Astrid Lindgren: Streitbare Anwältin der Kinder

Jenseits von Bullerbü. Die Lebensgeschichte der Astrid Lindgren
Autorin: Maren Gottschalk
Verlag: Beltz
Erschienen: Februar 2006

In Schweden wird sie gelesen und zitiert wie die Bibel: Astrid Lindgren, die Mutter von Pippi Langstrumpf und der Kinder von Bullerbü. Doch ihr Leben war alles andere als ein Märchen. In ihrer sorgfältig recherchierten Biographie versucht Maren Gottschalk, sich der Frau hinter der Autorin zu nähern.

Astrid Lindgren war zeitlebens keine einfache Autorin, auch wenn sie so
schrieb, dass alle sie verstehen konnten. In ihrem langen Leben – sie
starb im Alter von 95 Jahren – erhielt sie unzählige Preise, unter
anderem den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und den
alternativen Nobelpreis und nach ihrem Tod lobte die schwedische
Regierung des Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis aus. Ihre Bücher wurden
in 90 Sprachen übersetzt, mehr als 130 Millionen Exemplare wurden
weltweit verkauft, so viele, dass man damit eine Dreierreihe rund um
die Erde legen könnte.

Sie habe immer für „das Kind in mir“ geschrieben, sagte die Autorin
einmal. Das ist wohl auch das Geheimnis ihres Erfolgs: Astrid Lindgren
nahm die Kinder ernst und sie stritt für die Rechte der Kinder,
engagierte sich gegen Gewalt und Wettrüsten, für Tierschutz und
Demokratie. Von nichts und niemandem ließ sie sich einen Maulkorb
verpassen, da war sie wie Pippi Langstrumpf. Maren Gottschalk hat in
ihrem Buch „Jenseits von Bullerbü“ versucht, die Frau hinter der
Autorin zu porträtieren. Kein einfaches Unterfangen, denn Astrid
Lindgren gab nur wenig von sich preis.
Vieles findet man in ihren Büchern, die natürlich auch das spiegeln,
was sie erlebt und ertragen hat: Kinderglück auf dem heimatlichen Hof,
die eher gefühlskalte Mutter, die erste Liebe zu einem verheirateten
Mann, die Schwierigkeiten einer ledigen Mutter, der Alkoholismus des
Ehemanns und später auch des Sohns… Astrid Lindgrens Leben war wahrlich
kein Märchen. Und ihre Bücher erzählen davon, sie werfen existenzielle
Fragen auf, thematisieren Einsamkeit und Tod wie „Mio, mein Mio“ oder
„Die Brüder Löwenherz“. Astrid Lindgren weiß, was sie Kindern zumuten
kann, denn sie ist selbst Kind geblieben. „Ich schreibe für ein
einziges kleines Mädchen, ein Mädchen, das mitunter sechs Jahre oder
acht oder auch elf Jahre alt ist. Immer aber ist es dasselbe Mädchen.
Es wohnte vor vielen Jahren auf einem Bauernhof in Schweden, das war im
Pferdezeitalter, als es noch herrlich war, ein Kind zu sein.“

Astrid Lindgren hat Angst um die Kinder unserer Zeit, die vor Fernseher
oder Computer ihre Zeit vertrödeln, statt sich in ihrer Fantasie eigene
Welten zu erschaffen. Immer wieder hat sie dafür plädiert, Kinder zum
Lesen anzuregen: „Ein Kind, allein mit seinem Buch, schafft sich
irgendwo tief in den geheimen Kammern der Seele eigene Bilder, die
alles andere übertreffen… Solche Bilder braucht der Mensch.“ – und
Autorinnen, die mit ihren Büchern an die Seele der Kinder rühren.

Maren Gottschalks sorgsam recherchierte Biographie hilft nicht nur,
Astrid Lindgren besser kennen zu lernen, sie macht auch Lust darauf,
ihre wunderbaren Bücher wieder zu lesen. Denn sie sind das eigentliche
Vermächtnis der Astrid Lindgren.

Info: Maren Gottschalk, Jenseits von Bullerbü – Die Lebensgeschichte der Astrid Lindgren, 210 S., 16,90 €

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