Er war schon in der ganzen Welt unterwegs: Der Tierfilmer Andreas Kieling hat mit seiner Kamera Löwen beim Mahl eingefangen und mit wilden Grizzlys in Alaska zusammengelebt, er hat den Himalaja mit dem Mountainbike durchquert und Grönland zu Fuß. Und doch fasziniert ihn Deutschland immer wieder. In seinem Buch „Durchs wilde Deutschland“ versucht er diese Faszination zu erklären.
Statt Elefant und Nashorn trifft er hier auf Hirschhornkäfer und Hamster, statt auf Wüste auf Industriebrachen. Und trotzdem: Andreas Kieling zeigt, wie spannend die Natur vor der Haustür sein kann. Dass die Landschaft am Königssee bilderbuchschön ist, ist keine Überraschung. Aber dass in der Eifel so viele seltene und geschützte Tiere leben wie sonst nirgendwo in Deutschland schon. Andreas Kieling nimmt die Leser mit auf seine Streifzüge, bei denen ihn nur die Hündin Cleo begleitet. Er erzählt von seiner Begeisterung für den Steinbock, von der Scheu der Luchse und davon, warum es immer weniger Spatzen in unserer aufgeräumten Umwelt gibt und immer mehr Wildschweine. Er unterhält sich mit Tierforschern, Zoodirektoren, Ornithologen und Geologen, mit Menschen am Wegrand und einem Wilderer, berichtet von den verlassenen Dörfern, wo nur noch die Störche klappern und von zubetonierten Landschaften, in die nur langsam die Natur zurückkehrt. Immer aber gelingt es dem Tierfreund und Naturliebhaber, eine fast kindliche Begeisterung für das „wilde Deutschland“ zu vermitteln, für die märchenhaften Auen- und Moorlandschaften des Spreewalds ebenso wie für die Wollhandkrabben in der Elbmarsch. Bei so viel ansteckendem Enthusiasmus sieht man auch über so manche stilistische Holprigkeit und auch über persönliche Eitelkeiten hinweg und lässt sich gerne dazu verführen, demnächst einen Deutschland-Urlaub zu buchen.
Info: Andreas Kieling, Durchs wilde Deutschland – Von den Alpen bis zum Wattenmeer, Malik, 348 S., 23,70 Euro