Es hätte schlimmer kommen können – nach Corona und mit dem Krieg in der Ukraine. Doch die Reiseanalyse (RA), die diesmal schon im Vorfeld der weltgrößten Reisemesse, der ITB Berlin, vorgestellt wurde, bestätigt die Resilienz des Tourismus. Schon 2022 stieg demnach die Zahl der Urlaubsreisen wieder kräftig an – auf 67 Millionen. Die Ausgaben erreichten sogar einen neuen Rekordwert von fast 79 Milliarden Euro.
Für dieses Jahr, so das Ergebnis der Reiseanalyse, „bestätigt sich der Stellenwert der Urlaubsreise als Konsumgut“ trotz der unsicheren wirtschaftlichen Lage. 69 Prozent der Deutschen planen sicher zu verreisen, 17 Prozent sind unsicher und nur 13 Prozent planen gar keine Reise.
Positive Entwicklung 2022
Schon 2022 war die Entwicklung positiv. 52,9 Millionen Deutsche machten im Vorjahr eine Urlaubsreise – sieben Prozent mehr als 2021. 73 Prozent der Reisen gingen ins Ausland. Mit einem Anteil von 27 Prozent blieb Deutschland das Reiseziel Nr. 1, musste allerdings einen Rückgang von zwei Millionen Reisen hinnehmen.
Bayern ist Spitze
Bei den Kurzreisen unter fünf Tagen war das Inland mit einem Anteil von 80 Prozent allerdings nicht zu schlagen. Wobei Bayern wie vor der Pandemie das Ranking der Bundesländer anführte, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Flugreisen holen auf
Auch im Ausland war es wie vor Corona: Spanien belegte Platz 1 vor Italien und der Türkei. Bei den Verkehrsmitteln holten die Flugreisen wieder auf mit einem Plus von neun Millionen im Vergleich zu 2021. Die Reisedauer war mit 12,7 Tagen länger als in den beiden Pandemie-Jahren. Und die Reiseausgaben lagen mit 1.171 Euro deutlich über den Werten der Vorjahre. 2021 waren es 1017 Euro, 2019 1032 Euro. Noch ein Trend: Erstmals wurden 2022 mehr als die Hälfte aller Urlaubsreisen online gebucht.
Skeptische 50 Prozent
Die Aussichten für dieses Jahr haben sich laut Ulf Sonntag, Projektleiter der RA, eher eingetrübt. 50 Prozent der Deutschen erwarten eine Verschlechterung in den kommenden Monaten. Das spiegelt sich in den Urlaubsabsichten: 66 Prozent sagen demnach, sie hätten genug Zeit für Urlaub. Genug Geld und Lust auf Urlaubsreisen attestieren sich 54 Prozent. Mit Sicherheit verreisen wollen 69 Prozent.
Große Lust zu verreisen
Die Gründe für die Lust zu verreisen sind vielfältig: Sonne, Abstand zum Alltag, Spaß, Entspannung, gemeinsame Zeit, sich verwöhnen lassen. Entsprechend fällt die Wahl der Urlaubsformen aus: Ganz vorne liegen Erholungs- und Badeurlaub vor Familienurlaub und Städtereise. Immerhin 35 Prozent entscheiden sich für einen Natururlaub, 18 Prozent für einen Aktivurlaub.
Der Geldbeutel entscheidet
Auffallend, so Sonntag, dass hochpreisige Urlaubsformen wie etwa Kreuzfahrten ebenso im Aufwind lägen wie günstige Urlaube etwa im Zelt: „Das Reisenkönnen hängt stark mit dem Geldbeutel zusammen.“
Statt ganz auf einen Urlaub zu verzichten, setzen die Bundesbürger laut der BAT-Stiftung eher auf abgespeckte Ferien. Sie wollen sich zum Beispiel beim Shopping einschränken, manche planen Reisen in der Neben- statt in der Hauptsaison oder wählen ein möglichst preiswertes Ziel.
Hoher Stellenwert des Reisens
Vor der Reisemesse jedenfalls ist der Optimismus groß. Das bestätigt auch die aktuelle ADAC Tourismusstudie. Danach geht jeder Dritte der 5000 Befragten davon aus, dass sich sein Urlaubsbedürfnis gegenüber dem Vorjahr noch weiter erhöhen werde. „Die Krisenjahre haben den Stellenwert des Reisens nochmal erhöht“, stellt die Studie fest.
Vor einem Rekordjahr?
„Reisebüros und Reiseveranstalter sind mit Volldampf in dieses Jahr gestartet“, so der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig. Nach seiner Einschätzung ist das Niveau von 2019 in Sichtweite. Andere Experten halten gar ein Rekordjahr für möglich. Auch international ist von einer Aufholjagd die Rede.
Verlässlicher Markt
Der IPK World Travel Monitor® ermittelte für das Reisejahr 2022 einen weltweiten Anstieg der Auslandsreisen um 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was einem weltweiten Reisevolumen im Jahr 2022 von knapp 700 Millionen Reisen entspricht und damit 66 Prozent des Vorkrisen-Niveaus. Nur die Auslandsreisen der Asiaten liegen demnach noch unter dem Niveau von 2019, vor allem aufgrund der rigiden Corona-Politik Chinas.
Auch da scheint zu gelten, was Ulf Sonntag für die Ergebnisse der RA resümiert: „Der Reisemarkt ist verlässlich.“
Zur Reiseanalyse
Die Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) wird seit 53 jährlich erhoben. Grundlage sind 13.000 Befragungen von Deutschen über 14 Jahren zu ihrem Reiseverhalten im letzten und ihren Reiseplänen im kommenden Jahr.