Auf Opas Spuren in Grönland: Stephan Orths „Opas Eisberg“

Auf dem Titelbild sehen Opa und Enkel sich verblüffend ähnlich. Derselbe entschlossene Blick, dieselbe angespannte Haltung. Nur das Outfit hat sich geändert. Immerhin liegen 100 Jahre zwischen den beiden Fotos. Während Opa Roderich Fick mit der Schweizer Grönland-Expedition unter Alfred de Quervain Geschichte schrieb, schrieb der Enkel, Redakteur bei Spiegel online, ein Buch über seine Spurensuche.  

Zuerst mit der ganzen Großfamilie, dann mit einem Trupp Abenteurer machte sich der Enkel auf, nicht nur „Opas Eisberg“ zu entdecken, sondern dem unbekannten Großvater und damit auch den eigenen Wurzeln näher zu kommen. Das liest sich mitunter spannend wie ein Roman, denn Stephan Orth hat seine eigene Entdecker-Geschichte mit Tagebuchaufzeichnungen seines Opas verschränkt und das Ganze mit Informationen zu Grönland und seinen Menschen angereichert. So wird diese sehr persönliche Spurensuche („Mein neuer bester Freund heißt Roderich und ist seit 57 Jahren tot“) auch zu einer Auseinandersetzung mit der ungezähmten und deshalb auch unberechenbaren Natur Grönlands, die durch den Klimawandel extrem gefährdet ist. Orth schreibt sich die Sorgen um die Umwelt, den drohenden Totalkollaps des Eiskörpers von der Seele und er schwärmt von der Eiseskälte, die abweisend ist und doch so verführerisch. 
Dass die Expedition wegen technischer Probleme vor dem Ziel abgebrochen werden musste, ist da schon fast nebensächlich. Denn der Enkel ist in vielerlei Hinsicht fündig geworden. Er hat an seinem Opa, der sich später als Architekt ganz offensichtlich mit den Nazis arrangiert hat, ganz andere Seiten entdeckt („Das Eis war die weiße Leinwand, auf der mein Wunschbild entstehen sollte“). Vertraute Seiten, aber auch solche, mit denen er Probleme hat: Dass Roderich Fick während und kurz vor Ende der Expedition die Hunde geschlachtet hat, weil es so vorgesehen war, hat Stefan Orth schockiert, bis er eine Passage im Tagebuch gefunden hat, in der sein Opa diese Pflicht bedauert. Aber in der rauen Wildnis gelten eben andere Gesetze – damals und heute. Orths lesenswertes Buch zeigt auch, dass nicht jede/r diesen Erfahrungen gewachsen ist. 
Info: Stephan Orth, Opas Eisberg – Auf Spurensuche durch Grönland, Malik, 270 S., 19,99 Euro 
Ein Kommentare
  • reisen
    September 3, 2013

    Gutes Buch, kann ich empfehlen

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