Es gibt ihn noch, den sozialverantwortlichen Tourismus, der die Menschen vor Ort teilhaben lässt an den Fortschritten und den Einnahmen durch den Tourismus. Alljährlich zeichnet der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung drei Projekte aus, die sich besonders verdient gemacht haben. TO DO! – tu es! – dieser Aufforderung folgten auch beim 16. Wettbewerb wieder zahlreiche Bewerber aus aller Welt. Die diesjährigen Preisträger kommen aus Guatemala, Tadschikistan und Thailand und haben alle existentielle Krisen überwunden.
Andaman Discoveries ist eine Reiseagentur in der touristisch kaum
erschlossenen südthailändischen Provinz Phang Nga nördlich der
Touristenzentren von Phuket und Khao Lak, die durch den Tsunami fast
völlig zerstört war. Hier, wo traditionell Buddhisten, Muslime und Moken
(Seenomaden) zusammenleben, initiierte der in Asien aufgewachsene
US-Amerikaner Bodhi Garrett nach dem Tsunami eine Hilfsorganisation, die
NATR (North Andaman Tsunami Relief), die den Küstenbewohnern beim
Wiederaufbau der Dörfer half. Es entstand ein engagiertes Netzwerk aus
Unterstützern, freiwilligen Helfern und Spendern, so dass NATR in den
Folgejahren rund 120 Projekte in 22 Gemeinden verwirklichen konnte – in
direkter Kooperation mit den Dorfbewohnern. Eines dieser Projekte ist
die von Bodhi Garrett gegründete Reiseagentur Andaman Discoveries in
Kuraburi. Die Agentur initiiert und vermittelt in Zusammenarbeit mit
thailändischen Veranstaltern ein- und mehrtägige Dorfaufenthalte und
Besuchsprogramme: Rad-, Wander-, Rafting- und Kanutouren führen durch
savannenähnliche Gebiete, durch Regenwald-Regionen oder durch von
Mangrovenwäldern gesäumte Kanäle nahe der Küste. Für Volontäre und
Studenten bietet Andaman Discoveries längerfristige Aufenthalte an:
www.andamandiscoveries.com
Das Regionalentwicklungsprojekt Community Based Tourism in the Zerafshan
Valley in Tadshikistan half einer Bevölkerung, die nach dem
Zusammenbruch der UdSSR und dem Systemwechsel vor dem Nichts stand, zu
neuen Verdienstmöglichkeiten. Mit Hilfe der Dachorganisation Zerafshan
Tourism Development Association (ZTDA) wurden Homestay-Möglichkeiten
geschaffen. Rund 100 Tourism Initiative Groups (TIGs) bieten in drei
Distrikten des Zerafshan-Tales ihre Dienste an: Homestays, Begleitung
auf Trekkingtouren und Reisen zu Kulturstätten, Reittouren,
Transportdienste (Fahrzeuge, Esel), Folklorevorführungen und mehr. Die
TIGs kontrollieren auch die Qualität der Unterkünfte. Der vormalige
Deutsche Entwicklungsdienst DED – seit 2011 Entwicklungsdienst der
Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) – ist
beim Aufbau und der Finanzierung engagiert. Die Organisation kümmert
sich um die Aus- und Weiterbildung der Homestay-Anbieter und unterstützt
etwa 30 Frauen bei der Herstellung und Vermarktung von
Kunsthandwerksprodukten. Marketingmaßnahmen sollen dabei helfen, die
Region, zu Sowjetzeiten ein beliebtes Ziel an der Seidenstraße, als
Destination wieder bekannt zu machen: www.ztda-tourism.tj
Mit dem Centro Historico y Educativo Riij IB‘Ooy wird das Projekt einer
Maya-Gemeinde im Ort Río Negro im Zentrum von Guatemala ausgezeichnet,
der extrem unter dem Bürgerkrieg litt. 1982 wurden in und um Río Negro
etwa 440 Menschen getötet, rund die Hälfte der Gemeindemitglieder. Sie
hatten gegen den des heutigen Chixoy-Staudammes und die zwangsweisen
Umsiedlungen protestiert. Die überlebenden Maya flohen in die Berge,
erst Anfang der 90er Jahre kehrte ein Teil in die ursprüngliche
Heimatregion zurück. 2007 beschloss die Gemeinde von Río Negro, das
Geschichts- und Bildungszentrum Centro Historico y Educativo Riij
Ib‘Ooy zu bauen – mit einem Gedenkraum, einer Bibliothek, einem Raum für
Veranstaltungen sowie Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste. Zwei
weitere Häuser mit Übernachtungsmöglichkeiten und Küche wurden
zusätzlich errichtet. Das Material finanzierte der Deutsche
Entwicklungsdienst (DED/GIZ). Mit Hilfe des Centro Comunitario Educativo
Pokomchi (CECEP) in San Christóbal wurden touristische Programme
entwickelt. Die Besucher erfahren nicht nur etwas über die heiligen
Stätten, die nach dem Bau des Staudamms im Wasser versunken sind, sie
werden auch mit dem Alltag in der Maya-Gemeinde vertraut gemacht und
erleben, wie die Menschen den Schmerz der Vergangenheit in eine positive
Haltung gegenüber dem Leben verwandelt haben. Ausflüge vermitteln einen
Eindruck von der landschaftlichen Schönheit der Gegend:
www.cecep.cosmosmaya.info/