Der Wellenschlag der Geschichte: Bjarne Reuters „Das dunkle Lied des Todes“

„Ihr Wunsch war ganz einfach, nämlich, die anderen teilhaben zu lassen an einem Mysterium, das dermaßen abgefahren war, dass es den gesunden Menschenverstand bedrohte. Sie wollte alle mit diesen unerklärlichen Begebenheiten konfrontieren. Mit dem, was sie selbst nicht verstand. Das, was größer wirkte als alles, was ihr je begegnet war.“
Das Haus hat von Anfang an einen unbestimmten Sog auf sie ausgeübt: Die Lehrerin Eva Bergmann fühlt sich zu „Pemba“, das nach der Nachbarinsel Sansibars benannt ist, hingezogen, aber sie fühlt auch eine diffuse Angst bei der Begegnung mit dem Haus.  

Ähnlich ergeht es den elf musikalisch hochbegabten Schülern, die hierher an die Meeresküste ihre Klassenfahrt machen. Begleitet werden sie noch von Lars Bromsen, dessen coole Fassade in kurzer Zeit Risse bekommt. 13 Menschen in einem einsamen, unheimlichen Haus mit einem mysteriösen Grab im Keller und einem tiefgründigen Wasserbecken. 13 Menschen, auf sich zurück geworfen und mit einer mysteriösen Geschichte konfrontiert, die sie einzuholen scheint. Der Erbauer des Hauses und sein Bruder haben Pemba nie bewohnt. Auf der Fahrt von Sansibar nach Dänemark verschwand ihr Schiff, die Pemba, spurlos – mit den Zwillingsbrüdern und elf Mit-Passagieren. Nun sind wieder 13 Menschen in – oder besser – auf der Pemba. 13 Menschen, die alle Schuld auf sich geladen haben und damit nicht fertig werden. Das Haus, das sich mehr und mehr in ein Schiff verwandelt, bringt diese Schuld ans Tageslicht und es fordert Sühne. Eva hat das Unheil von Anfang an kommen sehen und – vielleicht – hat sie es willkommen geheißen. 
Bjaerne Reuter hat in seinem fast magischen Thriller, eine wahre Begebenheit verarbeitet, die bis heute mysteriös blieb. Das Tagebuch eines der Mädchen und Zeugenaussagen der Dorfbewohner halfen ihm bei der Rekonstruktion. Entstanden ist ein Mosaik aus berührenden Einzelschicksalen, die sich zu einem im wahrsten Sinn des Wortes fantastischen Ganzen fügen – auch dank Reuters kraftvoll-poetischer Sprache. Und der Schluss ist tatsächlich eine Wucht! 
Info: Bjarne Reuter, Das dunkle Lied des Todes, dtv extra, 253 S., 9,95 Euro, ab 14


Ein Kommentare
  • Judith
    Mai 11, 2012

    Fand es echt interessant, wie die Geschehnisse rekonstruiert wurden. Sprachlich hat mir das Buch allerdings nicht wirklich zugesagt, doch spannend fand ich es auf jeden Fall.

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