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(Buch)
Autor: Avram Kantor
Verlag: Hanser Erschienen am: 2008-03 Seiten: 205 ISBN: 3446209034 |
So kann diese Geschichte nur in Israel spielen. Eine orthodoxe Sekte streckt die Fühler nach jungen Juden aus, die gerade dabei sind, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Kobi ist einer von ihnen. Und seine Veränderung fällt am ersten dem kleinen Bruder auf.
Kein Wunder, ist dieser doch mehr als andere auf wortlose Verständigung angewiesen. Der Junge kann nicht sprechen. Aber hören kann er sehr wohl – und genau hinschauen. Mit seinen Eltern und mit seinem Bruder versteht er sich auch ohne Worte, zumindest bis zu Kobis Verwandlung. Zwar hat der große Bruder schon immer auf den kleinen hinuntergeschaut und ihn nicht für voll genommen. Aber zumindest nach außen hin hat er ihn verteidigt. Jetzt fühlt sich der kleine Bruder in die Pflicht genommen, den seiner Familie fremd gewordenen Kobi aus den Fängen der Sekte zu befreien.
Dabei kommt ihm zu Hilfe, dass er schon lange lesen und schreiben kann. Keiner kann sich vorstellen, dass er sich diese Kenntnisse ganz allein am Computer beigebracht hat. Und nicht einmal Kobi ahnt, wie mutig sein kleiner Bruder sein kann…
Avran Kantor schreibt aus der Sicht des kleinen Bruders und das macht dieses Buch so herzzerreißend. Der Leser kann nicht auf Distanz gehen, er fühlt, was der Junge fühlt und spürt, welche Überwindung es für ihn bedeutet, aus seiner verschlossenen aber sicheren Welt auszubrechen. Kantor hat nicht nur einen Roman über zwei ganz unterschiedliche Brüder geschrieben, einen Roman über den Willen, der Barrieren überwinden kann. Er hat auch einen Roman über das religiöse Leben und die daraus entstehenden Probleme in Israel geschrieben. Ein Buch mit vielen Facetten, spannend und anrührend zu gleich. Ein Buch, das Mut macht, es mit dem Schicksal aufzunehmen.
Info: Avram Kantor: Die erste Stimme, Ich und mein Bruder – Mein Bruder und ich, Hanser, 14,90 Euro
