Griff nach den Sternen: Marc Deckerts „Die Kometenjäger“

„Ich hatte das Wort ’Jagd’ zu wörtlich genommen und dabei an eine
Eroberung, an ein stolzes Vordringen gedacht, aber es war im Grunde
genau das Gegenteil. Der Jäger näherte sich dem Himmel wie ein
Bedürftiger.“

Tom ist so ein Bedürftiger und er steckt Philip mit seiner Leidenschaft
an. Der ist zwar mit seinen knapp 30 Jahren ein gutes Stück älter als
der Sternengucker aber in seinem Leben auch nicht weiter gekommen. Er
hält sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser und eher aus Gewohnheit
an seiner Jugendliebe fest.

Längst ist sein Alltag im netten Städtchen Landsberg am Lech zur Routine verkommen – bis Tom in sein Leben tritt und ihm eine neue Welt am nächtlichen Himmel eröffnet. Fortan gehen die beiden ungleichen Männer gemeinsam auf Kometenjagd rund um den Ammersee. Und Philip begleitet Tom auch nach Übersee, wo ihr Sternenabenteuer eine irdische Komponente bekommt.
Es gibt eine Liebesgeschichte und (fast) eine Amokfahrt und dann eine Begegnung mitten im Nirgendwo, die Toms und Philips Leben verändert. Mit dem Satz „Sie sind Livingston, der Kometenjäger, nicht wahr?“ erinnert der Autor Marc Deckert an eine andere, geschichtsträchtige Begegung am Victoriasee, wo Henry Morton Stanley auf den lange verschollenen Forscher David Livingstone aufstöberte. Auch Deckerts Livingston ist ein Forscher, der sich zurückgezogen hat. Der alte, fast erblindete Mann wird zum Mentor der beiden Reisenden, weist ihnen eine Richtung, in der ihr Leben verlaufen könnte.
Der Journalist Marc Deckert greift bei seinem Debütroman über das Erwachsenwerden nach den Sternen. Und er vermittelt viel von der Faszination der Sternenforschung, wobei er den Lesern auch einige Längen zumutet. So manche Beschreibung auf den 415 Seiten ist nicht ganz stilsicher, schrammt gefährlich nah am Klischee vorbei – aber insgesamt ist das Debüt mit seinem exotischen Thema durchaus gelungen.  
Marc Deckert, Die Kometenjäger, btb, 415 S., 19,99 Euro

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