Es geht um Liebe und Freiheit, um Auswanderer und um die Last des Erbes.
Alles fängt damit an, dass Friederike mit ihrem Bruder, einem
Geistlichen, nach Argentinien geschickt wird, um dort beim Aufbau der
familieneigenen Estancia zu helfen. Die Familie in Deutschland hat sie
ausgespuckt, weil sie nicht den Normen entspricht. In Argentinien findet
die junge Frau zu sich selbst, entwickelt ihr eigenes Leben – auch
gegen ihre strengen Brüder: "Mit einem warmen Dufthauch, der zum Fenster hereinwehte, brachte er sich und blieb dann in Erinnerung: der Abend, der ihre Verwandlung in die Höhlenbewohnerin Federica besiegelte. Der Abend, an dem sich die Familie Soltau ihrer endgültig entledigte. Der Abend, von dem an Alfred und Bertha keine Auswanderer mehr waren, der Abend, mit dem die Estancia zum abgeschlossenen Heldenkapitel in der Familienfolklore werden konnte – um nebenher als ferne, aber warm sprudelnde Einnahmequelle noch einigen Generationen Annehmlichkeiten zu bereiten."
Als 100 Jahre später der Nachfahre Udo mit
seiner viel jüngeren frisch angetrauten Frau Sigrid den alten
Familienbesitz inspiziert, um ihn zu verkaufen, drängt sich ihm die
Vergangenheit auf und droht ihn aus dem Tritt zu bringen. Das gelingt
erst bei Udos Sohn Marco, der sich auf die Suche nach Lebenszeichen von
Friederike macht und dabei einem gut getarnten Familiengeheimnis auf die
Spur kommt.
Michael Ebmeyer hat mir schier schlafwandlerischer Sicherheit die
richtigen Worte für diese deutsch-argentinische Familienfolklore
getroffen, einen mitreißenden Rhythmus, den er bis zum Ende durchhält.
Info: Michael Ebmeyer, Landungen, Kein & Aber, 365 S., 19,90 Euro