Kennen Sie den Murrhardter Ölberg? Nein? Auch der Name Murrhardt sagt Ihnen nichts? Dann sollten Sie das schleunigst ändern und einen Ausflug in den Schwäbisch-Fränkischen Wald einplanen. Die hügelige Waldlandschaft im touristischen Windschatten ist immer noch ein Geheimtipp. Dabei wird sie vom Limes durchschnitten, der inzwischen selbst da Weltkulturerbe ist, wo er unsichtbar unter der Erde verläuft.
Limes-Cicerones, also ausgebildete Führer mit archäologischen und geschichtlichen Grundkenntnissen, begleiten Interessierte bei Ausflügen in die Römerzeit und zu den wichtigsten Limes-Punkten: dem Kleinkastell am Ebnisee etwa, das völlig im Erdboden versunken ist, dem nachgebauten Ostkastell in Welzheim oder eben nach Murrhardt ins Carl-Schweizer-Museum. Denn Murrhardt war nicht nur eine der frühesten und wichtigsten Klostergründungen im siebten Jahrhundert, die Geschichte der Kleinstadt reicht bis in die Römerzeit zurück.
Viel ist nicht mehr übrig geblieben von den römischen Befestigungsanlagen, von Tempeln und Grabmalen. Manches wurde verbaut, anderes zerschlagen, wieder anderes in Museen entführt. Aus dem Scherbenhaufen der Geschichte wurde in Murrhardt dank der Initiative von Carl Schweizer ein schmuckes Museum. Zwar sind die großen Exponate Kopien, aber sie vermitteln doch einen guten Eindruck vom römischen Leben und der römischen Kultur. Vor allem, wenn der Hausherr Dr. Rolf Schweizer selbst die Besucher an der Hand nimmt. Der Mann ist nicht nur ein enthusiastischer Sammler, sondern auch ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler. Unter seiner Führung lernen Steine sprechen.
Und Steiner ist tatsächlich steinreich. Denn er hat nicht nur römische Hinterlassenschaften gesammelt, sondern die Original-Bauteile der spätromanischen Walterichskapelle aufgekauft, die beim Umbau der Spitzhacke zum Opfer zu fallen drohten. Stein für Stein hat er mit seiner Familie das Portal und Teile des Kreuzgangs wieder aufgebaut. „Wenn andere ins Kino gingen, haben wir uns im Keller getroffen,” erinnert er sich. „Das war mein Hobby.” Ein Hobby, an dem er andere teilhaben lässt. Vor allem Schulklassen kommen gern in das kleine, feine Museum, das neben dem geschichtlichen Teil auch eine naturkundliche Sammlung beherbergt. Von Haus aus sind die Steiners nämlich Tierpräparatoren.
Steiner weiß auch, wo der Schlüssel zum Murrhardter Ölberg zu finden ist, einem holzgeschnitzten Triptichon an der Außenwand der Walterichskirche, das nur am Karfreitag und über Ostern in voller Schönheit zu sehen ist. Die farbenprächtigen Ölberg-Szenerie aus der Riemenschneider-Schule ist ein Spiegel spätmittelalterlichen Alltags. Und Walterich, der Namensgeber der Kirche, war Gründungsabt des Murrhardter Klosters. Er liegt in einem steinernen Sarkophag, dessen eine Wand ein auf den Kopf gestelltes römisches Relief trägt: Romulus und Remus und die Wölfin. So kommen in Murrhardt die Zeiten zusammen.
Gemütlicher Ausgangspunkt für Ausflüge in den Schwäbischen Wald und an den Limes ist das Hotel Schassberger am Ebnisee. In dem glänzenden Auge des Sees spiegelt sich der dunkle Tann, hinter dem sich das Traditionshotel versteckt. Ähnlich wie die Schweizers in Murrhardt sich ihrem Museum verpflichtet fühlen, fühlen sich die Schassbergers am Ebnisee seit Generationen dem Gast verpflichtet. Wo einst Forstknechte schliefen, fühlen sich dank der Fürsorge von Ernst Karl und Ulrike Schassberger heute die Gäste geborgen. Brüderlein und Schwesterlein führen in der siebten Generation das Haus und sie lassen sich viel einfallen, damit ihre Gäste nicht nur kulinarisch sondern auch kulturell genießen können zum Beispiel einen Limesspaziergang oder einen Ausflug nach Murrhardt.
Hotel Schassberger, Ebnisee OHG, Winnenderstr. 10, 73667 Ebnisee, Tel. 07184/2920, Fax 292204, E-Mail:info@schassberger.de, www.schassberger.de
Das Erlebniswochenende (z.B. Limes-Wochenende) gibt’s ab 145 ¤ mit zwei ÜF, Aufpreis fürs Gallus-Menü 45 ¤.
Carl-Schweizer-Museum, Seegasse 36, 71540 Murrhardt, Tel. 07192/5402, Fax
936188, E-Mail: info@carl-schweizer-museum.de, www.carl-schweizer-museum.de. Eintritt für Erwachsene 2,50 ¤, Das Museum ist zwischen Allerheiligen und Karfreitag geschlossen. Sonderführungen nach Voranmeldung.