Schmelztopf Tel Aviv: Christiane Wirtz‘ Ein Jahr in Tel Aviv

„Irgendwie war Tel Aviv immer ein bisschen drüber, eine Stadt am Rande des Nervenzusammenbruchs.“
Als Christiane Wirtz für ein Jahr ins „gelobte Land“ reist, weiß sie noch nicht, wie ihre Zukunft aussehen wird. Mutig stellt sie sich dem israelischen Alltag, versucht die Angst vor Attentaten zu verdrängen und Gespräche über den Holocaust am Ladentisch zu vermeiden.

Sie lernt Freunde kennen, deren Sorgen sie teilen kann und eine alte Dame, als deren Gesellschafterin sie einen ganz anderen Einblick in die Geschichte des Landes und seiner Bewohner bekommt, die aus aller Welt zusammen gewürfelt sind. Multikulti ist, so erkennt es die Berlinerin, im Einwanderungsland Israel eine Selbstverständlichkeit: „Die Händler kannten sich ein Leben lang, inzwischen waren sie zu alten Frauen und Männern geworden, deren Eltern aus Bulgarien, Spanien und Griechenland nach Palästina eingewandert waren.“
Christiane Wirtz passt sich an, lernt Hebräisch und die Sitten und Gebräuche dieses diffizilen Landes. Sie liebt Tel Aviv, die Leichtigkeit der Stadt, das Zufällige und das Meer. Dass sie auch noch einen Israeli lieben lernt, hilft ihr, hinter die Fassaden zu blicken, sich einzurichten in einer anderen Gegenwart. Auch wenn sie weiß, dass die Vergangenheit sie immer begleiten wird und sie dieses Gefühl der Beklommenheit immer wieder haben wird: „der Beklommenheit, eine Deutsche zu sein in Israel.
Für die Besucherin wird Tel Aviv zu einer Heimat auf Zeit. Sie richtet sich ein in diesem modernen Zwischenreich zwischen politischer Ausnahmesituation und normalem Alltag, zwischen jüdischer Tradition und lebenslustiger Weltläufigkeit. So wird ihr  sehr persönliches Buch zu einer Hommage auf die 100-jährige Stadt. 
Info: Christiane Wirtz, Ein Jahr in Tel Aviv – Reise in den Alltag, Herder, 192 S., 12,95 Euro

Ein Kommentare
  • Porath, Peter
    Juli 28, 2009

    Habe Christiane Wirtz Tel Aviv-Buch in einem Zug ausgelesen. Amüsant, wahr und kenntnisreich geschrieben. Da ich selbst des öfteren in Tel Aviv bin habe ich mich mit ihren Schilderungen und ihren Gedanken wiedergefunden.
    Sehr gut!
    Würde gern ihre Email-Adresse wissen, damit ich ihr einen persönlichen Kommentar geben kann.

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