Wer wenn nicht er, der Streuner, der unentwegt Reisende, konnte diese Gebrauchsanweisung schreiben? Auch wenn er sich gegen den Begriff wehrt, der ihm nicht so recht gefallen will. Lieber hätte Andreas Altmann einen „Leitfaden zum Bestaunen der Welt“ geschrieben und keinesfalls will er sein Buch als Anleitung verstanden wissen, die Welt zu gebrauchen. "Reisen ist kein Spaziergang durch ein SOS-Kinderdorf", schreibt er und dass er kein "Anstandsbuch" schreiben will, sondern eher "etwas loswerden über die Segnungen und Fallen eines Globus, auf dem wir leben".
Er, der mit seinen 63 Jahren das Staunen noch nicht verlernt hat, will nichts anderes als Lust darauf machen, mit offenen Augen durch diese unsere Welt zu reisen – und sich selbst dabei zu verschwenden. Denn im Schongang, davon ist Andreas Altmann überzeugt, kommt man nicht weiter, nicht als Mensch und nicht als Reisender. Und so hat er sich auch nicht geschont, hat keine Mühen gescheut, in die hintersten Winkel dieser Welt zu kommen, hat alles ausprobiert, um an Erfahrungen reicher zu werden und hat dabei „magische Momente“ erlebt, die ihm bis heute präsent sind. Von denen erzählt er in diesem Buch, auch von den Frauen, die ihn ein Stücks des Wegs begleitet haben und von den Gefahren, die er dank seiner Geistesgegenwart unbeschadet überstanden hat. Er macht sich nicht groß, dieser Vielreisende. Altmanns Stärke besteht auch darin, dass er niemanden schont, sich selbst am allerwenigsten. Dass er ehrlich ist bis zur Selbstentblößung.
Sein Buch ist – anders als von einer Gebrauchsanweisung zu erwarten – erfüllt von einer unbändigen Lebenslust und von dem Willen, andere damit anzustecken. Es sind zarte Passagen darin wie die Begegnung mit einer Henne und fantastische wie das „apokalyptisch schöne Panorama“ des Isiwi Lake auf einer kleinen Insel in der Südsee, das im Autor „Druckwellen der Verzückung“ auslöst. Es sind nützliche Tipps dabei etwa zum Packen eines Rucksacks für Weltenbummler und Erfahrungen, die man besser nicht macht. Das Aufreibende, heißt es einmal, ist der Eintrittspreis für die Welt. Und damit schiebt Altmann all jenen einen Riegel vor, die auf ihren Reisen nicht verzichten, sich nicht schinden wollen. Für die Pauschal- und All-inclusive-Touristen ist dieses Buch nicht gedacht. Aber für alle, die bereit sind, mit vollem Einsatz für ihre Eroberung der Welt, für die kleinen und großen Wunder zu kämpfen.
Info: Andreas Altmann, Gebrauchsanweisung für die Welt, Piper, 210 S., 14,99 Euro