Das ist der Ausgangspunkt der verschlungenen Familiensaga von Margherita Oggero "Der Duft von Erde und Zitronen". Aus unterschiedlichen Perspektiven schildert sie das Leben einer Familie in einem von der Mafia kontrollierten Dorf nahe Neapel: Die kleinen Freuden und die großen Leiden. Den Lohn der Angepasstheit und die bitteren Konsequenzen der Freiheitsliebe. Den Würgegriff der scheinbar allmächtigen Mafia.
"Umgebracht haben sie mich nicht," schreibt Imma, "aber mein Leben haben sie trotzdem zerstört". Doch sie findet sich damit nicht ab, sieht an ihrer Tante, wohin Resignation führt. Imma wehrt sich dagegen, lebendig begraben zu sein. Und sie lernt aus den Büchern, die Pablo, der junge Buchhändler, ihr gibt. Von Anne Frank, die sich in ihrem Versteck eine eigene Welt ausgedacht hat. Von Fahrenheit 451, wie wichtig Mut ist. Von der Tante erfährt Imma die tragische Geschichte ihrer Mutter, die an ihrer Liebe zugrunde ging. Und allmählich beginnt sie auch die Tante zu begreifen.
Am Ende entscheidet sich das Mädchen für einen ungewöhnlichen Ausbruchsversuch. Ob er gut geht, das müssen die Leser selbst entscheiden. Oggero lässt das Ende offen. Das ist vielleicht der einzige Schwachpunkt in dieser wunderbar erzählten Geschichte, in der man tatsächlich den Duft von Erde und Zitronen zu riechen glaubt.
Info: Margherita Oggero, Der Duft von Erde und Zitronen, DVA, 312 S., 19,99 Euro