Zu Hause bei Sissi & Co: Das Schlosshotel Fuschl

 „Die könnte was erzählen, die Kutsche“,  sagt Richard Fellner, Wagnermeister und Chauffeur im Hotel Schloss Fuschl. Der 49-jährige mit dem karierten Hemd und der braunen Hose steht vor einer Kutsche von Kaiser Franz Joseph und streicht versonnen über die glänzenden Speichen. „Damit ist der Kaiser immer zu seiner Geliebten gefahren, der Katharina Schratt.“ Und das im Sissi-Schloss! In dem Haus, das in den beliebten Sissi-Filmen eine Hauptrolle spielte – damals als es als Schloss Possenhofen posierte und als Romy Schneider in der Rolle der jungen Sissi den Garten über dem silbrig schimmernden Fuschlsee mit perlendem Lachen erfüllte.


Nicht nur die Kaiser-Kutsche könnte hier Geschichten erzählen. Das
ganze Areal atmet Geschichte. Und was für eine! Nicht nur
Kaiser-Darsteller logierten hier, sondern veritable Staatenlenker wie
der sowjetische Staats- und Parteichef Chruschtschow, der ägyptische
Staatspräsident Anwar as Sadat, der amerikanische Präsident Gerald Ford
oder der chinesische Staatschef Jiang Zemin, ganz abgesehen von den
Fürstbischöfen und Adligen früherer Zeiten und den Stars und Sternchen
in den Fünfzigern, als der Salzbaron Adi Vogel mit seiner Frau Winnie
Markus
in den historischen Mauern rauschende Feste feierte.
 Man wollte die dunkle Zeit des Dritten Reiches vergessen, die auch in
der Idylle von Fuschl Spuren hinterlassen hat. Der damalige
Schlossbesitzer Gustav von Remiz war wegen seiner Aktivitäten bei der
„Vaterländischen Front“ ins KZ Dachau gebracht worden, wo er starb. 
Reichsaußenminister Joachim von Ribbentropp machte das Schloss zu
seinem Sommerwohnsitz, wo er verbündete Staatschefs und Diplomaten
empfing. In den letzten Kriegsmonaten wurde die  
nationalsozialistische Außenpolitik auch von Fuschl aus gesteuert.
Heute kommen Politiker und Prominente höchstens, um sich im noblen
Ambiente so richtig verwöhnen zu lassen. Das traditionsreiche
Schlosshotel gehört seit 2001 zur Premium-Marke der ArabellaSheraton
Gruppe, „The Luxury Collection“. Und  seit der umfassenden Renovierung
im letzten Jahr können die Gäste erst recht im Luxus schwelgen. Das  
neue, puristische Spa und das coole,  Schwarz-silberne
Gourmet-Restaurant „Imperial“ kontrastieren perfekt mit dem
traditionellen Baustil des Schlosses und  den üppig dekorierten Zimmern
und Suiten, in denen sich die Gäste in Stil der Renaissance, des
Empire, des Barock oder des Biedermeier betten können. Oder romantisch
wie die Film-Sissi und ihr „Franzerl“ im Frühling ihrer Liebe. Im neuen
Sissi-Museum kann man sich von Romy Schneider alias Sissi die
Inspiration zum Kuscheln holen und sich in k.-u-k.-Zeiten
zurückversetzen. Sogar der Märchenkönig ist präsent: mit einer (echten)
Locke seines Haupthaars.
Die Liebespaare von heute fahren nicht mehr mit der Kutsche, sondern
mit einem Rolls Royce und Richard Fellner sitzt am Steuer. Er liebt es,
die edlen Karossen spazieren zu fahren. War es doch ein langer Weg vom
Bergbauernbub über den Metzgergesellen bis zum Wagenmeister im Schloss,
seinen „Traumjob“. Stolz wie ein König präsentiert er die blitzblanken
Luxus-Gefährte, den Rolls Royce Phantom, den Silver Cloud und den 
Tigerauge“, extra angefertigt für die Jagdausflüge des Maharadschas
von Jaipur, auch den Horch mit der „fraulichen Silhouette“.
Die Oldtimer sind seine Familie, er hegt und pflegt sie, wie andere
nicht einmal ihre Kinder. Jedes einzelne fährt er im Monat 50
Kilometer, „das braucht so ein Luxusauto“. Im Winter, wenn draußen
Schnee liegt, schiebt er die Autos immer wieder ein paar Meter nach
vorne, um „Stehschäden“ zu vermeiden. Fast zärtlich streichelt der
schwere Mann die schimmernden Kotflügel des Phantom. „Da könnt ich drin
schlafen“, flüstert er, „In den bin ich richtig verknallt.“ Gerne teilt
Fellner seine Leidenschaft mit den Gästen bei den beliebten
Oldtimer-Ausfahrten auf kaiserlichen Spuren. „Das Salzkammergut ist
eine perfekte Kulisse für diese Autos“, weiß er. „Man fährt nicht
einfach von A nach B, man fährt vor.“
Vorgefahren wird auch an der Rezeption des Hotels und in der Garage
stehen die teuren Karossen Spalier. Die betuchten Gäste erwartet
schließlich nicht irgendein Hotel, sondern auch eine lebendiges Museum.
Der Münchner Kunsthändler Konrad O. Bernheimer hat das Schloss in
Zusammenarbeit mit Stefan Schörghuber in eine Art begehbares
Gesamtkunstwerk verwandelt unter dem Motto „Probewohnen mit Alten
Meistern“. Die Meisterwerke aus dem 17. und 18. Jahrhundert hängen zum
Greifen nah auch in den Zimmern und manchmal gibt’s blinden Alarm, weil
ein Gast beim Stühlerücken versehentlich dem Bild zu nahe gekommen ist.
 „Die Gemälde sind ja nicht fürs Museum gemacht“, begründet Karin Wabro
die ungewöhnliche Nähe. Die Kunststudentin führt gelegentlich
interessierte Gäste durch die Galerie in den Gängen und in der Bar und
entdeckt dabei immer wieder neue Details. „Viele Menschen haben den
Zugang zu den Bildern verloren“, stellt sie bedauernd fest. „Sie können
sich nicht mehr einlassen auf die Bildersprache.“ Karin Wabro kann es,
mit wachsender Begeisterung entschlüsselt sie die reizvollen, manchmal
auch erotischen Geschichten, die ganz harmlose Stillleben erzählen.
Stillleben ganz anderer Art sind die Spezialität von Küchenchef Thomas
M. Walkensteine
r. Der groß gewachsene Vorarlberger und dreifache
Haubenkoch ist ein Perfektionist und er hat die Gastronomie des Hauses
revolutioniert. Der Witzigmann-Schüler betrachtet seinen Beruf als
„never ending story“. Er ist „hungrig nach Wissen“, will verstehen, was
er macht: „Wir kennen heute die Kernenergie der Sonne, wissen aber
nicht, was in einem Knödel passiert, wenn er kocht.“ Dabei sieht sich
Walkensteiner nicht etwa als Mann der Experimente oder gar als
Entertainer. „Ich bin Koch“, sagt er selbstbewusst, „und ich beherrsche
mein Handwerk“.
Sein Handwerk, das ist eine gesunde, leichte, inspirierte Küche mit
„allerbesten Zutaten aus der Region“, die er gerne mit Exotischem
kombiniert. So harmoniert der Kartoffelschaum mit Kaviar auf
Brennesselspinat und das Filet vom Milchkalb wird im
Rote-Rüben-Granulat gegart mit Jamaika Blue Mountain Kaffee und
Schwarzwurzeln zur Geschmacksreise. Den Respekt für die natürlichen
Produkte hat der zweifache Vater („Ich bin ja auch schon 42“) bei
Witzigmann gelernt, dem „großen alten Meister“, sein Vorbild ist der
Dreisternekoch Dieter Müller (Schlosshotel Lerbach)und seine heimliche
Liebe gilt Mutters Küche. An seinen freien Tagen lässt er sich gern
bekochen. „Saure Nieren und geröstete Leber“ gehören zu seinen
Lieblingsgerichten.
 So bodenständig sind die Gerichte nicht, die er im stylischen
Gourmet-Restaurant kredenzt. Das schwarz-silberne Ambiente ist ganz auf
den großen Auftritt hin inszeniert: „Die Farbe bringt das Essen auf den
Tisch.“ Die Atmosphäre ist so ganz anders als im übrigen Haus, fast
großstädtisch futuristisch. Walkensteiner lacht. Ja, das Restaurant ist
„ein Ort für sich. Es könnte auch in New York, Paris oder in Moskau
sein“. Bei der Planung hat ihm der Hotelbesitzer freie Hand gelassen
und dafür ist er dankbar ebenso wie für sein „bombastisches Team“. Und
der Haubenkoch revanchiert sich, sorgt dafür, dass sich die Zimmer und
Suiten füllen – mit Genießern. „Wenn ich Zeit und Muße habe, ist der
Geschmack doppelt so stark“, begründet der Meisterkoch  die
Gourmet-Wallfahrt nach Fuschl.
Info: Hotel Schloss Fuschl, Schloss-Str. 19, 5322 Hof bei Salzburg,
Tel. 0043/6229/22530, Fax 22531531, E-Mail:
schloss.fuschl@arabellasheraton.com, www.schlossfuschl.at
Spezielles Angebot: Zwei ÜF in einem Grand Deluxe DZ, Viergang-Menü im
Schlossrestaurant, Begrüßungs-Champagner, Spa-Besuch 419,50 Euro pro
Person
                  
 

 

Es gibt bisher keine Kommentare.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert