinen edel gestalteten
„Katalogbänden“ wohl den Weg vorgegeben. Auch inhaltlich nähert sich
Produktmanager Günther Rücker seinem ehemaligen Brötchengeber immer mehr
an, wobei er Wert darauf legt, Außergewöhnliches für Dertour-Gäste
anzubieten: Kleine, feine Häuser in idyllischer Lage ob nun die
Luxusvillen in Finnland, Safari-Camps in der Serengeti, eine
Expeditions-Kreuzfahrt in die Antarktis mit der französischen Reederei
Companiet du Ponanto der auch das neue Armani-Hotel in Mailand.
Preisbeispiele: Die elftägige Antarktis-Reise startet im argentinischen
Ushuaia. Maximal 20 Passagiere gehen in Begleitung eines Lektors an
Land, um Pinguine und kalbende Gletscher hautnah zu erleben. Preis
ab/bis Ushuaia/Argentinien, zehn Übernachtungen/Doppelkabine/All
inclusive, ab 3.550 Euro pro Person.
„Vollkommenen Winterurlaub“ verspricht eine kleine Ferienanlage liegt im
finnischen Westlappland. Das „Flaggschiff“ der vier komfortablen Villen
Winterdream 1“, bietet auf 200 qm Platz für zehn Personen, eignet sich
aber auch für Paare, die es gerne geräumig haben. Ein Designerkamin
sorgt für Wohlbehagen. Der Laptop mit Internetzugang ist ebenso
selbstverständlich wie die Holzvorratshütte im Freien und der
Saunabereich samt Ruheraum. Sieben Übernachtungen inkl.
Lebensmittelpaket für den ersten Tag, Begrüßungs-Dinner am ersten Abend,
Langlaufausrüstung, Spezial-Polarausrüstung und mehr kosten ab 3 560
Euro pro Villa bei Belegung mit zwei Personen.

Zwar sieht sich airtours sich bei aller Luxus-Konkurrenz mit einem
erneuten Umsatzplus unangefochten als Platzhirsch. Aber airtours-Chefin
Kirsten Feld-Türkis will sich nicht mit der bisherigen Kundschaft
begnügen. Mit dem neuen Angebot „Smart Luxury“ will sie vor allem junge
Kundenkreise erschließen und Hemmschwellen abbauen. Da gibt es dann die
Zimmerkategorie „limited“ – ein begrenztes Zimmer-Kontingent zu
„besonders attraktiven Preisen“ und „neue Einstiegskategorien bei
ausgewählten Häusern“. Die Kategorien liegen „leicht unter dem üblichen
airtours
-Standard“ und sollen „smart shopper“ ansprechen, jüngere,
preisbewusste aber luxusaffine Kunden.
Parade-Disziplin und Wachstumsmotor bei airtours ist die Fernstrecke, und
deshalb wurden auch die Fernziele für den nächsten Winter stark
ausgebaut. Neue Nobelherbergen gibt es auf den Malediven und auf
Mauritius, eine neue Insel (St.Barth) in der Karibik. Auch in Afrika, wo
airtours Marktführer im Bereich Luxus ist, wurde ordentlich
aufgestockt. Ein Sechs-Sterne-Hotel in den Weinbergen Südafrikas kam
dazu, ein Luxus-Camp in der Kalahari, zwei neue Rundreisen und
Vamizi-Island vor der Küste Mosambiques, laut airtours-Werbung „die neue
Definition von ‚Barefoot Luxury‘“. Auch in Deutschland, der Schweiz und
Österreich stehen die Zeichen bei airtours auf Ausbau: Das Hotel
Aarnhoog – Suiten in kleinen, reetgedeckten Häusern – auf der
Promi-Insel Sylt, Chalets und Lofts in der teuren Schweiz und eine
Fünf-Sterne-Alm in Österreich sind unter den Neuheiten. Und im
Ganzjahreskatalog für Kreuzfahrten können die Gäste sich erstmals mit
dem exklusiven Sea Dream Yachtclub einschiffen, ein privates Dinner und
eine Übernachtung in einem Balinese Dream Bed sind für sie inklusive.
Preisbeispiele: Auf einem Hochplateau bei Kitzbühel befindet sich die
Fünf Sterne Maierl Alm mit modernen Zimmern und fünf Chalets mit
Outdoor-Whirlpool auf der Terrasse. Drei Übernachtungen mit Frühstück im
Chalet kosten ab 315 Euro pro Person bei einer Belegung mit vier
Personen. Exklusiv für airtours-Gäste sind 15 Prozent Ermäßigungen für
Spa-Anwendungen.
In den Weinbergen Südafrikas mit Blick auf den Tafelberg liegt das
Sechs-Sterne-Hotel Delaire Graff Estate mit nur zehn Suiten und eigener
Weinkellerei. Drei Übernachtungen mit  Frühstück sind ab 1278 Euro pro
Person in der Deluxe Lodge zu haben. Exklusiv für airtours Gäste ist ein
Zwei-Gang-Dinner im Restaurant „Indochine“ (Drei-Gang-Dinner ab vier
zusammenhängenden Nächten) inklusive ebenso wie eine Weinverkostung,
geführte Wanderungen in die Weinberge sowie ausgewählte Getränke aus der
Minibar.

Mit FTI Gold will der Münchner Veranstalter sich auch ein Stück vom
Luxus
-Kuchen abschneiden. Motto: „Das Beste vom Besten unter
bestmöglichen Konditionen“. Deshalb ist bei allen Angeboten mindestens
einer von vier goldenen Vorteilen“ im Preis enthalten. Das kann ein
Privattransfer sein, Wein oder Champagner auf dem Zimmer, eine
Spa-Behandlung oder ein Dinner für zwei Personen. FTI-Chef Dietmar Gunz
hat offenbar auch da ein gutes Näschen und bietet den teuren Kunden viel
Flexibilität. So können Ausflüge und Rundreisen aus dem gesamten
FTI
-Angebot mit ihrer Gold-Reise kombinieren. Im dritten Jahreskatalog
„Weit gereist“ wird mit Qatar, Libanon, Hainan und Sansibar Neuland
erobert. Erstmals hat die Gold-Marke auch die Luxus-Kette Mandarin
Oriental mit sieben Häusern im Programm. In Marokko wurde das Angebot
glatt verdoppelt. Unter dem Titel „Themenreisen“ verstecken sich Hotels
mit Angeboten für Romantiker und Gourmets, für Taucher und Kulturfreunde
und sogar für Familien.
Preisbeispiele: Mit Kindern im Luxushotel: Fünf Nächte im Hotel Atlantis
the Palm
in Dubai, mit dem Aqventure ein „Schlaraffenland für
Wasserratten“, im Imperial Room mit Frühstück sind ab 2260 Euro pro
Familie zu haben. (Preis für zwei Erwachsene und zwei Kinder).
Sieben Nächte in einer Beach Villa im Jumeirah Vittaveli/Malediven inkl. Frühstück kosten ab 1820 Euro pro Person
Nicht im Sommer-Gold-Katalog wohl aber als Luxusreise im Normalprogramm
zu buchen ist etwa die Übernachtung im The Cambrian in Adelboden ab 87
Euro pro Person im DZ inkl. Frühstück.  

Bei so viel Gedränge im kleinen, feinen Luxus-Reservat, wo auch
Spezialanbieter wie Windrose oder Design Reisen ihre Nische sehen,
wundert es, dass sich Thomas Cook, vor Jahren angetreten, die Lücke
zwischen Premium und Luxus zu schließen, mit dem Attribut Luxus eher
zurück hält oder vielmehr gehalten hat. Inzwischen ist auch
Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser davon überzeugt, dass „Luxus läuft“
und dass die Gäste bereit sind, für das Besondere auch tiefer in die
Tasche zu greifen. Der Veranstalter hat deshalb das Angebot an
Luxusreisen um ein Drittel ausgebaut. Neue Ziele sind Barbados, Sri
Lanka, Hongkong und Lanzarote.
Erstmals im Programm sind „konfektionierte Luxus-Pauschalreisen“, die
das Luxushotel mit der Zugfahrt zum Flughafen in der ersten Klasse und
dem Privattransfer zum Hotel in der Edellimousine zum Paket bündeln. Sie
führen u.a. nach Mexiko und nach Dubai, auf die Malediven und in die
Dominikanische Republik. Fast selbstverständlich ist, dass auch bei
Thomas Cook
zusätzliche Leistungen wie garantierte Zimmerupgrades und
kostenlose Abendessen locken.
Preisbeispiele: Eine Woche Luxus-Pauschalreise Übernachtung mit
Frühstück im Constance Halaveli auf den Malediven, inkl. Business Class
Fug, Zug zum Flug 1. Klasse, Transfer kosten ab 4498 Euro pro Person.   
Und weil Luxus derzeit einfach so sexy ist, hat Thomas Cook allen
anderen etwas voraus, nämlich die teuerste Pauschalreise der Welt ab 50
729 Euro für Sieben Übernachtungen mit Halbpension. Sie führt ins
Sechs-Sterne One & Only Le Saint Geran auf Mauritius in eine 622
Quadratmeter große Villa mit Privatpool und Butler-Service. Standesgemäß
erfolgt die Anreise in der First Class von Emirates und natürlich sitzt
man im Zug zum Flug auch in der ersten Klasse.  

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