Der virtuelle Pranger auf facebook & Co hat es längst in die Schlagzeilen geschafft. Cyber-Mobbing hat schon einige Jugendliche in den Selbstmord getrieben. Aber auch im echten Leben kann Mobbing das Opfer nicht nur an den Rand der Verzweiflung bringen. Und oft sind es gerade die „besten Freunde“, die hinter solchen Attacken stehen. Warum?
Zwei Bücher beschäftigen sich auf ganz unterschiedliche Art mit Mobbing und jedes Mal ist das Opfer ein besonders hübsches, begabtes und auch beliebtes Mädchen. Wie sich die Fälle gleichen: Julie hat in der eher unauffälligen Jasmina ihre Vertraute, der sie ihre geheimsten Gedanken gesteht. Und Linna sieht in der schlichten Maggie die Freundin, die durch ihren Einsatz die Band auf Laufen hielt. Beide haben sich getäuscht.
„Ich blogg dich weg“ heißt das Buch von Agnes Hammer, in dem sie aus verschiedenen Perspektiven darüber erzählt, wie die schöne, goldblonde Julie durch Cyber-Mobbing nicht nur ihr Selbstwertgefühl verliert, sondern jede Sicherheit. Zuerst bekommt sie böse Mails, dann erscheint auf Facebook ein gefaktes Profil, das Julie als arrogantes Luder abstempelt und schließlich wird sie sogar von ewig neidischen Mitschülerinnen tätlich angegriffen. Dass der Freund aus Kindertagen zu ihr hält, hilft Julie dabei, die Attacken aus dem Hinterhalt zu überstehen und mit sich selbst wieder ins Reine zu kommen.
Ganz ähnlich läuft es bei Linna, wie Bettina Belitz in
„Linna singt“ erzählt. Die schöne Halbmongolin mit dem rabenschwarzen Haar gilt schon lange als männermordend. Als sie nach Jahren der Entfremdung die alten Freunde der Band wieder trifft, um in einer abgelegenen Hütte für einen Auftritt zu proben, brechen sich alte Ressentiments wieder Bahn. Wie von Zauberhand erscheinen merkwürdige Behauptungen an der Wand. Plötzlich steht Linna am Pranger, fühlt sich ausgesetzt. Dass die Hütte durch einen Schneesturm unerreichbar ist, macht die Sache lebensgefährlich. Beinahe wäre Linna in einer Lawine erstickt. Der Retter ist ein Freund, den Linna sich als Liebsten wünschen würde. Gemeinsam versuchen sie, dem Regisseur der Psychospielchen auf die Spur zu kommen – und kommen dabei einander ganz nahe. Wie Julie muss auch Linna sich selbst hinterfragen und einsehen, dass sie die alten Freunde falsch eingeschätzt hatte.
Zwar ahnt man in beiden Büchern schon bald, wer hinter den Attacken steckt. Trotzdem sind beide ungeheuer spannend. Denn es geht auch um die Motive, die Menschen zu solchen (Un)Taten treiben und darum, wie die Opfer die Angriffe überwinden, es geht um menschliche Abgründe, um Freundschaft, um die heilende Kraft der Musik und – um Liebe.
Info: Agnes Hammer, Ich blogg dich weg, Loewe, 159 S., 5,95 Euro, ab 12
Bettina Belitz, Linna singt, script 5, 509 S., 18,95 Euro, ab 14