Hinter den sieben Bergen liegt das Zwergenreich von Braunwald. Ein Sonnenbalkon im Kanton Glarus und mittendrin das Märchenhotel Bellevue. Ein Märchenhotel? Martin Vogel und seine Frau Lydia haben aus dem alten Kasten des früheren Grandhotels ein Hotel für Familien gemacht, ein Hotel, in dem Märchen wahr werden. Zum Beispiel das von den Elefanten, die über die Berge gehen. Ende Juni
steigen zwei Dickhäuter über den Felssteig hinauf auf die
Sonnenterasse. Ganz allein geht das natürlich nicht, schließlich war
ein ganzes Heer dabei als Hannibal mit seinen Elefanten die Alpen
überquerte. Die zwei Elefantendamen aus dem Zirkus Krone führt
Dompteur Wendel Huber sicher auf den Berg. Und da bleiben sie erst mal
bis zur letzten Augustwoche und machen den Geißen und dem Hotelhasen
Fridolin Konkurrenz. Denn jeden Nachmittag gibt’s eine Comedy Show mit
den Elefanten und drei Hunden. Der Zwerg Bartli freut sich schon darauf
und mit ihm die vielen Kinder, die im Märchenhotel zauberhafte Ferien
verleben.
Der Zwerg mit dem langen weißen Bart, der roten Hose, dem grünen Wams
und den klobigen Wanderschuhen ist hier allgegenwärtig – als
Schlüsselanhänger. Oder in den Märchen, die der „Märli-Onkel“ Martin
Vogel allabendlich erzählt. Oder auf dem Zwerg-Bartli-Weg zwischen
Tiidis Hüsli und Rindenhüttli, wo er – wohl ganz unabsichtlich –
überall seine Spuren hinterlassen hat. Die Kinder sind ganz aufgeregt,
nachdem sie einen Brief gefunden haben, in dem der Zwerg ihnen allerlei
Überraschungen verheißt. Und, ob du’s glaubst oder nicht: gleich
hinterm Zwergenschloss liegen sie, die essbaren Wurzeln. Nur einer
fehlt: „Ja, wo ist er denn nun, der Zwerg Bartli?“ fragt Jasper (7 1/2)
aus Berlin unverblümt. „Können wir ihn sehen, Onkel, bitte, bitte,“
betteln Annika (6) und Ella (5 ½). Martin Vogel vertröstet die kleinen
Großstädter, die voller Ungeduld an seinem Hemd zerren. So ein Zwerg,
sagt er, „ist nun mal ganz klein“ und deshalb habe er Angst vor den
großen Menschen. „Aber wir sind doch Kinder und auch klein,“ wendet die
achtjährige Nele ein und der dreieinhalbjährige Max, der bislang munter
auf seinen krummen Beinchen mitgehalten hat, nickt eifrig und schaut
mit großen Augen um sich. Er ist der kleinste der siebenköpfigen
Kindergruppe. Nele ist die älteste.
Blitzt da nicht etwas Rotes im Gras? Vielleicht läuft der Zwerg Bartli
nur voraus und wartet in der Edelsteinspalte. Die Kinder hält es nicht
mehr. Sie wollen weiter. Die Müdigkeit ist wie weggeblasen. Nur Ella
besteht auf ihrem Stammplatz auf den Schultern des Märli-Onkels. Und
dann hat Lioba (6 ½) den Schatz entdeckt: süße Steine. Aufgeregt
sammelt sie ein paar der glitzernden Brocken ein, um sie ihrer Mama zu
schenken. Jasper und Adrian (7) geben sich cool, sacken aber auch eine
Portion Steine ein. Und Max kann gar nicht genug kriegen. „Mmm, Mama,
das schmeckt,“ grinst er schelmisch und hält seiner Mutter einen
verschmierten „Edelstein“ hin. „Wollen wir nicht ein paar Steine übrig
lassen – für die anderen Kinder?“ fragt eine der Mütter. Die Kinder
nicken ernst mit den Köpfen. Ja doch, das ist eine gute Idee.
Jetzt aber haben sie erst einmal Hunger. „Mama, wann gibt’s was zu
essen,“ quengelt Max. „Mama, mir tun die Füße weh, wie weit ist es denn
noch,“ jammert Annika. Der Märli-Onkel hat ein Einsehen. Eigentlich
wollte er mit den Kindern noch in die Zwergen-Höhle. Aber vielleicht
ist der Zwerg Bartli ja auch gar nicht dort, sondern in seinem
Wochenendhaus, dem Rindenhüttli? Da siehst du’s, Zwerg Bartli ist ein
moderner Zwerg mit Zweitwohnsitz.
Und hast du nicht gesehen: in der Hütte mit dem Bettchen, dem
Tischchen und dem Stühlchen liegt etwas. „Ein angebissenes Brot,“
vermeldet Jasper, der sich als erster hineingewagt hat. „Noch ganz
frisch,“ ruft Adrian aufgeregt, „und ein Radieschen, auch angebissen.“
Jetzt müssen auch die Mädels ran und Max folgt ihnen auf den Fersen.
Aufgeregt diskutieren die Kinder, wann der Zwerg wohl da gewesen war
und wo er hingegangen sein könnte.
Lioba sieht gleich: ein Schneewittchen fehlt hier noch, das Ordnung
schafft. Die Jungs werden kurzerhand auf den Balkon befördert und die
Mädchen übernehmen drinnen das Szepter, sprich den Besen. Erst der Duft
nach Bratwurst vom Grill lockt sie aus der Hütte. Und während des
Essens wird weiter gerätselt, wo sich der Zwerg Bartli denn nun
versteckt haben könnte. Zur Sicherheit singen sie ihm noch ein Lied,
zwei, drei: „Zwe-erg Baartli, Zwe-erg Baartli, bist du da, bist du da?
Bitte, bitte zeig dich, bitte bitte zeig dich, lieber Mann, lieber
Mann!“ Aber der liebe Mann zeigt sich nicht – auch nicht am Abend im
Märchenhotel.
Dafür liegt im Kinderzimmer schon ein Brief von ihm, in dem er sich für
das schöne Lied bedankt. Nele liest ihn vor, während Lioba auf dem
Tretroller durchs Zimmer flitzt. Bartli wünscht sich von den Kindern
ein Gemälde. Nach der ChinderZnacht, dem Kinderessen, haben sie
vielleicht Zeit dazu. Aber zuerst wird ordentlich geplantscht im
erfrischenden Pool. Und später erzählt der Märli-Onkel noch eine
Geschichte, so wie er es jeden Abend macht. Seit 30 Jahren. Und wie
jeden Abend hängen die Kinder an seinen Lippen und fiebern mit, wie die
Geschichte wohl wohl ausgeht. Natürlich hat sie ein glückliches Ende
wie das bei Märchen so üblich ist. So wie die Geschichte vom
Märchenhotel, das die Vogels vor langer Zeit aus dem Dornröschenschlaf
geweckt haben. Damals, als es „ein verlotterter, schiefer Kasten“ war
und Martins kleiner Bruder meinte: „Das wird ein Bombengeschäft – du
musst eine Geisterbahn draus machen.“
Eine Geisterbahn hat Martin Vogel nicht aus dem Grandhotel gemacht,
aber verzaubert hat er es schon: in ein Hotel, wo die Kleinsten die
Größten sind. So wie es sich im Reich der Zwerge eben gehört.
Info: Das autofreie Braunwald ist über Glarus zu erreichen. Mit der
Braunwaldbahn, einer Standseilbahn, die 1907 gebaut wurde, ist man in
rund fünf Minuten von Linthal in Braunwald. Dort wartet schon der
Elektro-Shuttle des Märchenhotels.
Das ehemalige Grandhotel ist eine Hochburg für Kinder mit eigenem
Speisesaal für die Kleinen, Kinderrezeption, einem Aufzug, der mitten
durch ein Aquarium führt, Geißen, dem Hotelhasen, Kinderbetreuung,
Kinderspielzimmer und natürlich den Märchen des Zwergen Bartli. Aber
auch die Großen kommen nicht zu kurz. Der wunderbare alte Speisesaal
mit den Kronleuchtern ist eine schöne Kulisse für die abendlichen
Genüsse. Und auf dem Dach des Hauses verspricht „Wellness on the top“
zum körperlichen Wohlbefinden noch den Rundumblick auf die umstehenden
Bergriesen. In den Sommerferien haben die Vogels zwei spezielle
Angebote für Familien: Noch bis 8. Juli und vom 19. August bis 16.
September kostet eine Woche pro erwachsener Person 980 Schweizer
Franken (zirka 623 Euro). In der Zeit vom 15. Juli bis 19. August
zahlen Erwachsene 1050 Schweizer Franken (zirka 667 Euro) pro Woche.
Kinder bis sechs Jahre sind gratis, Sechs- bis Neunjährige zahlen 30
Prozent, Zwölf- bis 16-Jährige 70 Prozent im Zimmer der Eltern. Das
Package beinhaltet eine Woche Halbpension inklusive Kinderbetreuung und
Wellness für die Erwachsenen: Märchenhotel Bellevue, Ch-8784
Braunwald, Tel. 0041/556537171, Fax 55643 1000, E-Mail:
info@maerchenhotel.ch, www.maerchenhotel.ch